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From USS Baikonur

Stolz und Geheimnis
Autor: Lemexx Ranoo
Sternzeit: 67.932,9


Wunderbar, ein Jahr Raumflug und ich hab nicht mehr als einen Koffer und einen Rucksack Gepäck., dachte die Schiffsärztin der Baikonur, als sie mit dem Packen ihrer persönlichen Güter fertig war. Jetzt noch ein abschließender Besuch in der Krankenstation und dann ist es erstmal vorbei mit der Dienstzeit. Hoffentlich veranstaltet keiner irgendeine Abschieds-Überaschungs-Party-Dingens-Bummens.

Auf dem Gang war niemand außer ihr selbst zu sehen. Gelassen schlenderte Bata Karel den Korridor entlang Richtung Krankenstation. Plötzlich riß sie eine starke Erschütterung des ganzen Schiffs zur Seite und sie prallte unsanft mit der Schulter voran gegen die Wand zu ihrer linken. Während das Schiff immer noch stark zitterte, kam Karel irgendwie wieder auf die Beine und arbeitete sich unter weiteren starken Erschütterungen durch den Flur bis zum Eingang zur Krankenstation.

Als Karel ihre Station betrat, überraschte sie reger Betrieb. Einige Biobetten waren bereits mit Verletzten belegt. Die meisten Patienten hatten Brandwunden und offene Frakturen zu beklagen. Die Krankenschwestern und das MHN waren bereits bei der Arbeit und somit zu sehr beschäftigt, als ihr den Grund für dieses Dilemma erklären zu können.

"Doktor an Brücke!", rief Bata durch den Kom-Kanal, nachdem sie auf ihren Kommunikator getippt hatte.

"Rubliowa hier, es ist gerade ein ziemlich schlechter Zeitpunkt Doktor."

"Dann die Kurzfassung bitte, damit ich mich auf die Verletzten vorbereiten kann!" Ein kurzes Knacken ging durch den Kom-Kanal. Dann war es ruhig. Die Verbindung war tot. Bata versuchte es noch einmal, erhielt aber keinerlei Antwort mehr. Dann versagte auch die Beleuchtung auf der Krankenstation und die Notbeleuchtung aktivierte sich kurz darauf. Ruhe umgab die Ärztin. Das Summen der Schiffsmotoren war verklungen und es herrschte eine merkwürdige Stille im Raum. Niemand bewegte sich. Alle harrten der Dinge, die da kommen sollten...


ca. 26 Stunden zuvor

"Privates Computerlogbuch Bata Karel: Meine Abreise ist nun zum Greifen nah. Genau wie der Abschluß der Verhandlungen zwischen Föderation und Sheliak, wodurch sich mein Abschied von der Baikonur nach Vulkan um einige Tage verzögert hat. Am liebsten hätte ich mir schon längst ein Shuttle genommen und wäre sofort losgeflogen, aber ein paar Tage mehr unter dieser Crew werden mich wohl nicht umbringen. Die Zeit auf diesem Schiff verlief eigentlich ziemlich ereignislos, was meine medizinischen Leistungen anbelangte, wenngleich ich dennoch eine gewisse Verbundenheit zu dem ein oder anderen Crewmitglied nicht leugnen kann. Die Kletterpartien mit Smock werden mir wohl genauso abgehen, wie die ewigen Diskussionsorgien mit diesem notgeilen Counselor. Vielleicht sollte ich mich doch offiziell von allen verabschieden." Eine Pause folgte, in der Bata überlegte. Dann: "Computer, lösche den letzten Satz!" Ein kurzer Quittungston verriet ihr die erfolgreiche Ausführung dieses Befehls. "Nach dem Beenden der Verhandlungen wird sich die Baikonur im Elani-System mit der USS New Hope treffen. Diese wird mich dann zum Vulkan bringen, wo ich mein Studium beginnen werde. Vorher werde ich aber meine verbleibende Zeit auf dem Schiff noch produktiv verbringen. Und zwar im Salyut. Logbucheintrag Ende."


"Dokar ist nicht erschienen. Wieso nur?", murmelte Andasa leise vor sich hin, als er mit Diana Kolbrook auf dem großen Flur vor dem Verhandlungsraum auf Chantil IV stand. Die Verhandlung wurde gerade unterbrochen und Andasa und Diana nutzten die gegebene Zeit, um sich auf dem Korridor, so gut es ging, etwas Entspannung zu verschaffen.

"Hatten sie denn so sehr mit seinem Erscheinen gerechnet?", wollte Diana wissen.

