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From USS Baikonur

Altes und neues Wissen
Autor: Nika McNamara
Sternzeit: 67.927,5


„Wenn sonst niemand mehr etwas hat, wären wir fertig.“ Ekaterina Rubliowa blickte forschend in die Runde, doch niemand meldete sich mehr zu Wort. „Schön. Dann wäre ein wenig Ruhe für die bevorstehenden Verhandlungen morgen sicher angebracht.“ Sie stand als erste auf und die übrigen Anwesenden folgten dem Beispiel. Die meisten gingen gleich hinaus. Nika und Jeliah jedoch blieben noch zurück.

„Doch noch etwas?“, fragte Katya erstaunt.

Nika zog einen Flunsch. „Um ehrlich zu sein… ich weiß gar nicht wie ich sagen soll. Aber mich nervt das Ganze schon ein bisschen. Nichts gegen die Verhandlungen, aber es ist so unglaublich arrogant. Erst bestehlen sie uns und entführen einen unserer Offiziere und dann geben Sie auch noch uns die Schuld daran. Es ist schon verrückt genug, dass wir uns da überhaupt auf Verhandlungen einlassen…“

Katya nickte. „Ich weiß. Aber wenn es das ist, was die Sheliak wollen und wenn wir noch dazu einen Krieg damit verhindern können, bin ich bereit das zu tun. Die Tamarianer sind so unparteiisch wie man nur sein kann. Und der Vorteil, den die Sheliak sich dadurch erhoffen, ist auch weg. Unsere Chancen den Konflikt friedlich zu lösen, stehen sehr gut. Und wer weiß, vielleicht finden wir so heraus, was mit den Artefakten passiert ist. Vielleicht bekommen wir sie so sogar wieder zurück.“

Nikas Blick spiegelte alles andere als Zuversicht wider. Auch Jeliahs Miene war versteinert wie immer. „Aber was ist mit Botschafter Parak?“

„Jemand hat versucht die Verhandlungen zu sabotieren, bevor sie überhaupt angefangen haben. Wir sollten auf Chantil IV äußerste Vorsicht walten lassen und die schärfsten Sicherheitsvorkehrungen treffen. Einen weiteren Anschlag können wir nicht brauchen.“, gab die Halb-Trill zu bedenken.

„Ich dachte“, meinte nun wieder Katya, „es gäbe keine Möglichkeit herauszufinden, wer der Täter war?“

„Das stimmt auch – leider. Der Scrambler war eine verdammt gute Idee. All meine Untersuchungen haben mich in eine Sackgasse geführt.“

„Sie konnten nicht einmal den Kreis der Verdächtigen einengen?“ Aber in Katyas Stimme lag keine Hoffnung auf eine gegensätzliche Antwort.

„Nein… im Grunde könnte es jeder und keiner an Bord gewesen sein…“ Nach einer kurzen, schweigsamen Pause meinte Katya: „Ich stimme Ihnen zu. Wir sollten die größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Kümmern Sie sich darum.“ Damit entließ sie auch die beiden anderen Frauen.


Vorsichtig verstaute Andasa das Hypospray in einer Schatulle und legte sie in das oberste Gefach seines Schrankes, wo sie unter einem Stapel von Shirts verborgen sein würde. Das Solex hatte seinen Dienst bisher gut getan. So viel Überwindung es ihn auch gekostet hatte, es schließlich anzuwenden, den Vertrag von Armens so wie etliche Texte, die sich damit beschäftigten und deren Querverweise... er hätte es nie geschafft, sich in so kurzer Zeit über das alles zu informieren und das Gelesene auch noch zu behalten. Auch während dem Briefing, von dem er soeben zurück gekehrt war, war er höchstens für den Bruchteil einer Sekunde abgelenkt gewesen. Und da auch nur, weil ihm der Gedanke gekommen war, dass er ohne das Solex, vor Diana vermutlich keinen sinnvollen, zusammenhängenden Satz heraus bekommen hätte. Seltsam kam er sich trotzdem vor. Er merkte selbst, dass er dies nicht war. Aber letztlich war diese Veränderung nötig gewesen und außerdem sollte dies auch nicht von Dauer sein. Je besser er Diana jetzt unterstützen konnte, desto eher wäre sie wieder weg und dann würde er die Droge nicht mehr benötigen.

