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From USS Baikonur

Die Plattform - Teil 2
Autor: Jon Byrd
Autor: Ekaterina Rubliowa
Sternzeit: 67.787,5


Unruhig lief Jebediah in seiner Zelle auf und ab. Eins, zwei, drei, vier, fünf Schritte und er hatte die linke Wand der Zelle erreicht. Eine Wendung und eins, zwei, drei, vier, fünf Schritte und er war wieder bei der rechten Wand.

Jebediah spürte, daß wieder irgendetwas auf der Baikonur vorging. Er konnte es in seinen Knochen fühlen, aber der Langweiler an der Sicherheitskonsole hatte sich mit ihm auf keinerlei Diskussion eingelassen. Entweder er wußte nicht, was die gegenwärtige Mission war, oder er konnte oder wollte nicht mit ihm darüber reden. Es machte Jebediah schlichtweg verrückt.

Eins, zwei, drei, vier, fünf. Zum ungefähr hunderttausendsten Mal, wie es ihm erschien, hatte er wieder die linke Wand erreicht. Er hatte immer viel Bewegung gebraucht, und hier auf engstem Raum eingesperrt zu sein, das war mit das Schlimmste, was man ihm hatte antun können.

Eins, zwei, drei, vier, fünf. Zur Hölle mit dieser Zelle. Zur Hölle mit dem Sicherheitsoffizier an seiner Konsole. Zur Hölle mit der Captain, zur Hölle mit Jeliah Fox, die ihn überführt hatte, zur Hölle mit der... nein... nicht mit der Baikonur.

Eins, zwei, drei, vier, fünf. Schon wieder die linke Wand. Er widerstand der Versuchung mit beiden Fäusten gegen die Verkleidung zu schlagen, sondern legte beide Hände flach darauf, fast schon liebkosend. Die Baikonur, sein Baby.

Eins, zwei, drei, vier, fünf. Die rechte Wand. Zum hundertzweitausendsten Mal. Diesmal schlug er mit beiden Fäusten zu. Er spürte, wie die Energie des Kraftfeldes, zu dem er sich umgewandt hatte, durch seine Fäuste und Arme zuckte, wie er von der Energiebarriere zurückgedrückt wurde. Zur Hölle mit seiner Verbohrtheit. Zur Hölle mit seiner Unbeherrschtheit. Zur Hölle mit ihm selber.


Fest umklammerte Nika die Lehne des Captainssessels. Vorsichtig löste sie ihre Hände, als ihr bewußt wurde, daß ihre Knöchel weiß schimmerten. Die Halbhaliianerin spürte die Spannung, die auf der Brücke herrschte. Alle waren angespannt, das sagten ihre haliianischen Gene ihr eindeutig. Sie mußte jetzt Ruhe ausstrahlen und durfte sich ihre eigene Anspannung nicht anmerken lassen.

Die erste Offizierin stand aus dem Sessel auf und ging einige Schritte auf den Sichtschirm zu, bis sie fast hinter Mr. Kvam und Mr. Corelli stand, ihr Blick ruhte dabei weiterhin auf dem Bildschirm, keine Sekunde ließ sie das langsam größer werdende System aus den Augen, das Rubliowa und sie selber abwechselnd pausenlos beobachtet hatten. Bisher hatte es keine unangenehmen Überraschungen gegeben.

Sie hielt sich selber davon ab, unruhig über die Brücke zu wandern. Das hätte sicher nicht zur Linderung der Anspannung beigetragen. Nachdenklich lag ihr Blick auf Mr. Corelli und Mr. Kvam. Die beiden jungen Offiziere strahlten die meiste Anspannung von allen Anwesenden aus. Selbst Jeliahs Vertreter wirkte dagegen wie ein ruhender Pol.

Was sie von Mr. Andasa empfing, das konnte man nur als Gelassenheit bezeichnen. Sie war sicher, sich im Kampffall völlig auf ihn verlassen zu können. Er brachte offensichtlich die nötige Routine mit.

Die beiden vor ihr Sitzenden mußten ihre Schritte gehört haben, denn wie auf Kommando drehten beide sich zu ihr um. Sie glaubte in Ensign Kvams Gesicht einen unsicheren Zug zu entdecken. Sie legte ihr zuversichtlichstes Lächeln auf und bedachte die beiden vor ihr sitzenden Männer damit. Dann kehrte sie zu ihrem Sitz zurück und ließ sich nieder. Deutlich spürte sie, daß sie die Zuversicht der beiden Männer gestärkt hatte. Erleichtert ließ sie sich niedersinken. Es war erstaunlich, wieviel ein freundliches Gesicht doch bewirken konnte.


"Noch zwanzig Minuten bis zum Erreichen der Angriffskoordinaten.", meldete Ensign Kvam von der Navigationsstation. Der Anflug war bisher völlig ereignislos verlaufen. Ihre Tarnung hatte offensichtlich perfekt funktioniert und dem Computersystem der Waffenplattform schien jegliche Fähigkeit für abstraktes Denken zu fehlen. Denn sonst wäre ihm nicht der ungeheure Zufall entgangen, dass der vermeintliche Asteroid auf seinem Kurs genau die perfekte Angriffsposition erreichte.

Captain Rubliowa schaute sich noch einmal auf der Brücke um. Alle saßen hochkonzentriert an ihren Stationen und strahlten professionelle Ruhe aus. Doch sie wusste, dass alle innerlich unter hoher Anspannung standen und nur durch ihre Ausbildung und Erfahrung äußerlich diese Ruhe zeigen konnten.

"Auf Roten Alarm gehen. Kampfstationen besetzen. Energiesysteme, Schilde und Waffen bereithalten. Auf mein Kommando alles hochfahren!", gab Katya ihre Befehle an die Brückencrew. Ihr Anflug trat nun in die schwierigste Phase ein, die letzten Minuten, in denen die Spannung über das erträgliche Maß anstieg und die Minuten wie eine Ewigkeit erschienen.


Aufmerksam beobachtete der taktische Offizier Andasa die Angaben seiner Konsole. Während die Augen auf dem Hauptschirm lediglich die bloße Existenz des Ziels erkennen konnten, zeigten die passiven Sensoren, dass die Schilde gesenkt und die Abwehrwaffen der Plattform deaktiviert waren.

"Wir erwischen sie eiskalt mit heruntergelassenen Hosen auf der Kloschüssel.", dachte Andasa, leise in sich hineinlächelnd, bevor er seine Entdeckung dem Captain meldete: "Schilde des Ziels sind gesenkt, dessen Waffensysteme inaktiv, auch keine Aktivitäten der Drohnen zu erkennen."