"Ich hatte schon eine gewisse Hoffnung. Stattdessen schicken sie diesen unerfahrenen Tamarianer. Dieser Hanok hat doch keine Ahnung vom notwendigen Neutralismus einer Vermittlerposition."

"Immerhin ist er schon einige Jahre in seinem Amt. Man möchte meinen, das er schon einige Erfahrungen mitbringt, oder? Andasa, was ist los mit ihnen? Seit wir unsere gemeinsame Arbeit aufgenommen haben, sind sie derart vertieft in diese Sache, das man meinen möchte, es existiert nichts anderes für sie."

"Gewissermaßen ist das auch so. Immerhin legt die Sternenflotte hier eine sehr große Verantwortung in meine Hände. Ich sollte mich also nich mit Unzulänglichkeiten aufhalten."

Kolbrook brauchte einen Moment um diese "Auskunft" zu verarbeiten: "SIE sollten sich nicht aufhalten? Ist das hier nicht doch vielleicht auch ein ganz klein wenig Teamwork?"

"Commander, vielleicht haben sie es noch nicht erkannt, aber sie hätten in diesen Verhandlungen ohne mich und meine Kenntnisse der tamarianischen Kommunikation keine Chance zu einem Erfolg zu kommen. Also bleiben sie ruhig und vertrauen sie mir einfach. Cyrano dé verbal wird das Baby schon schaukeln." Diana's Gedanken überschlugen sich angesichts dieser arroganten Offenbarung. Wie kann er nur so einen Müll reden. Cyrano dé verbal. Ich werd dir was.

Auch Andasa selbst konnte nicht wirklich glauben, was er da gerade gesagt hatte. Hatte ihn das Solex jetzt soweit? Er hätte diese Frau früher niemals so behandelt. Und jetz prasselte es einfach so aus ihm heraus.

Inzwischen hatte sich die Commander wieder gesammelt: "Mister Andasa", hob sie mit fester Stimme an, "wenn das hier vorbei ist, werden wir uns unterhalten. Und zwar mitsamt ihrem Counselor über Verhaltensweisen übergeordneten Offizieren gegenüber. Und jetzt lassen sie uns wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren!" Mit diesen Worten und einem scharfen Blick in Andasas Augen ging sie schnurstracks wieder in den großen Saal zurück.

Andasa war immernoch sehr verdutzt von seinem Verhalten und folgte ihr nachdenklich.


"Um an dieses Stück heranzukommen, müßten wir die Verhandlungen unterbrechen und das hieße, wir würden zu viel Aufmerksamkeit erregen. Die Regierung würde es erfahren und die Sheliak würden die Föderation vielleicht offiziell um Hilfe ersuchen. Das wäre das Ende der Rebellion. Die Regierung würde die Sternenflotte gegen uns benutzen. Nein, wir müssen uns selbst helfen."

Ein mysteriöser Tamarianer und Raynes, ein Sheliak, standen in irgend einer dunklen Ecke auf dem Planeten Chantil IV ganz in der Nähe des Diplomatenpalastes, in dem gerade die Verhandlungen zwischen Föderation und Sheliak stattfanden. Raynes sah die Angelegenheit allerdings etwas unproblematischer als sein Gegenüber: "Es wird gar nicht nötig sein, die Verhandlungen zu unterbrechen. Hanok wird uns helfen. Und dann kümmern wir uns um dieses fremde Schiff im Orbit - auf unsere Weise."

"Okay. Aber Hanok? Wann haben sie Hanok rekrutiert? Ich meine, ich kenne ihn gut, aber Hanok und die Rebellion... meinen sie, wir können uns auf ihn verlassen? Raynes, ich riskiere viel bei dieser Aktion. Wenn mein Name in irgendeiner Weise mit der Rebellion in Verbindung gebracht wird, dann bin ich so gut wie tot. Und meine Familie wird das ebenfalls nicht überleben."

"Hanok ist vertrauenswürdig. Sie werden es erleben. In 15 Stunden werden wir uns holen, was uns zusteht. Kommen sie, ich erkläre ihnen alles Weitere auf dem Weg!"


Auf der Baikonur fanden sich Smock und Benali gerade wieder auf dem Maschinendeck ein, wo sie schon von einem ungeduldig drein blickenden Chefingenieur erwartet wurden: "Und, was hat die Inventur ergeben? Fehlt etwas?"

Smock antwortete: "Ja, die benötigten Teile für einen Transporterscrambler fehlen bis auf die Energiekupplung für den Anschluß eines solchen Gerätes. Aber die könnte man auch aus jedem anderen System oder seiner persönlichen Ausrüstung verwenden. Das Gerät wurde also wirklich hier an Bord zusammengeschustert. Keine schlechte Arbeit."