Unangenehme Nebenwirkungen hatten sich bisher keine gezeigt. Noch nicht, wie er vermutete. Aber er hatte es auch erst zwei Mal genommen und laut Jebediah zeigten sich Nebenwirkungen frühestens nach etwa 50 Anwendungen. Er kehrte zurück zu dem breiten Sessel neben dem sich ein Stapel von PADDs auftürmte, die er nun durchzulesen beabsichtigte. Wenn er nun schon einmal das Solex nahm, würde er die Wirkung auch nutzen und sich so viele Informationen rund um die Sheliak, den Vertrag von Armens und einige kompliziertere Sprachformen und Redewendungen der Tamarianer, die ihm nicht so geläufig waren, durchlesen, wie nur möglich. Alles was er brauchen konnte, um die Verhandlungen erfolgreich voran zu treiben... und Diana Kolbrook zu beeindrucken.

Über diese Denkweise war er selbst überrascht. Es war ihm niemals gelungen, so nüchtern und annähernd emotionslos über sie nachzudenken.

Der Signalton einer eingehenden Nachricht ließ ihn zusammenzucken. Dann wandte er sich dem bolianischen Gemälde an der gegenüberliegenden Wand zu, welches aufgrund des eingehenden Rufes verblasste und sich als kleinen Sichtschirm enttarnte. „Ruf annehmen.“, wies Andasa den Computer an. Schon sah ihm das wohlbekannte Gesicht Admiral Narkis entgegen. Er lächelte freundlich, wie meist, wenn er mit Andasa sprach. Der taktische Offizier war eben wie ein Sohn für ihn und er machte gewöhnlich auch keinen großen Hehl daraus. „Sir.“, grüßte Andasa den Admiral dennoch formell – wie immer. Er wusste um die Bemühungen, die Narkis oft angestellt hatte, um ihn zu unterstützen. Doch so ungewöhnlich das für einen Offizier seines Ranges sein mochte oder auch ungern gesehen, so hatte Andasa nie den Respekt vor ihm verloren.

„Andasa.“ Das Lächeln Narkis‘ wurde noch eine Spur breiter. „Leider habe ich nicht so viel Zeit wie üblich. Aber... Wie auch immer. Ich höre Ihr seid unterwegs nach Chantil IV.“

„Das ist korrekt. Ich dachte allerdings, das wäre sogar Dein Vorschlag gewesen!?“, erwiderte der taktische Offizier.

„Nicht jeder Vorschlag wird angenommen... Aber das ist richtig. Wie hieß noch einmal der Major, mit dem Du auf Tamar zusammenarbeitetest? War es nicht Dokar?“

Andasa wurde etwas hellhöriger. „Ja, warum? Weißt Du schon, wer von den Tamarianern geschickt wird, um der Untersuchung beizuwohnen?“

„Ich weiß, dass mehrere Diplomaten bereits auf Chantil IV sind. Darunter ist auch Dokar. Wer letztlich bei den Verhandlungen dabei ist… weiß ich leider nicht.“ Andasa überlegte kurz. Dokar konnte einen weiteren Vorteil für sie bedeuten. Sofern er nicht ablehnte, wenn er erfuhr, dass Andasa zu den streitenden Parteien gehörte. Irgendwie musste er grinsen. Es war schon recht ungewöhnlich solch einen Konflikt auf diese Weise auszutragen. Aber er war froh um die Art der Sheliak und ihre seltsame Idee, diesen diplomatischen Weg zu wählen. Besser als ein Kampf war es auf jeden Fall. „Du siehst verändert aus.“, bemerkte Narkis plötzlich und riss sein ‚Gegenüber’ damit aus den Gedanken. „Geht es Dir gut?“

Das nun erschreckte Andasa. Sah der Admiral ihm das Solex etwa an der Nase an? „Eh… ja doch… ja.“ Er zögerte kurz. „Es ist nur sehr viel zu tun. Der Vertrag von Armens ist recht kompliziert zu lesen und es gibt noch so viele andere Quellen, die ich noch zu Rate ziehen wollte. Ich möchte mich nicht vom Vermittler abhängig machen.“

Narkis nickte verständnisvoll. „Vergiss nicht, einmal Pause zu machen.“ Dann lächelte er wieder. Seinem Blick war der Stolz, den er für Andasa empfand, anzusehen. „Tja, ich muss mich leider verabschieden… Du schaffst das schon.“