An der taktischen Station hatte Andasa bereits alles vorbereitet und wartete nur noch auf den Befehl des Captains, woraufhin Mister Corelli sämtliche Systeme wieder hochfahren sollte. Dann brauchte Andasa nur noch das Zielsystem zu bedienen und feuern.

Ensign Kvam meldete von seiner Station: "Angriffskoordinaten erreicht in einer Minute… in dreißig Sekunden." Dreißig Sekunden später kam Katyas knapper Befehl: "JETZT!"


Kaum hatte Katya den Befehl gegeben, feuerte Mister Andasa mehrere Phasersalven auf die Schildgeneratoren und die Waffensysteme der Plattform, um anschließend noch eine ganze Ladung von zehn Quantentorpedos hinterherzuschicken.

Alles ging furchtbar schnell. Der Waffenplattform des Dominion blieb nicht einmal die Chance zu reagieren. Gleich die ersten Phasersalven ließen dessen Energiesysteme zusammenbrechen und die Ladung Quantentorpedos zerstörte die Station nun vollständig.

Während die Baikonur sich langsam von ihrem Ziel entfernte, stoben mehrere aufeinander folgende Explosionen von der Waffenplattform aus in das All. Der Überraschungsangriff war geglückt, das Ziel vollständig vernichtet.

Die Spannung, die sich seit dem Beginn des Anflugs auf das Ziel ständig gesteigert hatte, ließ nun auf einmal völlig nach. Katya glaubte, das Grollen von mehreren Tonnen Gestein zu hören, die in diesem Moment sämtlichen Anwesenden auf der Brücke von den Herzen fielen.

"Ziel zerstört.", meldete der taktische Offizier völlig ruhig. "Ausgezeichnet!", kommentierte Katya diese Meldung und fügte noch lobend für die Brückencrew an: "Gut gemacht!" Nach einer kurzen Minute des Aufatmens wies der Captain an: "Roten Alarm aufheben. Einen Kurs setzen, um das System zu verlassen, voller Impuls!"


Mit vollem Impuls steuerte Ensign Kvam die Baikonur aus dem Mokabe System, um die zerstörte Waffenplattform des Dominions hinter sich zu lassen. Er war mehr als nur erleichtert über die schnelle Vernichtung des Ziels und glücklich darüber, wie einfach alles geklappt hatte.

Ensign Kvam wurde von einem Warnhinweis auf seiner Station aus den Gedanken gerissen. Schnell bediente er seine Konsole, um dem Signal auf den Grund zu gehen. Dann konnte er es erkennen: zwei Drohnen des Dominion tauchten hinter dem Gasriesen auf, welcher der zweitletzte Planet des Mokabesystems war.

"Zwei Drohnen auf 034.252. Sie gehen auf Abfangkurs.", gab Kvam seine Entdeckung weiter und begann, mögliche Kursänderungen vorzubereiten. "Scheint so als kämen zwei Kettenhunde von einem Ausflug zurück.", kommentierte Lieutenant Andasa das Geschehen, um Mister Kvams Beobachtung zu bestätigen.

Prompt kamen die Befehle von Captain Rubliowa: "Roter Alarm, alles auf die Kampfstationen. Kurs auf die Drohnen nehmen!" Die Schilde und die Waffen brauchten erst gar nicht aktiviert zu werden, das waren sie noch vom Angriff auf die Waffenplattform.

"Mister Andasa, sobald wir in Torpedoreichweite sind, eine volle Salve Quantentorpedos auf jeweils beide Drohnen. Mister Kvam, sobald die letzte Salve abgefeuert wurde, Ausweichmanöver Delta-vier-zwei einleiten.", befahl der Captain des weiteren.

Hochkonzentriert saß Kvam an seiner Station. Nun kam es darauf an, dass er seine Aktion genau auf die des taktischen Offiziers abstimmte. Als dieser die Torpedos abfeuerte und die letzten Geschosse die Abschussrampen verlassen hatten, aktivierte Kvam das Ausweichmanöver.

Die Baikonur drehte sich um siebzig Grad um die eigene Achse und flog gleichzeitig eine Kurve nach Backbord um sozusagen in die Tiefe des Weltraums abzutauchen. Trotz der Trägheitsdämpfer waren die aufkommenden Kräfte auf dem Schiff teilweise zu spüren, sie brauchten einen kurzen Moment bis sie an die Belastungsgrenze hochfuhren. Das Manöver war für ein Schiff dieser Größe sehr ruppig und forderte zusammen mit den Treffern, die die Baikonur nun einstecken musste, alle System bis auf das Äußerste.


Lieutenant Corelli saß an der OPS und hatte alle Hände voll zu tun. Eine Kampfsituation war so ziemlich das Stressigste was eine Person an der Ops erleben konnte. Die Energieressourcen und tausende andere Dinge mussten koordiniert, sowie die Schadensmeldungen dem Captain weitergeleitet werden.

Zwischen den Befehlen des Captains und den Meldungen der anderen Stationen musste er die Schäden durch den Beschuss bekannt geben: "Mittelschwere Schäden auf den Decks drei, vier und acht. Es sind Reparatur-Teams auf dem Weg."

Corelli war noch nicht lange auf diesem Schiff und schon war er mitten drin statt nur dabei. Es wurde mehr von ihm verlangt als jemals zuvor in seinem Leben. Mit allergrößter Mühe versuchte er, seiner Aufgabe gerecht zu werden.


Die Erschütterungen hatten Jeliah aus der Meditation gerissen. Endlich war es ihr vor kurzem gelungen, in Meditation zu versinken und schon wurde sie wieder daran gehindert. Aber es war ja nicht anders zu erwarten gewesen, schließlich befand sich die Baikonur auf einem Kampfeinsatz.

Es war einfach nicht Jeliahs Art, in einer solchen Situation tatenlos herum zu sitzen. Ob nun Befehl oder nicht, dies war eine Notsituation. Wenn sie schon nicht auf der Brücke ihren Dienst tun konnte, so wurde ihre Hilfe sicher woanders gebraucht. Also stand sie auf und verließ ihr Quartier.


"Benali, Clark! Geht auf Deck drei und überbrückt die Lecks in den Plasmaleitungen. Johnston, Kowalski auf Deck vier, Sektion 10. Kümmert euch um die durchgeschmorten Relais der Steuerbord-Schildgeneratoren. LeClerk, Ling, auf Deck acht, haltet das verfluchte Schildgitter für die Heckschilde stabil.", rief Ferkon Zatar durch den Maschinenraum. Zu allen Enden und Ecken musste er fast gleichzeitig Leute hinschicken. Die Schäden waren noch nicht besonders bedrohlich, aber je länger sie andauerten, umso näher rückte ein drohender Zusammenbruch einzelner Systeme.