"Danke Mister Smock. Ich erwarte ihren detaillierten Bericht umgehend. Begeben sie sich nun beide wieder auf ihre Stationen!"

Während Smock und Benali sich entfernten, tippte Zatar auf seinen Kommunikator: "Maschienenraum an Brücke! Captain ich muß sie umgehend sprechen!"

Kurz darauf saßen Captain Rubliowa, Commander McNamara, der Chefingenieur und die Sicherheitschefin im Konferenzraum auf der Brücke beisammen. "Meine Männer haben eine Inventur aller schiffseigenen Ausrüstungsgegenstände durchgeführt und dabei herausgefunden, dass die benötigten Teile zum Bau eines Transporterscramblers fehlen. Der Scrambler wurde also hier an Bord zusammengebaut und dann eingesetzt.", erklärte Zatar sachlich.

"Eine gute Idee. Aber bedeutet das nun, das der Saboteur hier an Bord ist?", fragte Captain Rubliowa besorgt.

"Das ist denkbar. Seit dem Zwischenfall mit Vermittler Parak hätte niemand unbemerkt die Baikonur verlassen können. Der Täter muß also noch an Bord sein.", wandte die Sicherheitschefin Jeliah Fox ein.

Nika brachte sich nun ebenfalls in das Gespräch ein: "Haben wir vielleicht anhand der neuen Informationen irgendeine Möglichkeit, den Verräter zu enttarnen?"

"Also anhand der fehlenden Ausrüstungsgegenstände läßt sich kein Täterprofil erstellen, Commander.", bemerkte Zatar.

"Als Sicherheitschefin kann ich natürlich ohne weitere Hinweise keine ganzheitliche Aufklärung erzielen und so gebietet es die Logik, dass ich in dieser Untersuchung meine bisherigen Ergebnisse nur noch einmal bestätigen kann. Der Täter hat keinerlei Spuren hinterlassen, so dass wir ihn unmöglich ausfindig machen können. Wir sollten abwarten, bis er wieder in Aktion tritt. Währenddessen werde ich die Kontrollen an Bord verschärfen."

Rubliowa sah das ein wenig anders: "Nein Ms. Fox. Ich will nicht, dass der Saboteur aufgeschreckt wird. Lassen wir ihn in dem Glauben, wir hätten die Ermittlungen eingestellt. Vielleicht wird er dadurch unvorsichtig."


Die Verhandlungen wurden für den Rest des Tages ausgesetzt und Diana Kolbrook kehrte auf die Baikonur zurück. Andasa blieb noch auf dem Planeten, um sich ein wenig umzusehen. Zumindest hatte er sich so bei Kolbrook entschuldigt. Eigentlich hatte er während der Verhandlungen eine geheime Nachricht auf eines seiner Padds bekommen. Dort wurde er zu einem Treffen in der Hauptstadt nahe dem Verhandlungsort gerufen. Ein Treffen mit einem alten Freund...


"Willkommen zurück an Bord Commander. Wo ist denn Lieutenant Andasa?" Lemexx Ranno hatte die Commander im Transporterraum empfangen, weil sie ihn bereits gerufen hatte, als sie aus dem Verhandlungssaal kam. Sie wollte sich nun eigentlich mit ihm und Andasa zusammensetzen, um herauszufinden, was mit ihrem Kooperanten los war.

"Der Lieutenant ist noch in der Stadt geblieben, um sich nach irgendwas umzusehen. Er wird hoffentlich bald nachkommen."

"Na gut, vielleicht können sie mir dann erst einmal aus ihrer Sicht sagen, was mit Andasa los ist."

Zusammen verließen sie den Transporterraum: "Andasa tritt mir zunehmend merkwürdiger gegenüber. Er scheint zwar sehr konzentriert zu sein, aber oftmals schlägt es auch in Besessenheit um. Er zeigt die kalte Schulter und tritt mir gegenüber sehr arrogant auf. Sein Verhalten ist mehr als ungebührlich für einen untergeordneten Offizier.", erläuterte die Commander weiterhin, als die beiden den Flur entlang gingen.

"Das ist sehr interessant. Wissen sie, sie sind nicht die erste Person, die mich auf Andasas neuerliches Verhalten hinweist. Erzählen sie mir doch mehr darüber im Salyut!?"

"Aber gerne doch. Ich erzähle ihnen alles über Cyrano de verbal, was sie wissen wollen. Hauptsache, sie biegen ihn wieder hin."

Ungläubig sah der Councelour sie an: "Über wen?"