Salyut – „Ehrensalve, Gruß“ – die Ehrensalve der USS Baikonur... Manchmal fragte Jeliah Fox sich ernsthaft, ob Jon Byrd sich jemals darüber informiert hatte, was der Name seiner Bar bedeutete. Sie war sich ziemlich sicher, dass er es nicht getan hatte. Obwohl... sie wusste auch, dass man den Neuseeländer niemals unterschätzen durfte. Er war zwar ein Chaot wie er im Buche stand und so unvulkanisch, also auch unlogisch wie man nur sein konnte, aber dumm war er ganz sicher nicht. Also wusste er vielleicht doch um den Namen seiner Bar, es scherte ihn aber nicht. Jedenfalls schaffte er es jedesmal aufs Neue zu beweisen, dass dies so ziemlich der letzte Ort war, den man als ehrenvoll bezeichnen würde. ‚Den ein Vulkanier als ehrenvoll bezeichnen würde.‘, korrigierte die Sicherheitschefin ihren Gedankengang. Denn Jons Vorstellungen von Ehre deckten sich nicht unbedingt mit denen der Vulkanier oder gar der Klingonen. Für ihn war es eine Ehre, seine Gäste zu bedienen und sie zu unterhalten, ihre Unterschriften an einer Wand zu sammeln, an einer anderen die schönsten – sprich erinnerungsträchtigsten – Partyfotos nebeneinander zu quetschen und von Zeit zu Zeit einem der Gäste einen neuen Drink zu widmen.

„So schnell bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht gerannt!!“, prustete Jon lachend hervor und auch an den umliegenden Tischen schallte ihm lautes Gelächter entgegen. Corelli musste sich am Billardtisch festhalten, um nicht umzufallen und Aurelie Pîrrot am Nachbartisch war bereits von ihrem Stuhl gerutscht. Dann wurde der Barkeeper plötzlich wieder todernst. „Das ist echt nicht witzig. Habt Ihr eine Ahnung wie weh das tut? Die Narben sieht man heute noch!“ Eine neuerliche Welle von Gelächter durchflutete das Salyut. „Beweise!“, verlangte Lemexx, der sich als erster wieder gefangen hatte, aber immer noch giggelte.

Schon wandte Jon sich um und tat, als wolle er seine Hose herunter lassen, um den Anwesenden den Corpus Delicti – also die Narben in seinem Allerwertesten, zu präsentieren. Diese hatte er sich, seiner Erzählung zufolge, auf der Flucht vor Admiral Senhuk eingehandelt, nachdem der Admiral ihn bei einem Techtelmechtel mit seiner Tochter erwischt hatte und den jungen Neuseeländer mit der Mistgabel verfolgt hatte. Doch schließlich drehte Jon sich wieder um und begegnete dem üblich vulkanisch-pikierten Blick von Jeliah und meinte: „Mmmh – ist noch zu früh. Sind noch Vulkanier da...“ Er zwinkerte frech.

Jeliah zuckte nur kurz mit der Augenbraue und für einen Moment schien sie etwas darauf erwidern zu wollen, brachte sich aber Augenblicklich unter Kontrolle.

„Das hat wirklich weh getan.“, meinte Jon noch einmal bedeutungsvoll zu seinen Zuhörern und machte sich wieder auf den Weg hinter den Tresen – nicht ohne sich dabei die Stelle zu reiben, an der er damals den größten Schmerz verspürt hatte. Die Gäste im Salyut wandten sich wieder ihren Tischnachbarn und Gesprächen zu – so auch Jeliah. Sie hob ihr PADD in die Höhe. „Ich wusste, es war keine gute Idee, das hier zu tun. Ich werde dem Plan den letzten Schliff in meinem Büro geben. Es ist ohnehin nicht mehr viel.“

„Er möchte Dich nur einmal zum Lachen bringen.“, meinte Nika und stand zusammen mit der Halbvulkanierin auf. „Ich weiß, Du kannst das.“

„Das schon, aber ich teile nun einmal nicht Mister Byrds Art von Humor. Die Verfolgungsjagd durch einen Admiral mit Mistgabel, ist nicht… komisch. Das ist Körperverletzung.“, stellte Jeliah sachlich fest.

„Tja… unser Jon.“ Nika grinste und hörte hinter sich ein: „Ja, es ist herrlich wie offen er in diesen Dingen ist.“ Lemexx ging giggelnd an ihnen vorbei und winkte Jon noch einmal zum Abschied.