Ganz so nebenher hatte sein Team die Energie und den Antrieb aufrechtzuerhalten. Bei Gott nicht gerade einfache Aufgaben die da gleichzeitig zu erledigen waren. Aber wieder einmal sah er wie sich seine Jungs tapfer schlugen.

Dann erkannte er auf den Anzeigen, dass eine Plasmaentladung eine ganze Reihe von Relais in Jefferiesröhre zweiundzwanzig-acht dahingerafft hatte. Zwar hatte eine Notüberbrückung den Ausfall der Relais teilweise aufgefangen, aber für längere Zeit würde das nicht ausreichen.

Der Chef Ingenieur schrie gerade noch: "Jeb…", als er sich selbst unterbrach, weil ihm wieder einfiel, dass Jebediah im Arrest saß. Verflucht, warum musste dieser Kerl ausgerechnet jetzt im Bau sitzen?


"Lass mich raus verdammt noch mal!", schrie Jebediah zum dritten Mal durch das unsichtbare Kraftfeld der Arrestzelle zum wachhabenden Sicherheitsoffizier. Die Baikonur, seine Baikonur, wurde ganz schön durchgeschüttelt. Jebediah spürte jeden einzelnen Treffer.

Zum dritten Mal antwortete der Sicherheitsoffizier mit: "Ich kann sie nicht rauslassen. Befehl ist Befehl!" Krampfhaft umklammerte der Offizier seine Konsole, um sich festzuhalten. Hinter der Energiebarriere stand Jebediah in seiner Zelle und versuchte an der Pritsche Halt zu finden.

Was taten sie seiner Baikonur bloß an? Nicht die Tatsache, dass es geschah machte ihn wütend, sondern die, dass er hier in der Zelle zur Untätigkeit verdammt war, während das Schiff und die Crew seine Hilfe brauchte.

Gerade wollte er erneut den Offizier anbrüllen, ihn raus zu lassen, da riss ihn eine weitere Erschütterung von den Beinen und er verlor den Halt an der Pritsche. Durch einen heftigen Ruck durch die Zelle geworfen, fiel Jebediah gegen das Kraftfeld und blieb mehrere Sekunden an der hell aufleuchtenden Energiewand wie gelähmt hängen bis er regungslos mit Verbrennungen an der Haut zu Boden fiel.


Mit schnellen Schritten rannte Jeliah Fox einen Gang entlang. Sie bog gerade um eine Ecke, als sie jemanden vom medizinischen Personal erblickte, der einen auf dem Boden liegenden Verletzten behandelte. Eine Plasmaexplosion in der Wand hatte ein Schott zerfetzt und den jungen Ensign aus der Technik offensichtlich schwer verletzt.

Der Verletzte lag in einer Lache aus Blut und schrie laut vor Schmerzen als sich Jeliah neben ihn kniete. Der Mediziner verabreichte seinem Patienten gerade ein Narkotikum mit dem Hypospray und sagte: "Helfen sie mir, ihn auf die Krankenstation zu bringen!"

"Selbstverständlich!", antwortete Jeliah, fragte dann jedoch: "Wäre es aber nicht sinnvoller den Patienten zu beamen?" Während sie den Verletzten auf eine Trage legten, schüttelte der Mediziner den Kopf und meinte: "Die Transporter wurden von der Brücke gesperrt. Wegen der Energiereserven!"

Aus dieser Antwort schlussfolgerte Jeliah, dass die Baikonur gegen einen sehr hartnäckigen und ernsthaften Gegner kämpfte, wenn sogar die Energiereserven für die Transporter, auch für die Nottransporter, gesperrt wurden.


Captain Rubliowa wusste, dass die Drohnen, die in Größe und Form Birds of Prey der Scout-Klasse ähnelten, um einiges wendiger waren, als ein Schiff der Prometheus Klasse. Also mussten sie möglichst auf Distanz gehalten werden, um sie auf hohe Entfernung mit Torpedos zu bekämpfen.

"Mister Andasa, feuern nach eigenem Ermessen. Mister Kvam, Ausweichmanöver Beta-eins-null", befahl Katya und aktivierte eine taktische Darstellung der Situation auf einem kleinen Bildschirm ihres Sessels. Ensign Kvam machte seine Sache gut, er flog eine äußerst enge Kurve und beschleunigte genau im richtigen Moment. Doch das führte nur zu einem geringen Abstand, da die Drohnen aufgrund ihrer höheren Wendigkeit einen wesentlich engeren Bogen ziehen konnten.

Ihre Verfolger blieben hartnäckig auf Verfolgungskurs und feuerten ihre tödliche Energie auf die Baikonur. Mit den hinteren Torpedos gelangen Mister Andasa einige Treffer und setzte so den Drohnen etwas zu, was zu ein klein wenig mehr Abstand führte.

Eine der beiden Drohnen scherte aus und versuchte in einem großen Bogen eine günstige Position einzunehmen, aus der sie einige mögliche Ausweichmanöver der Baikonur abfangen konnte. Die andere Drohne blieb auf direktem Verfolgungskurs und feuerte unablässig mit den Disruptoren.

Erneut gab Katya Ensign Kvam den Befehl für ein Manöver: "Ausweichmanöver Alpha-drei-sechs."


Auf der Krankenstation hatten Doktor Bata und ihr Team alle Hände voll zu tun. Die meisten Verwundungen waren zwar leichter oder mittlerer Art, aber es waren genug Verletzte anwesend, um das Team auf Trab zu halten.

Auf einem Wanddisplay las Karel kurz eine Nachricht und wandte sich anschließend an Schwester Manson: "Gehen sie mit einem Medikoffer zum Maschinenraum, es gibt dort ein paar leichtere Verletzungen." Schwester Manson nickte, schnappte sich ihre Ausrüstung und verließ schnellen Schrittes die Krankenstation.

Karel ging auf einen neu eingetroffenen Patienten zu, der nach eigener Aussage bei einer Erschütterung von seiner Arbeitsplattform gestürzt war. Sie nahm mehrere Geräte zur Hand und begann, seine Rippenbrüche zu behandeln, als ein weiteres Mal das Wanddisplay aufleuchtete. Nachdem sie kurz die dort stehenden Information gelesen hatte, befahl sie Ensign Pîrrot: "Gehen sie mit einem Medikoffer zu den Arrestzellen."