An einem Tisch in einer kleinen Bar im abgelegensten Teil dieser alten Handelsstadt saß Andasa auf einem nicht sehr bequemen Stuhl und wartete auf den mysteriösen Fremden, der ihn hier herzitiert hatte. Der Raum war sehr dunkel und gefüllt mit düsteren Gestalten, deren Gesichter man kaum erkennen konnte. Andasa fühlte sich zwar nicht wirklich wohl hier, aber offensichtlich drohte ihm keine Gefahr. Keiner der Anwesenden hatte auch nur aufgesehen, als er die Bar betreten hatte. Niemand schien von ihm Notitz zu nehmen. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass es in dieser Lokalität wohl nicht ein einziges nüchternes Wesen gab. Sogar der Wirt war hinter seinem Tresen neben einer offenen Flasche irgendwas mit dem Kopf auf dem Spühlbeckenrand eingeschlafen.

Plötzlich betrat ein neuer Gast die Bar. Mit einem langen dunkelbraunen ziemlich dreckigen Mantel und einer Kapuze bekleidet, kam der Fremde zu Andasa herüber und setzte sich zu ihm an den Tisch. Sein Gegenüber sah sich einige Male um und nahm dann die Kapuze ab, so das Andasa seinen alten Lehrmeister Dokar erkannte.

Die folgende Unterhaltung wurde in Sternenflottenstandard übersetzt!

"Dokar, von ihnen war die Nachricht auf dem Padd. Was machen sie hier? Was soll dieses Versteckspiel?"

"Na na na, spricht man so mit dem Mann, der einem so viel beigebracht hat? Freust du dich denn gar nicht, mich wiederzusehen?"

"Doch doch, natürlich freue ich mich. Aber die Umstände irritieren mich eben ein ganz klein wenig. Dokar, was ist los?"

"Ok, ich will dich gar nicht weiter auf die Folter spannen. Die Angelegenheit ist delikat genug. Es geht um die Verhandlungen, an denen du gerade beteiligt bist."

Verwundert sah Andasa ihn an: "Was haben sie denn mit den Verhandlungen zu tun? Sie sind doch als Vermittler gar nicht in Erscheinung getreten. Sind sie jetzt doch interessiert?"

"Denkst du, ich würde so eine Geheimnistuerei veranstalten, um ein offizielles Amt zu erlangen? Nein Andasa, du musst sofort auf dein Schiff zurückkehren und Sicherheitsvorkehrungen treffen!"

"Sicherheitsvorkehrungen? Wofür? Sind die Verhandlungen gefährdet?"

"Die Verhandlungen werden sabotiert werden, genauso wie euer Transporter sabotiert wurde. Du mußt die Baikonur aus dem System schaffen, sonst geratet ihr in eine Sache hinein, die ihr nicht kontrollieren könnt."

"Der Botschafter... sie wissen davon? Woher? Und von welcher Sache sprechen sie?"

"Hör zu, ich kann dir jetz nicht ALLES erklären. Dazu fehlt mir die Zeit. Also hör gut zu: Die Verhandlungen sind nur ein Vertuschungsakt der Sheliakregierung. Sie versuchen den Konflikt auf ihrem Planeten zu verbergen."

Andasa versuchte den Worten seines alten Lehrmeisters zu folgen: "Von was für einem Konflikt sprechen sie?"

"Seit einigen Jahrzehnten schon ist das achso stolze Volk der Sheliak gezweiteilt. Und damit meine ich nich die Singularier. Es gibt eine Untergrundbewegung, die sich gegen die Regierung gewandt hat. Seit dem Entstehen dieser Rebellion gibt es immer wieder Anschläge und Katastrophen, aber bisher konnte keine Seite die Oberhand gewinnen. Bis jetzt."

"Bis jetzt? Was meinen sie damit nun wieder?"

"Du mußt wissen, dass die Sheliak ein sehr stolzes Volk sind. Sie würden die Existenz einer Rebellion in den eigenen Reihen niemals zugeben. Also haben sie den Überfall auf das Sternenflottenschiff auf ihre eigene Kappe genommen." Eine kurze Pause folgte. Andasas fragender Blick reichte aus, um Dokar zu verraten, dass er bereits ahnte, was Dokar ihm als nächstes sagen würde: "Wie du bereits richtig vermutest, waren es die Rebellen, die den Überfall auf die Nothop geplant und durchgeführt haben. Hätte man das herausgefunden, hätte die Sternenflotte die Integrität ihrer Regierung in Frage stellen können und die Sheliak stünden als schwach da. Deswegen die Verhandlungen. Die Sheliak können nunmal nicht verlieren." Die letzten Worte hatte Dokar mit einem Lächeln ausgesprochen.