Doktor Bata Karel saß – wie meistens in ihrer Freizeit – in ihrem Büro. Und zwar in der hintersten Ecke. Hier hatte sie sich einen kleinen Abschnitt frei geräumt, in dem sie Versuche an Pflanzen durchführte, Kulturen anlegte und in ihrer Freizeit am besten entspannen konnte. All die Leute, die im Salyut um sie herum waren, wenn sie dort war, störten sie nur bei den Abhandlungen, die sie las und verfasste.

Die Ruhe und Ungestörtheit, die ihr die Krankenstation jetzt bot, würde sie mit ihren Tests in den nächsten Stunden sicher wieder gut vorankommen. Sie schlief ohnehin nie lange, geschweige denn gut. Nachdem sie seit etwa einer halben Stunde konzentriert in ein Mikroskop gestarrt und sich nebenher einige Notizen gemacht hatte, ließ sie das Geräusch der sich öffnenden Tür zusammen zucken. Sie war sich die ganze Zeit über nicht ihrer Umgebung bewusst gewesen.

Draußen hörte sie bereits, wie Kilan Ngao, der neue Pfleger an Bord, sich bereits um den Neuankömmling kümmerte. So machte sie sich nicht weiter Gedanken darum. Ihr Dienst war ohnehin bereits beendet. Sie überflog kurz ihre bisherigen Notizen und wandte sich dann wieder dem Mikroskop zu.

„Doc, Doc, Doc… Wenn Sie mal meinen ärztlichen Rat hören wollen, dann hören Sie am besten in Zukunft auf ihre eigenen Ratschläge. Machen Sie denn nie Feierabend? Ich würd Sie auch auf einen Drink einladen.“ Lemexx Ranoo stand in der Tür und lehnte sich frech grinsend mit verschränkten Armen in den Rahmen. Karel drehte sich zu ihm um und musterte ihn kurz.

„Das ist mein Hobby. Es lässt sich hier nun mal am besten ausüben. Was kann ich für Sie tun?“

„Die Frage ist: Was kann ich für Sie tun. Sie wollten mich doch sprechen.“, antwortete Lemexx, stieß sich von dem Türrahmen ab und schnappte sich den Stuhl gegenüber des Schreibtisches, um sich rittlings darauf zu setzen. „Wobei ich ja geraten hätte, dass wenn Sie einen Beratung wünschen, sich mein Büro dafür besser eignet. Wegen der Couch… Sie wissen schon.“

„So ungern ich Sie enttäusche, Mister Ranoo,…“

„Lemexx.“, unterbrach der Counselor sie. „Das versuche ich Ihnen schon seit einem Jahr beizubringen…“

Karel seufzte. „Lemexx… Also, es geht dabei nicht um mich. Sie sollten einmal mit Andasa reden. Er hat sich nun wiederholt etwas seltsam benommen. Vielleicht hilft ihm ein Gespräch mit Ihnen.“

„Ja, der Captain meinte auch schon, ich sollte mich bei Gelegenheit mit ihm unterhalten. Aber er hat sehr viel zu tun im Moment. Die Verhandlungen erfordern seine gesamte Aufmerksamkeit… Was hat er denn bei Ihnen angestellt?“

„Er wollte sich krankschreiben lassen. Dabei ist er völlig gesund… Nach zehn Minuten hat er nichts mehr gesagt und ist wieder gegangen, als ob nichts gewesen wäre.“ Die Bajoranerin schüttelte verständnislos den Kopf. Lemexx jedoch begann schallend zu lachen. „Der Bolianer wollte blau machen?“ Er stand auf und drehte den Stuhl wieder richtig herum, um ihn unter den Tisch zu schieben. „Dann werd ich mal sehen, ob man dem Manne helfen kann…“ Er grinste breit und wandte sich zum gehen. „Arbeiten Sie nicht zu viel Doc. Das mit dem Drink war ernst gemeint. Ein Ruf genügt.“