Mit einem kurzen: "Verstanden." und einem Medikoffer unter dem Arm, verließ die Schwester die Krankenstation. Kaum war sie durch die Tür geschritten, trugen einer ihrer Mitarbeiter und Jeliah Fox einen mit Blut verschmierten Fähnrich durch den Eingang. Karel wies die beiden an, den Verletzten auf eines der Biobetten zu legen. Counselor Ranoo, der tatkräftig auf der Krankenstation mithalf, übernahm den Patienten und hielt ihn auf dem Biobett fest, weil die Erschütterungen den bewusstlosen Ensign sonst auf den Boden geworfen hätten.

Eine Explosion hatte tausende von kleinen und großen Metallsplittern wie Schrapnelle in die rechte Schulter des jungen Ensigns gejagt und den größten Teil der dortigen Blutbahnen zerfetzt. Sofort machte sich Doktor Bata an die Arbeit. Es galt, den jungen Mann zu stabilisieren, um ihn später operieren zu können. Nun hatte sie ihren ersten Schwerverletzten an diesem Tag.


"Erste Drohne vernichtet!", meldete Lieutenant Andasa seinen Erfolg. Nachdem Ensign Kvam mit einigen Manövern die Baikonur in eine günstige Schussposition gebracht hatte, war es dem taktischen Offizier gelungen, mit den Phasern die Schilde der einen Drohne an der empfindlichsten Stelle zu durchbrechen. Mit drei direkten Torpedotreffern am Antriebssystem war die Drohne dann vollständig zerstört worden.

"Gut! Bleibt also nur noch eine!", kommentierte Katya den Erfolg. Doch die letzte Drohne erwies sich als ebenso hartnäckig wie die erste. Beständig folgte sie der Baikonur in einer für sie günstigen Schussposition und dezimierte mit ihren Disruptoren nach und nach die Stärke der hinteren Schilde.

"Hintere Schilde auf fünfzig Prozent!", gab Commander McNamara bekannt, die an einer der Stationen Platz genommen hatte und jede verfügbare Energie zusammenkratzte, um die hinteren Schilde aufrecht zu erhalten. Kurze Zeit später sagte sie: "Leite weitere Zusatzenergie in die hinteren Schilde. Schilde um zwanzig Prozent gestärkt!"

Captain Rubliowa erkannte, dass ihre Chancen, mit weiteren Ausweichmanövern die Drohne niederzuringen, ausgereizt waren. Das feindliche Fluggerät befand sich inzwischen viel zu nah an der Baikonur, als dass es mit einem findigen Manöver auf Abstand zu bringen gewesen wäre. Im toten Winkel der Steuerbordgondeln, von wo aus die Phaser der Baikonur sie nicht erreichen konnten, nutzte die Drohne im nahen Raumkampf ihre höhere Wendigkeit vollkommen aus.

Nun war es an der Zeit das Spiel endlich zu beenden, sie würden einen kleinen Trick anwenden, um genügend Abstand zur Drohne zu bekommen, also befahl sie: "Mister Kvam, auf meinen Befehl Ausweichmanöver Omega-sieben-neun, danach gehen sie für genau fünfzehn Sekunden auf Warp 1. Mister Andasa, sobald wir wieder auf Impuls zurückfallen, feuern sie mit den hinteren Torpedorampen alles auf die Drohne was wir noch haben!"

Wie sie es nicht anders verlangt hatte, machte sich die Brückencrew daran, dieses Manöver vorzubereiten. Als alle auf Katyas Frage, ob sie bereit wären, mit "Aye!" antworteten, gab sie den Befehl: "Jetzt!"

Daraufhin liess Ensign Kvam die Baikonur abrupt nach unten absacken, fing sie schnell wieder auf und ließ sie nach Steuerbord ausbrechen, um anschließend auf Warp 1 zu beschleunigen. Genau fünfzehn Sekunden später fiel das Raumschiff wieder auf Impulsgeschwindigkeit zurück und Mister Andasa feuerte mehrere Salven Quantentorpedos aus den hinteren Rampen.

"Hecksicht auf den Hauptschirm!", befahl Katya und man konnte auf dem großen Schirm gerade noch erkennen, wie sich der letzte Torpedo von der Baikonur entfernte, dann, wenige Sekunden später, mehrere Explosionen in einiger Entfernung. Dann meldete der taktische Offizier: "Ziel zerstört!"


„Logbucheintrag, Sternzeit 67.788,2: Wir haben die Mission erfolgreich beendet. Die mobile Waffenplattform wurde vollständig vernichtet und ein hartes, aber erfolgreiches Gefecht mit zwei zurückkehrenden Drohnen des Dominion liegt hinter uns. Die Crew hat sich in allen Phasen des Kampfes hervorragend geschlagen. Alle haben mit äußerster Präzision mehr als nur ihren Dienst erfüllt. Ich bin stolz Captain dieses Schiffes und dieser Crew zu sein.

Die Baikonur hat von dieser Mission leichte bis mittelschwere Schäden davon getragen, die bei Impulsgeschwindigkeit in zwei Tagen behoben sein dürften. Wir haben Kurs auf die Erde gesetzt und sind erfreut über den Urlaub den uns die Sternenflotte gewährt. Die Crew hat sich einen Erholungsurlaub wirklich verdient.

Logbucheintrag, Ende.“


Am Abend desselben Tages saß Katya nachdenklich vor ihrem Spiegel. Sie kämmte ihre Haare und hing dabei ihren Gedanken nach. Die vergangene Mission passierte vor ihrem inneren Auge Revue.

Wie hatte es Jon noch mal gesagt? Berolanischer Kakao, stinkt ziemlich, schmeckt aber süß. Im Falle ihrer Mission war es aber umgekehrt gewesen. Sie hatten die Waffenplattform schnell und ohne Schwierigkeiten zerstört, aber anschließend noch einen Kampf mit zurückkehrenden Drohnen führen müssen. Wie Jon sagte: Berolanischer Kakao, schmeckt unheimlich süß, stinkt aber furchtbar.

Amüsiert dachte sie über die Worte des Barkeepers nach. Eigentlich hatte er recht zusammenhangloses Zeug gefaselt, das man hätte auf jede andere beliebige Situation beziehen und unterschiedlich interpretieren können. Dennoch hatten ihr die Worte des Barkeepers geholfen, ihre innere Stärke wiederzufinden, um diese Mission erfolgreich zu bestreiten. Sie war Jon etwas schuldig.

Sie schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse und legte die Bürste aus der Hand. Mit drei Schritten war sie bei ihrem Bett. Ihr Morgenmantel flog in hohem Bogen auf einen Stuhl, dann schlüpfte sie in ihr Bett.

"Computer, Licht aus. Wecken um 5.30 Uhr.", wies sie an, während sie sich bereits zurücklegte. Kaum hatte sie sich ausgestreckt, schlief sie ein.