Wahrscheinlich war es das Solex, das Andasa diese Informationen so ruhig aufnehmen ließ. Er hörte Dokar's Ausführungen einfach nur zu. Er verstand jedes Wort und kannte dessen Bedeutung, außerdem zeigte er reges Interesse an den neuen Informationen in dieser Sache. Aber nichts in ihm veranlaßte ihn in irgendeiner Weise, eine gewisse Anteilnahme auszudrücken. Dokar schien sich ebenso wenig auf einer Gefühlsebene zu bewegen. Auch er sprach einfach weiter.

"Und woher wissen SIE das nun alles?", wollte Andasa wissen und in dem Moment, als Dokar den Mund aufmachte, sprach Andasa bereits spöttisch weiter: "Sagen sie bloß, sie sind ebenfalls Mitglied der Rebellengruppe! Das wär's ja, der Lehrer des Neutralismus wird zum Vertreter der Gewalt. Fabelhafte Geschichte." Doch Dokar sah ihm einfach nur direkt in die Augen und erwiderte nichts. Langsam verzog sich Andasas Miene von einem amüsierten Lächeln zu einem verdutzt fragenden Gesichtsausdruck: "So ist es doch nicht, oder?" Er bekam keine Antwort. "Das ist doch nicht wahr, oder? Sie sind bei dieser Rebellion? Wie konnten sie das tun, Dokar? Waren sie an dem Überfall beteiligt?"

Nach einer kurzen nachdenklichen Pause antwortete Dokar endlich: "Ich bin noch an viel mehr beteiligt, als nur an diesem Überfall. Die Zeiten haben sich geändert Andasa. Als ich von dieser Rebellion und ihren Zielen erfahren habe, habe ich mich ihr als Vertreter des Friedens angeschlossen. Aber so einfach war es dann doch nicht. Ich mußte erfahren, das nicht jeder Konflikt mit Diplomatie zu lösen ist. Du kannst dir das nicht vorstellen: Diese Sheliak leiden. Die Regierung sorgt sich kein Stück um die eigene Rasse. Für sie zählt nur die Aufrüstung ihrer Waffen. Die Singularier sind sehr gute Kämpfer und werden immer weiter produziert und perfektioniert. Sie verschrotten sogar die alten Modelle der Androiden, wenn sie genug neue erschaffen haben. Diese verschrotteten Androiden benutzen wir dann für unsere Zwecke. So einen hattet ihr auf eurem Schiff - erinnere dich! Aber anstatt die übrigen Geldmittel für die Bevölkerung zu verwenden, baut die Regierung der Sheliak immer weiter an ihren Maschienen, obwohl sie sie noch nie in Armeen eingesetzt haben. Schon gar nicht gegen die eigene Rasse. Sie lassen die Singularier immer nur in kleinen Gruppen los, damit nicht zuviele von ihnen beschädigt werden. Krank, nicht wahr? So geht das schon seit ewigen Zeiten. Aber jetzt werden wir dem ein Ende setzen. Die Ental'ra wird die Erlösung bringen."

"Was ist die Ental'ra?"

"Es würde zu lange dauern, das zu erklären. Außerdem sollte dich das auch nicht interessieren!"

Andasa befasste sich innerlich noch immer mit diesen Informationen und versuchte die Dinge zu ordnen: "Und die Tamarianer? Wie passen sie in dieses Puzzle hinein?"

"Die Tamarianer wissen nichts von der Rebellion. Sie sind tatsächlich nur als Vermittler hier. Es gibt nur wenige von uns, die sich der Rebellion angeschlossen haben, als wir davon erfuhren. Seitdem kämpfen wir mit dem Untergrund. Aber wir sind mehr durch Zufall hier."

"Und was ist mit den Artefakten? Wie könnten die ihnen helfen?"

Daraufhin lehnte sich Dokar zurück: "Ich habe dir bereits zu viel verraten. Nur soviel noch: Das hier ist eine Warnung. Ihr solltet schnellstens das System verlassen, bevor ihr in diese Auseinandersetzung hineingezogen werdet."

"Ich kann die Baikonur nicht aus dem System schaffen, es ist nämlich nicht mein Schiff, wissen sie? Außerdem kann ich einen Krieg und den Überfall auf ein Sternenflottenschiff nicht gut heißen." Andasa faßte sich kurz und atmete durch: "Eigentlich müßte ich sie sofort verhaften und mit aufs Schiff nehmen, aber ich nehme an, die anderen Gäste sind nicht zufällig hier, oder?" Andasa ahnte bereits die Anwesenheit anderer Rebellen, die ihren Kameraden beschützten. Schließlich war er taktischer Offizier.