Als Nika ihr Quartier betrat, erhellte es sich automatisch. „Sie haben zwei neue Nachrichten.“, informierte der Computer sie. Neugierig trat Nika an das Terminal und ließ sich die Nachrichten anzeigen. Eine davon war von Wilson McNamara, ihrem Ex-Mann, die andere von seinem Kollegen Collin Hayes. Er hatte Nikas Posten auf der USS New Hope übernommen, nachdem sie auf die Baikonur versetzt worden war. Etwas missmutig sah sie für einen Moment zwischen beiden Nachrichten hin und her. „Computer: Lösche die Nachricht von Wilson McNamara. Zeige die verbleibende Nachricht an.“ Collin Hayes blickte sie matt von dem kleinen Sichtschirm an. „Hey Nik. Leider hab ich gerade nicht viel Zeit, aber ruf mich mal, wenn Du Zeit hast. Ist einiges los hier. Wil… dreht ein bisschen am Rad. Hat er Dir ne Nachricht geschickt? Zumindest hat er gesagt, er hätte es getan. Ehm… ich hoffe Du bist OK?... Ruf mich einfach mal. Bye.“ Die Halbhaliianerin nickte leicht. Eine Nachricht? Würde mich wundern, wenn er mal keine schicken würde. Sie grinste ironisch und schnaufte leise. In den letzten Monaten war täglich eine Nachricht von ihrem Ex-Mann eingegangen. Sie hatte sich aber nur die ersten drei angesehen. Auf die ersten beiden hatte sie auch noch geantwortet. Seitdem löschte sie sofort jede eingehende Nachricht von Wil. So weit sie das beurteilen konnte, hatten sie alle den gleichen Inhalt. Die Frage, warum sie ihn so schnell verlassen hatte und wann sie endlich zurückkam.

Vielleicht ging es in seinen Nachrichten inzwischen um andere Dinge, aber sie war nicht mehr darauf aus, das herauszufinden. Alleine seinen Namen in der Liste der Absender zu sehen, brachte ihr genügend schmerzliche Erinnerungen zurück und immer die gleichen Fragen. Warum hatte sie nichts gemerkt? Warum hatte er sie überhaupt betrogen? Sie war sich seiner Liebe so sicher gewesen… Hatte sie sich auch in anderen Dingen so sehr geirrt?

Niedergeschlagen ließ sie sich auf einen Stuhl sinken.

… und warum deprimierte sie das jedes Mal aufs Neue? Sie hatte so viel Zeit und Kraft darauf verwandt, zu vergessen, auch wenn sie wusste, dass sie Wil niemals wirklich vergessen konnte. Wenigstens das Ende wollte sie vergessen. Vielleicht war sie damals doch voreilig gewesen?

Nein! Ganz sicher nicht. Ich würde es wieder tun. Ihre eigenen traurigen Gedanken ärgerten sie, daher beschloss sie sich abzulenken. Und wenn das auch genau der falsche Weg sein mochte, so entschied sie sich für den Rückruf bei Collin. Es war ohnehin schon eine Weile her, dass sie zuletzt von ihren ehemaligen Crew-Kameraden gehört hatte und der gute alte Klatsch, den Collin stets auf Lager hatte, würde sie sicher aufmuntern. “Computer: Verbindung herstellen zum Absender.“


„Morgen.“, begrüßte Jebediah Andasa. Sie hatten sich unterwegs ‚zufällig’ getroffen. Wobei Andasa hätte schwören können, dass der Viertelklingone heute nicht aus einer Laune heraus einen anderen Weg zum Maschinenraum gewählt hatte. Schon gar nicht, wenn es ein Umweg und auch noch die gleiche Zeit war, zu der Andasas üblicher Weg zur Brücke hier entlang führte.

„Morgen.“, antwortete der Bolianer.

„Und? Wirkt es?“, fragte Jeb offen heraus, aber nicht ohne sich vorher noch einmal misstrauisch umgeschaut zu haben. „So wie Du es Dir vorgestellt hast?“, fügte er dann noch hinzu.

„Ja. Ich werde noch etwas brauchen, bis das hier vorbei ist.“ Jeb nickte. „Ich weiß.“ Er musterte den Freund von der Seite. Ihm fiel bereits jetzt eine leichte Veränderung an ihm auf. War seine eigene Veränderung damals genauso offensichtlich gewesen? Oder fiel ihm das jetzt nur auf, weil er von Andasas kleinem Geheimnis wusste?