Auf der Theke des Salyut saß Jon und trank die letzte Flasche Bier, die ihm noch geblieben war. Ratlos schaute er auf das Durcheinander um sich herum. Die Baikonur war während des Kampfes ganz schön durchgeschüttelt worden und das Salyut hatte mächtig darunter gelitten.

Tische, Stühle und Glasscherben lagen wild durcheinander im Raum verteilt. Nicht alle der von ihm gepackten Kisten waren dort geblieben, wo er sie verstaut hatte. Der Anblick erinnerte ihn an seine alte Kneipe auf der Erde, das Steeleye Span. Nach einer kräftig durchzechten Nacht sah es in einer irischen Kneipe ungefähr genauso aus, wie eben hier im Salyut. Doch die Sternenflotte schaffte solche Zerstörungen sogar ganz ohne Alkohol.

Wie sollte man unter solchen Bedingungen vernünftig eine Bar leiten? Ein paar betrunkene Randalierer waren kaum ein Problem, wenn man mit randalierte. Aber ein Kampfeinsatz, der die Einrichtung völlig durcheinander brachte und Gegenstände zerstörte, das war einfach nicht lustig!

Jon trug sich ernsthaft mit dem Gedanken wieder abzuhauen. Langsam gingen ihm diese Kampfeinsätze auf die Nerven. Lieber ein paar randalierende, betrunkene Iren, als so eine Katastrophe!

Plötzlich hörte er ein Räuspern. Jon drehte sich um und sah Lieutenant Krzysztof Komeda. Mit einem Zug trank er die Flasche Bier leer und warf sie schwungvoll zu einem Haufen Scherben drei Meter von ihm entfernt, wo sie laut klirrend zerbrach. Dann murmelte er an Lieutenant Komeda gerichtet: "Hi Krzysztof, tut mir leid, die Bar ist geschlossen."

"Ähm… Jon… ich weiß, der Moment ist eventuell etwas ungünstig,… aber ich wollte dich fragen ob wir mit unserer Jazzcombo hier auftreten dürften?", fragte Komeda dann etwas verlegen, da er das Gefühl hatte, hier deplatziert zu sein. Verwundert schaute Jon den Lieutenant an und fragte: "Eine Jazzcombo?" "Ja", war die knappe Antwort von Krzysztof. "Ein Konzert hier im Salyut?", wollte Jon weiter wissen. Wieder beantwortete Krzysztof die Frage mit "Ja."

Dann grinste Jon über beide Ohren und meinte: "Ok, wenn ihr mir beim Aufräumen helft!" Er beschloss zu bleiben.


"Ich dachte man hätte sie in Urlaub geschickt! Auch wenn ich ihnen sehr dankbar bin, dass sie hier während des Kampfes ihre Hilfe angeboten haben, die Notsituation ist zu Ende. Sie sollten der Anweisung des Captains Folge leisten.", sagte Doktor Bata mit einem strengen Gesichtsausdruck. Jeliah schaute sie mit einer für sie typischen vulkanischen kalten Mimik an, die einen Hauch von Überlegenheit ausstrahlte und antwortete: "Das war auch der Fall, aber durch meine vulkanische Physiologie benötigte ich wesentlich weniger Zeit zur… wie nennen sie es noch? Erholung. Ich fühle mich vollständig genesen."

Jeliah war in der Absicht auf die Krankenstation gekommen, einen positiven ärztlichen Bescheid zu erhalten, damit sie den Dienst wieder aufnehmen konnte. Aber scheinbar war Doktor Bata mehr an einer Grundsatzdebatte über Urlaub, Zwangsbeurlaubung und Erholung interessiert.

Mit großen Schritten ging Jeliah auf eines der Biobetten zu, setzte sich auf die Liege und sagte: "Wenn sie nun bitte einen vollen medizinischen Test durchführen wollen?" Doktor Bata schnaufte sichtlich genervt aus, begann aber mit der medizinischen Untersuchung.

Nachdem sie sämtliche vorschriftsmäßigen Untersuchungen eines normalen medizinischen Checks für Sternenflottenoffiziere beendet hatte, nahm sie ein PADD zur Hand, begann darauf etwas einzutippen und meinte nebenher: "Aus medizinischem Standpunkt sind sie völlig gesund, ich werde ihnen einen positiven Bescheid geben, jedoch mit einem Vermerk, dass sie Mister Ranoo für ein Gespräch aufsuchen müssen."

Mit einem leicht überlegen wirkenden Lächeln reichte Doktor Bata Jeliah das PADD. Scheinbar wollte Miss Bata auf diese merkwürdige Art und Weise klarstellen, wer in medizinischen Belangen das letzte Wort hatte. Leicht erstaunt, aber ohne dieses nach außen zu zeigen, nahm Jeliah das PADD entgegen und fragte: "Ich soll einen Psychologen konsultieren?"

"Einen Counselor!", korrigierte sie Bata Karel mit einem süffisanten Lächeln.


Die Türen des Salyut öffneten sich vor Katya. Diesmal war die Russin nicht erstaunt, daß Mr. Byrd so spät noch in seiner Bar anzutreffen war. Schnell überbrückte sie die Entfernung zwischen Tür und Theke mit schnellen, energischen Schritten, bei denen ein dunkelgrüner Rock lustig um ihre Beine baumelte. Bevor Jon die Gelegenheit erhalten hatte, sie auch nur zu begrüßen, war sie bereits auf einen Barhocker geklettert und hatte ihn freundlich angelächelt. "Captain, welche Ehre Sie zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hier begrüßen zu dürfen, noch dazu um diese Uhrzeit und in Zivil.", begrüßte der Barkeeper die Frau mit dem vollen, dunkelbraunen Haar.

"Geben Sie mir einen trockenen Weißwein, Jon.", äußerte die Captain, was ihr einen leicht erstaunten Blick des Barkeepers einbrachte, der sie noch nicht hatte Alkohol zu sich nehmen sehen. Ein leises Lachen entrang sich ihrer Kehle, was sie sympathischer machte, als der ernste Ausdruck, der sonst ihren Worten mitschwang.

"Wir haben etwas zu feiern.", klärte sie ihn auf und bezog sich damit auf die zurückliegende Mission, die Schiff und Crew heil überstanden hatten. Glücklicherweise hatte es keine Toten gegeben. Bis auf den jungen Ensign Ramirez waren alle verletzten Crewmitglieder bereits wieder von der Krankenstation entlassen worden, aber auch dieser würde schon in einigen Tagen soweit sein, mit der Krankengymnastik beginnen zu können. Dr. Bata hatte ihr berichtet, daß sie das Schultergelenk des jungen Puerto Ricaners nicht hatte retten können. Es war jedoch höchst wahrscheinlich, daß er mit der Prothese, die sie ihm eingesetzt hatte, hervorragend zurecht kommen würde. Bisher hatte es keinerlei Zeichen von Abstoßung gegeben.