"Ich sehe, deine Instinkte haben dich noch nicht verlassen. Also mein alter Schüler: Die Baikonur wird in 10 Stunden zwischen die Fronten geraten und dann kann ich nichts mehr für euch tun. Bis dahin solltet ihr also hier weg sein!" Mit diesen Worten stand Dokar auf und verließ erst den Tisch und dann die Bar. Im gleichen Moment standen einige der anderen Gäste auf und verließen, ebenfalls mit Kapuzen und Mänteln behangen mit ihrem Kameraden den Raum.

Andasa blieb noch einen Moment sitzen und dachte über diese neuerlichen Erkenntnisse nach. Dann beschloß er auf die Baikonur zurückzukehren.


Zurück auf der Baikonur hatte sich die Führungscrew im Besprechungsraum auf der Brücke eingefunden, wo Andasa gerade seinen Bericht über die vergangenen Geschehnisse beendete: "Leider können wir nicht einfach aus dem Orbit fliegen, ohne die Verhandlungen zu beenden. Die Sheliak würden das als kriegerischen Akt ansehen und ihr Stolz wäre zutiefst verletzt. Wir müssten also auf diplomatischem Wege versuchen, jegliche Diplomatie mit den Sheliak zu beenden. So konfus es auch klingt - Es ist die einzige Möglichkeit."

Katya Rubliowa fühlte sich durch Andasas neuerliche Äußerung übergangen, hatte er doch keinerlei Befehlsgewalt über die Crew, das Schiff oder diese Mission und die Entscheidung, welche Möglichkeiten es gab, oblag immernoch dem Captain. Dennoch blieb sie ruhig und entschloss sich, erst einmal den Ausführungen der anderen zu folgen.

"Die Verhandlungen weiterzuführen wäre gefährlich. Wenn wir wirklich mitten in einen Bürgerkrieg geraten, missachten wir die oberste Direktive und riskieren ebenfalls einen Krieg mit den Sheliak." Nika McNamara wußte ebenso um die Ausweglosigkeit dieser Situation, gab aber mit ihren Worten Andasa den richtigen Denkanstoß, den er auch prompt in einen verbalen Vorschlag änderte: "Wie wäre es denn, wenn die Baikonur aus dem Orbit fliegt und Kolbrook und ich hier blieben, um die Verhandlungen zu beenden."

Captain Rubliowa sah Andasa entrüstet an: "Das kommt überhaupt nicht in Frage. Die Verhandlungen könnten sabotiert werden. Ich bringe nicht Mitglieder meiner Crew wissentlich in Gefahr. Wir werden einen anderen Weg finden."

Ohne irgendeinen Gedanken an seine Antwort zu verschwenden erwiderte Andasa: "Na klar, und WER will diesen Weg finden? Sie vielleicht? Sie ham doch keine Ahnung." Alle Blicke waren schlagartig auf Andasa gerichtet. Andasa selbst schien sich aber seiner Sache sicher zu sein. Er lehnte sich selbstgefällig in seinen Sessel zurück und sah die anderen der Reihe nach an. "Stimmt doch.", fügte er noch hinzu.

Rubliowa sah ihn einen kurzen Moment lang an, dann: "Mister Andasa, sie melden sich bitte sofort auf der Krankenstation. Counselor, Doktor - sie begleiten ihn bitte und liefern mir einen umfassenden Bericht! Wir verstehn uns?" Ranoo und Bata nickten der Captain zu und bauten sich dann neben Andasa auf, der, unter heftigem sprachlichen Protest, die Anweisungen der Captain befolgte. "Was war das denn?" fragte Katya Rubliowa, nachdem der taktische Offizier den Raum verlassen hatte. Die Antwort blieb aus. Keiner wußte sie.

Die Diskussion um einen möglichen Lösungsweg ging noch einige Minuten weiter. Dennoch fand man keinen brauchbaren Ausweg. So entschied die Captain erst einmal mit der Ärztin über Andasas Zustand zu beraten und dann weiterzusehen. In Wirklichkeit wußte Katya noch nicht, wie diese Sache hier ausgehen würde und wollte niemanden beunruhigen. Als Captain gehörte es eben auch in ausweglosen Situationen zu ihren Pflichten, den guten Schein zu wahren.