„Ah… Guten Morgen, Mister Andasa.“ Diana Kolbrook kam gut gelaunt um die Ecke und der Angesprochene verzog keine Miene, so wie er es sonst womöglich getan hätte. „Haben Sie kurz Zeit? Ich hätte noch ein paar Fragen – speziell was die Begrüßung der Tamarianer betrifft.“

„Selbstverständlich.“ Er warf Jebediah einen Blick zu, der antwortete aber nur: „Wir sehen uns.“ Nun,… wenn sich auch eine Veränderung abzeichnete, Kolbrook würde sie ganz sicher nicht auffallen und vorläufig würden die anderen es sicher auf den Druck schieben, den Andasa durch die Verhandlungen spüren würde. Für wirkliche Probleme hatten Vorgesetzte nun mal kein Auge.


Karel war auch an diesem Morgen früh auf der Krankenstation. Zwar erwartete sie keine Zwischenfälle, die ihrer medizinischen Hilfe bedurften, denn die Verhandlungen auf Chantil IV würden sicher friedlich verlaufen, aber Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Und sie gedachte diese Porzellankiste zu schützen. Der Computer zeigte ihr eine neue Nachricht an. „Kopie an den Captain!?“, murmelte die Bajoranerin leise vor sich hin. „Mhm… Und an McNamara… aha… Was wollen die denn?“

Ngao legte ein PADD mit dem Nachtbericht vor ihr ab. Wenn er in der kurzen Zeit, die er an Bord war, eines gelernt hatte, dann war es, dass man besser nicht zu sehr auf Karels Gemurmel achten durfte. So nickte er der Ärztin nur noch einmal knapp zu und wollte sich gerade in seinen wohlverdienten Feierabend begeben. Er hatte den Ausgang noch nicht erreicht, als Karel plötzlich schrill aufschrie. „Das gibt’s doch nicht! Ha!“ Ungewohnt strahlend und elanvoll umrundete die junge Frau ihren Schreibtisch, krallte sich im vorbei rennen noch schnell die Nachricht und wollte eben hinausrennen. Dann hielt sie bei Ngao an, umarmte ihn stürmisch, quietschte ihm ein „Ja!“ entgegen und verließ fluchtartig die Krankenstation. Der junge Pfleger starrte ihr verständnislos und entgeistert nach. Das bedeutete wohl, dass er seinen Feierabend noch ein wenig verschieben musste.


„Für meine Nachzügler habe ich natürlich noch eine kleine Zusatzaufgabe.“ Zatars Blick schwenkte zu Jebediah hinüber, dann zu Benali. „Der Scrambler hat natürlich für einige Aufregung gesorgt und wir haben überprüft dass unsere Geräte noch alle da sind. Was wir nicht überprüft haben, ist das Materiallager und die Teile, die für den Bau eines solchen Gerätes verwendet werden können. Ich möchte bis Schichtende eine vollständige Inventarliste. Das war alles.“

Unter leisem Getuschel löste sich die kleine Versammlung auf und alle strebten ihren ihnen zugeteilten Aufgaben zu. Benali wirkte alles andere als glücklich. Als er jedoch Jebediahs Grinsen sah, wurde er etwas zuversichtlicher. Sicher hatte der Viertelklingone bereits eine Idee, den Auftrag zu beschleunigen.

„Du hast was vor?“, fragte Benali daher gleich nach. Leise genug, dass Zatar es nicht mitbekam.

„Klar… Glaubst Du ich zähle jede einzelne Schraube von Hand? Also…“

„Jeb! Jeb!“ Die aufgeregte Doktor Bata rannte durch die Tür und begleitet von einem überschwänglichen glücklichen Schrei direkt auf Jebediah zu. Sie fasste ihn bei beiden Schultern und tanzte zweimal um ihn herum, dann hüpfte sie vor ihm auf und ab, ohne sich von den Blicken der Anwesenden beeindrucken zu lassen. „Sie nehmen mich!! Sie nehmen mich!“, jubelte sie. „Hier – ist gerade gekommen! Sie nehmen mich!!“

„Benötigen Sie… ärztliche Hilfe, Doktor?“, wollte Ferkon skeptisch wissen.

Inzwischen hatte die Bajoranerin Jebediah das PADD in die Hand gedrückt und auch er konnte lesen, was die Ärztin so sehr freute: „Die vulkanische Akademie der Wissenschaften? Die haben Dich doch abgelehnt…“

„Einmal beworben, können sie aber jeder Zeit auf einen zurückkommen und mein Interesse hat nie nachgelassen. Ich hätte nie gedacht, dass sie ihre Meinung ändern, aber das haben sie!!“

„Das ist… wow! Ich gratuliere!“


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