Der Neuseeländer drehte sich herum und verschwand im hinter der Theke liegenden Lagerraum. Schon wenig später kam er mit einer Flasche zurück, die eine goldgelbe Flüssigkeit enthielt. Er füllte zwei Gläser und stellte dann eines davon vor ihr ab. "Ein Pinot Grigio von 2388.", bemerkte er. Sie nickte und nahm einen ersten Schluck des Getränkes und lächelte ihn dann erfreut an. Er hatte völlig ihren Geschmack getroffen. Sie vermutete, daß ihn das zu einem ausgezeichneten Barkeeper machte. Sie wußte, daß viele ihrer Crewmitglieder einen großen Teil ihrer Freizeit hier verbrachten.

Jon nahm ebenfalls einen Schluck. Einige Minuten vergingen in angenehmem Schweigen. Jon warf einen nachdenklichen Blick hinüber zur Fensterwand, wo er bereits gemeinsam mit Komeda eine kleine Bühne für den morgigen Auftritt der "Jazz Junkies" aufgebaut hatte.

Katya folgte seinem Blick und entdeckte ebenfalls die improvisierte Bühne. Ihr Blick wanderte zu ihm zurück und wie von alleine hob sich eine ihrer Augenbrauen zu einem fragenden Ausdruck.

"Morgen Abend findet ein Konzert der Jazz Junkies statt.", gab er Auskunft, was einen leicht dümmlichen Ausdruck auf ihr Gesicht zauberte. "Wie bitte?" fragte sie mit einer Stimme, die kaum einen Zweifel daran ließ, daß sie ernsthaft an seinem Verstand zweifelte.

Er grinste sie an und führte weiter aus: "Das ist die Jazzcombo von Mr. Komeda." Augenblicklich huschte auf ihr Gesicht ein verstehender Ausdruck. "Ach so.", verlieh sie ihrer Erleuchtung Ausdruck. "Kommen Sie auch?", wollte er wissen, was ihm einen nachdenklichen Blick einbrachte. Schließlich huschte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Gerne, Jon. Halten Sie mir einen Platz an der Theke frei.", sagte sie zu.

Wieder fiel für eine Weile Schweigen über den nächtlichen Raum. Gelegentlich tranken beide aus ihren Gläsern und fühlten sich auf eine seltsame Weise wohl. Schließlich leerte sie mit einem langen Zug ihr Glas und meinte dann: "Jon, falls Sie morgen Mittag noch nichts vorhaben, dann möchte ich Sie gerne zum Essen in meinem Quartier einladen. Ich bin Ihnen etwas schuldig, und da ich ungern etwas schuldig bleibe, würde ich es zu schätzen wissen, wenn Sie meine Einladung annehmen." Er überlegte kurz und nickte dann, woraufhin sie von ihrem Barhocker glitt und sich auf den Rückweg in ihr Quartier machte. Zeit ins Bett zu gehen.


Gähnend ging Counselor Ranoo zum Replikator seines Quartiers und bestellte ein Glas kühlen Mineralwassers. Nachdem das Gerät das gewünschte Getränk erstellt hatte, griff er nach dem Glas und setzte sich auf seine Couch. Die letzten Stunden waren anstrengend gewesen. Während des Kampfes hatte er auf der Krankenstation geholfen. Mit etwas medizinischem Wissen, aber vor allem mit seiner psychologischen Ausbildung, hatte er das medizinische Personal unterstützten können.

Doch die meiste Arbeit kam auf einen Counselor nach einem Kampf zu. Viele Leute brauchten nach den traumatischen Erlebnissen einer solch gefährlichen Situation einen Gesprächspartner. So hatte er auch die Stunden nach dem Kampf einiges zu tun gehabt.

Lemexx nahm einen großen Schluck Mineralwasser. Er genoss, wie das kalte Getränk seine Kehle hinunterfloss und seinen Durst löschte. Wieder gähnend stellte er sein Glas auf den Wohnzimmertisch und legte sich auf seine Couch.

Der schwerste Fall an diesem Tag war Lieutenant Commander Fox gewesen. Auch nach jahrelanger Sternenflottenausbildung, stellten für ihn Vulkanier immer noch ein Rätsel dar. Ihre Verschlossenheit und absolute Sturheit in ihren Ansichten machten es einem Counselor sehr schwer überhaupt eine Art von therapeutischem Gespräch zustande zu bringen. Miss Fox' Fall wurde noch dadurch erschwert, dass sie Halbvulkanierin war, also auch eindeutig betazoide Züge hatte, die sie aber stets zu unterdrücken versuchte.

Sie war eigentlich nur zu ihm gekommen, weil es Doktor Bata ihr verschrieben hatte. Trotz Miss Fox' Verschlossenheit hatte er ihr angemerkt, dass ihr ein Gespräch mit dem Counselor überhaupt nicht Recht war. Sie hatte eigentlich nur einen positiven Bescheid für die Wiederaufnahme ihres Dienstes gewollt.

Die Stimme des Computers riss ihn aus seinen Gedanken. "Sie haben eine Rundnachricht erhalten!", teilte ihm die emotionslose Computerstimme mit. Langsam stand er von der Couch auf und ging auf das Computerterminal auf seinem Schreibtisch zu. Mit einem Knopfdruck rief er die Nachricht ab.

Auf dem Bildschirm blinkte eine rote Schrift auf gelbem Hintergrund die besagte: "MORGEN ABEND IM SALYUT!! Die sensationellen Jazz Junkies! New Orleans Jazz bis es zu den Ohren rausläuft! Dabeisein ist alles!" Damit verschwand die Nachricht wieder und auf dem Bildschirm blieb das Föderationslogo zurück.

Mister Byrd war es also irgendwie gelungen, ein Konzert zu organisieren. Die Idee schien ihm gut. Etwas Ablenkung durch ein Konzert und eine kleine Party würde der Crew sicher gut tun. Mit einem Lächeln beschloss er, Jeliah einen Besuch dieses Konzerts zu verschreiben, dann würde er ihr auch den positiven Bescheid geben.


Nachdenklich runzelte Katya die Stirn. An ihrer Nase klebte ein kleiner Flecken Quark, in ihrer rechten Hand hielt sie einen Löffel und in der linken einen kleinen Topf mit eben jenem Quark, von dem ihr ein Flecken an der Nase klebte.