"Captain, kommen sie herein! Ich muß ihnen etwas zeigen.", bat die Schiffsärztin mit gewohnt proffesioneller Miene als Katya die Krankenstation betrat. "Ich habe gerade erst mit der Untersuchung begonnen, als mir ungewöhnliche Werte im Sympathikus und im Hypothalamus auffielen." Während Karel der Captain ihr gewöhnliches Fachlatein an den Kopf knallte, drehte sich die Ärztin dem großen Bildschirm an Andasas Krankenbett zu, um dort die Untersuchungsergebnisse aufzurufen. Während sie den Ausführungen der Ärztin lauschte, ließ Katya ihren Blick über Andasa schweifen, der ihr merkwürdig ruhig vorkam. Dann erkannte sie es: "Wieso ist denn Lieutenant Andasa angeschnallt und bewußtlos? Was ist denn hier passiert?" In diesem Moment tauchte ohne jede Vorwarnung Ranoo auf der anderen Seite des Biobetts auf: "Er war nicht er selbst!"

"Himmel, Counselor. Schleichen sie sich nie wieder so an!" Katya hatte sich ein wenig erschrocken, faßte sich aber umgehend wieder: "Wie meinen sie das?"

Die Ärztin drehte sich um und erklärte: "Der Patient wurde mehr und mehr erregt und schlug nicht mehr nur mit Worten um sich. Am Ende wurde er somnolent."

"Mit anderen Worten: Erst wollte er uns verhauen und dann is er umgefalln.", erklärte nun der Counselor wiederrum die Ausführungen der Ärztin.

"Und hier haben wir den Grund dafür." Karel deutete auf den Bildschirm hinter sich: "Mister Andasa hat eine fremde Substanz im Körper, die sein Verhalten beeinflußt. Konzentration und geistige Leistungsfähigkeit haben in den letzten Tagen um ein Vielfaches zugenommen. Leider werden dadurch andere Verhaltensweisen ebenfalls sehr stark beeinflußt - und zwar negativ. Sein emotionales Gleichgewicht schwankt sehr stark. Ein Zustand, der ihm auf Dauer ernsthaft schaden kann."

"Wissen sie, welche Substanz das sein kann?", wollte Katya wissen.

"Das wird ihnen nicht gefallen...", erwiderte die Ärztin. Katya sah erst sie an und dann Lemexx. Beide blickten mit ernster Miene zurück und die Kommandantin wußte bereits, das es nichts Gutes zu berichten gab...


Wenige Minuten später versuchte Diana Kolbrook auf der Brücke, in Anwesenheit der Führungsoffiziere, dem Kanzler der Sheliak die aktuelle Lage zu erklären. Auch Captain Rubliowa hatte sich nun wieder eingefunden. Die Unterredung brach in wildes Gestikulieren des Kanzlers aus und endete mit der aprupten Terminierung der Verbindung mit der Baikonur.

Kolbrook drehte sich zu Katya um und begann ihren Bericht: "Vermittler Hanok lehnt eine Unterbrechung der Verhandlungen ab. Er sieht keinen Grund, wegen einem fehlenden Diplomaten auf eine solche Wartezeit einzugehen. Immerhin beherrsche ich ja offensichtlich ebenfalls die Sprache des Vermittlers, meint er. Also soll ich die Verhandlungen weiter führen." Kolbrook trat näher an Katya heran: "Captain, ich kann die Verhandlungen auf keinen Fall allein führen. Dafür reichen meine Fähigkeiten nicht aus. Dennoch erwartet uns Vermittler Hanok in einer Stunde pünktlich zu den Verhandlungen auf dem Planeten. Ein Fernbleiben würde er als persönliche Beleidigung ansehen."

Katya setzte sich in ihren Sessel und begann zu überlegen. Irgendwie mussten sie sich Zeit verschaffen. Ein wirkliche Lösung würde sich dann schon zeigen. Aber sie brauchten Zeit. "Commander Kolbrook", sagte sie schließlich und stand aus ihrem Sessel auf. Sie ging zu der Commander hinüber: "Reicht ihr Wissen der tamarianischen Sprache aus, um Hanok begreiflich zu machen, dass die Sheliak unseren Botschafter vergiftet haben?"

"Vergiftet? Was meinen sie?" Katya hatte von der Droge, die die Ärztin in Andasas Blut gefunden hatte, niemandem etwas berichtet. Umso erstaunter war nun Diana angesichts dieser Neuigkeit: "Wenn die Sheliak wirklich ein so stolzes Volk sind, wie Andasa es berichtet hat, werden sie die Schuld für diesen, sagen wir mal, Anschlag auf sich nehmen. Aus Angst, es könnte die Rebellion gewesen sein. Wir lassen einen Sheliak hochbeamen, der Andasa untersucht und wenn sie feststellen, das er wirklich krank ist, werden sie hoffentlich klein bei- und uns etwas Zeit geben. Wofür auch immer."

Diana sah Katya ungläubig an und verstand nicht so richtig. Dennoch wußte sie, dass die Captain keine unüberlegten Ideen geäußert hatte. "OK Captain, ich werde es versuchen."