"Waren das jetzt 2 Eier oder 3 Eier?", murmelte sie vor sich hin, während sie ein nachdenkliches Gesicht machte und in ihren Erinnerungen kramte. Zum x-ten Male nahm sie sich vor, das verflixte Rezept endlich niederzuschreiben, bevor sie es endgültig vergaß.

"Mein Kind, jede Frau sollte auch heutzutage noch in der Lage sein, wenigstens eine Spezialität von Hand zuzubereiten.", äffte sie auf kindliche Art die Stimme ihrer Großmutter nach, während sie Quarktopf und Löffel zur Seite legte. Sie hatte endlos mit der älteren Dame über Sinn und Nützlichkeit von programmierbaren Replikatoren diskutiert, aber stets den Kürzeren gezogen. Babuschka hatte Tanya und ihr mit viel Geduld beigebracht, wie man einen traditionellen russischen Quarkauflauf zubereitete.

Die Captain warf einen Blick zur Decke und verfluchte ihre Großmutter mal wieder für ihre Sturheit. Wieviel einfacher wäre es jetzt gewesen, einfach den Auflauf für Jon und sie selber zu replizieren, denn ihn von Hand zuzubereiten. Dann grinste sie, denn in diesem Falle wäre ihr auch der Genuß versagt geblieben, mit den Fingern die Quarkmasse selber abzuschmecken.

Katya stippte einen Finger in die Schüssel vor ihr und leckte ihn genüßlich ab. Sie ließ den Löffel quasi fallen und griff zum Salzstreuer, der neben der Schüssel auf dem Tisch stand. Da gehörte noch Salz dran, definitiv.

Sie drehte den Streuer auf den Kopf und schüttelte ihn so lange, bis sich ein feinkörniger Salzfilm auf der Quark-Sahne-Ei-Masse gebildet hatte. Sie warf einen kritischen Blick auf ihr Werk und war der Auffassung, daß es noch nicht ganz die richtige Farbe hatte.

Mit der linken Hand angelte sie die Pfeffermühle vom Tisch und stellte mit der rechten den Salzstreuer ab. Dann beobachtete sie, wie dunkler Pfeffer auf die Quarkmasse niederrieselte. Als sie glaubte, genug darauf gestreut zu haben, stellte sie die Pfeffermühle ab und angelte nach einem kleinen Schneebesen, mit dem sie eifrig den Inhalt ihrer Schüssel verrührte. Irgendwie fühlte sie sich beim Kochen immer an ihre Tage im Sandkasten erinnert.

Nach einer halben Minute landete der Schneebesen wieder dort, wo er zuvor gelegen hatte und einer ihrer Finger stippte erneut in die Schüssel. Diesmal war die Captain zufrieden, denn sie schob die Schüssel zur Seite und kramte nach einer flachen Auflaufschüssel, die sie bald darauf einfettete. Dann griff sie nach den beiden Schüsseln, die auf dem Tisch standen und begann deren Inhalt abwechselnd in die Schale zu schichten. Zum Schluß verzierte sie das Ganze mit einer Semmelbrösel-Buttermischung aus einer dritten Schüssel. Danach landete der Auflauf im Backrohr.

Die Captain sah sich auf dem Schlachtfeld um sie herum um. Überall standen Schalen und Pfannen. Haufenweise benutztes Besteck und leere Schachteln und Töpfe standen herum. Auf ihrer Kleidung fanden sich trotz der umgebundenen Schürze unzählige Flecke. Sie hoffte sehr, daß Jon zu schätzen wußte, daß sie sich ihm zuliebe eines ihrer Lieblingsshirts ruiniert hatte. Sie grinste vor sich hin, dann machte sie sich daran ihr Quartier und auch sich selber wieder in einen präsentablen Zustand zu versetzen.

Gegen Mittag machte sich Jon, mit zwei Flaschen Wein unter den Armen, auf den Weg zum Quartier des Captains. Er war zum Essen eingeladen worden, von einem Captain. Jon glaubte sich glücklich schätzen zu dürfen. Welcher Captain lädt schon einen Barkeeper zum Essen ein? Also Jon kannte sonst keinen.

Da er unter seinen Armen jeweils eine Flasche Wein hielt, betätigte er den Türsummer von Captain Rubliowas Quartier umständlich mit dem Ellbogen seines rechten Armes. Als sich die Tür zu beiden Seiten hin geöffnet hatte, streckte er zuerst den Kopf durch den Eingang und schaute nach links und rechts ohne den Rest seines Körpers in das Quartier zu begeben. "Huhu?", rief Jon in das Quartier.

Katya kam aus einer Ecke des Quartiers mit einer einladenden Geste auf ihn zu und meinte: "Kommen sie doch herein Jon." Er folgte der Einladung und hielt die zwei Weinflaschen demonstrativ hoch: "Da ich nicht wusste, was es zu essen gibt, hab ich einen trockenen Roten und einen lieblichen Weißen mitgebracht."

Miss Rubliowa lächelte freundlich und meinte: "Nehmen sie doch Platz. Ich denke der Weißwein passt gut zum Gericht." "Gut, dann können wir den Roten zum Nachtisch trinken.", meinte Jon während er sich an den Tisch setzte. Dann verschwand der Captain in einen Nebenraum und Jon begann, die Weißweinflasche mit einem mitgebrachten Korkenzieher zu öffnen und zwei Weingläser damit zu befüllen. Er roch Essen, konnte den Geruch aber keinem ihm bekannten Gericht zuordnen. Der Replikator, der sich in der Nähe des Tisches befand, war außer Betrieb, also hatte der Captain sogar selbst gekocht. "Wow", dachte Jon, denn er war nicht nur von einem Captain zum Essen eingeladen worden, der Captain kochte sogar noch selbst. Das war der Hammer!

Nach einiger Zeit kam Katya Rubliowa mit einer Ofenform zurück, aus der es dampfte und der Geruch einer leckeren Mahlzeit erfüllte den Raum. Sie stellte die Ofenform auf den Tisch und setzte sich Jon gegenüber hin. Wie gebannt starrte Jon auf den Auflauf, der da in der Mitte des Tisches stand: "Ui, selbst gekocht? Sieht ja lecker aus, riecht auch lecker!"

"Das ist Quarkauflauf, meine Großmutter bestand darauf, dass die Frauen jeder Generation mindestens eine Spezialität unserer Region Russlands zubereiten können.", erklärte Rubliowa mit einem fröhlichen Gesicht. Sie begann, mit einem Löffel ein großes Stück aus dem Auflauf herauszulösen und legte es auf einen Teller, den sie Jon reichte. Danach legte sie sich selbst ein Stück auf ihren Teller.