"Wunderbar.", sagte Rubliowa und ging zurück zu ihrem Sessel: "Öffnen sie einen Kanal.", gab sie der Kom zu verstehen...


Wenige Minuten später trafen ein Vertreter der Sheliak und der Tamarianer Hanok an Bord der Baikonur ein und untersuchten Andasa, der immernoch bewußtlos auf der Krankenstation lag. Auf Rubliowas Wunsch hin hatte Bata Karel die Behandlung noch nicht begonnen, damit die Untersuchenden den gesamten Anteil des Solex im Kreislauf des Bolianers vorfanden und kein Zweifel an seinem Zustand aufkommen konnte. Da das Solex in Andasas derzeitigem Gesamtzustand keinen weiteren Schaden anrichten konnte, war diese Verzögerung ohne Probleme vertretbar.

Als die Gäste das Schiff wieder verlassen hatten, einigten sich beide Parteien und der Vermittler auf eine befristete Pause der Verhandlungen.

Am Abend hatte Andasa die Krankenstation unter Protest der Ärztin und Androhung einiger Disziplinarmaßnahmen durch Captain Rubliowa wieder verlassen können und war in sein Quartier zurückgekehrt. Die Entziehungskur unter Betreuung des Counelors und sein scheinbar völlig gescheitertes Verhältnis zu Diana Kolbrook würden ihn nun ohnehin eine Weile berschäftigen. Die Verhandlungen würde er aber dennnoch bald zu ende führen müssen.


Am selben Abend hatte Nika McNamara Dienst auf der Brücke. Da es nichts zu erforschen oder zu beobachten gab, fiel es der Besatzung nicht schwer, sich mit anderen Dingen, als den alltäglichen Arbeiten zu beschäftigen. So hatte also nicht nur Nika ein Padd in der Hand, auf dem allerhand dienstliche Dinge zu erledigen waren. Plötzlich riß sie ein Piepton von der Ops aus der Konzentration: "Commander, da steigen mehrer Schiffe von der Planetenoberfläche auf. Sheliaksignaturen.", meldete Corelli, der ebenfalls Dienst hatte.

"Hier? Wo kommen die denn her?" Nika legte ihr Padd weg und sprach weiter: "Rufen sie das Führungsschiff!"

"Maschienenraum an Brücke!", klang plötzlich Zatars Stimme durch die Kom.

"McNamara hier, was gibt es?"

"Ich messe hier merkwürdige Schwankungen im EPS-Gitter. Jemand leitet Energie um." Dann meldete sich auch Ensign Cohen von der Taktik: "Commander, die Schilde richten sich von ganz allein auf." Plötzlich verschärfte sich seine Stimme: "Zu spät. Festhalten!" Im selben Augenblick erschütterte eine heftige Explosion die Baikonur. Die Schiffe griffen von allen Seiten mit überraschend starken Waffen an. Kurz nach diesem ersten Einschlag kam auch Captain Rubliowa aus ihrem Bereitschaftsraum und übernahm die Führung des Schiffs.

"Bericht!", schrie sie schon fast, als sie sich zwischen den Erschütterung zu ihrem Platz kämpfte.

Nika versuchte sofort zu antworten: "Wir werden von mehreren Sheliak-Schiffen angegriffen!"

"Sind es die Rebellen oder die Regierung?"

"Es blieb keine Zeit mehr, das herauszufinden. Sie griffen ohne Vorwarnung an."

Corelli unterbrach sie abermals: "Captain, Commander: eine Explosion auf dem Planeten. Jemand bricht in den Diplomatenpalast ein. Es fallen Schüsse."

Gerade als Rubliowa antworten wollte, ertönte die Stimme der Ärztin aus der Kom: "Doktor an Brücke!" Rubliowa verdrehte die Augen: "Rubliowa hier, es ist gerade ein ziemlich schlechter Zeitpunkt Doktor."

"Dann die Kurzfassung bitte, damit ich mich auf die Verletzten vorbereiten kann!" Auf der Krankenstation vernahm man ein kurzes Knacken. Dann war es ruhig. Die Verbindung war tot. Bata versuchte es noch einmal, erhielt aber keinerlei Antwort mehr. Dann versagte auch die Beleuchtung auf der Krankenstation und die Notbeleuchtung aktivierte sich kurz darauf. Ruhe umgab die Ärztin. Das Summen der Schiffsmotoren war verklungen und es herrschte eine merkwürdige Stille im Raum. Niemand bewegte sich. Alle harrten der Dinge, die da kommen sollten...


©2011 USS Baikonur This page was last modified on 24 August 2011, at 15:09.