"Enchanté!", sagte Katya, als sie das Weinglas hochhielt. Jon stieß mit seinem Glas an und sagte grinsend: "Na Sdarowje!" Nach einem Schluck vom Wein meinte Katya anerkennend: "Sehr leckerer Wein!" "Aus meinem Privatvorrat!", entgegnete Jon und probierte vom Auflauf.

Nachdem er gekaut und hinuntergeschluckt hatte, meinte er euphorisch: "Das schmeckt noch besser als es aussieht und riecht! Wirklich lecker!" Zufrieden und freundlich lächelnd meinte Katya: "Freut mich, dass es ihnen schmeckt! Guten Appetit!"

Katya begann ebenfalls zu essen und fragte nach einer Weile: "Erzählen sie Jon, waren sie schon immer Barkeeper?" Jon nickte und schluckte gerade einen Bissen hinunter, dann meinte er: "Ja, gleich nach der Schule hab ich damit angefangen. In San Fransisco!" v

Interessiert schaute Katya auf und sagte: "In San Fransisco? Ich liebe diese Stadt. Als ich auf der Akademie war, bin ich viel nach San Fransisco rein. Kenne die Stadt wie meine Westentasche. Wie hieß denn ihre dortige Bar, vielleicht kenne ich sie ja?"

"Die Kneipe hieß ‚Zum fröhlichen Henker'", erklärte Jon und aß wieder vom Auflauf. Kopfschüttelnd meinte Katya dann: "Nein, dieser Name sagt mir nichts, schade." "Och, waren auch wenig Sternenflottenkadetten da. Die, die da öfters auftauchten, waren ewige Studenten.", entgegnete Jon achselzuckend.

Nach einer Weile meinte er dann: "Ich kann mich noch an Robertson erinnern. Ich glaub er war so um die fünfzehn Jahre auf der Akademie, hat ständig seine Fachrichtung gewechselt. Am Schluss war er selber Barkeeper im ‚Zum fröhlichen Henker'."

Sie lachte. "Das muß wohl nach meiner Zeit auf der Akademie gewesen sein. Das ist ja immerhin inzwischen schon eine ganze Weile her." Sie rechnete leise nach und lachte dann erneut. "Vor 18 Jahren habe ich meinen Abschluß gemacht und im letzten Jahr bin ich kaum noch zu etwas anderem als Lernen gekommen. Ich habe mir immer alles schwer erarbeiten müssen."

Jon kramte in seinen eigenen Erinnerungen. "Ich habe dort 2382 angefangen zu jobben. Nach etwas mehr als 6 Monaten war ich den Job auch schon wieder los." Jon pickte nach einer der Nudeln, die im Auflauf enthalten waren. Sie sah ihm grinsend dabei zu, wie er den Übeltäter schließlich in seinen Mund verfrachtete und zerkaute.

"Ich sollte Dimitri nach der Kneipe fragen. Vielleicht kennt er sie.", bemerkte sie und pickte nach einem Stückchen Dörrfleisch auf ihrem Teller. Für einen kurzen Moment verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck, dann schob sie ihre unangenehmen Gedanken schnell beiseite.

Er sah sie neugierig an. "Wer ist Dimitri?", wollte er völlig indiskret wissen. Sie grinste vor sich hin. Die Frage war typisch Jon, aber sie war erfreut, mal nicht mit übergroßem Respekt behandelt zu werden. Sie lächelte offen. Das war ein Thema, das sie immer freundlich stimmte. "Dimitri ist mein Neffe.", erklärte sie. "Er besucht die Akademie."

Diesmal grinste er. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie? Ich wette, daß Sie aus einer Familie mit haufenweise Sternenflottencaptains stammen.", bemerkte er.

Sie grinste zurück. "Was wollen Sie denn verlieren?", fragte sie in Bezug auf sein Wettangebot, was ihr einen verwirrten Blick einbrachte. "Ich bin außer Dimitri das einzige Sternenflottenmitglied. Ich stamme eher aus einer Fliegerfamilie. Mein Vater war Pilot und meine Schwester hat einen eigenen kleinen Frachter.", klärte sie ihn auf. Ihr Blick wurde weich. "Und ich selber habe auch als Pilotin bei der Sternenflotte angefangen. Aber das ist schon eine ganze Weile her." Sie legte Messer und Gabel ab und griff stattdessen zu ihrem Glas. Langsam und genüßlich ließ sie einen Schluck des Weins ihre Kehle hinunterrinnen. Sie mochte ein gutes Glas Wein in netter Gesellschaft, sie achtete jedoch peinlich genau darauf, daß es nie mehr wurde, als sie vertragen konnte.

Eine Weile herrschte wieder dieses angenehme Schweigen, das bereits am gestrigen Abend in der Bar geherrscht hatte. Jon sah sich schweigend um. Auf einem Bord an einer Wand standen verschiedene Photographien. Auf einer war eine würdevolle Dame mit weißen Haaren zu sehen. Mit ein wenig Phantasie konnte man sich vorstellen, wie die Captain in etwa 30 Jahren aussehen würde. Gleich daneben stand ein Bild, auf dem ein blonder, großgewachsener Mann und eine schwarzhaarige eher kleine Frau zu sehen waren. Wieder daneben gab es ein recht aktuell wirkendes Bild einer Frau von etwa 40 Jahren, einem Mann in etwa demselben Alter, einem Blondschopf von etwa 20 Jahren und einer nur wenige Jahre jüngeren brünetten Schönheit. In einer Ecke des Raumes entdecke Jon einen bequem aussehenden Schaukelstuhl, der in Richtung auf die Panoramafenster ausgerichtet war. Eine Decke lag darin ordentlich aufgefaltet. Alles in Allem wirkte das Quartier ordentlich aber dennoch gemütlich.

Als er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Gastgeberin zuwandte, bemerkte er deren Blick auf sich. "Gefällt Ihnen mein Quartier?", fragte sie. Sie hatte seine musternden Blicke offensichtlich richtig interpretiert. Einen Augenblick lang fühlte er Verlegenheit in sich aufsteigen, schob die aber energisch beiseite. "Ja, tut es. Es wirkt gemütlich. Und ordentlich.", bestätigte er und dachte dabei an das Chaos, das in seinem eigenen Quartier herrschte. Er fragte sich, woher sie die Zeit nahm hier alles ordentlich zu halten.

Impulsiv platzte er mit seiner Frage heraus. "Woher nehmen Sie nur die Zeit, hier Ordnung zu halten?", wollte er wissen. Schon wieder kroch Verlegenheit in ihm hoch ob ihres amüsierten Gesichtsausdrucks. "Ich meine, Sie sind sicherlich eine vielbeschäftigte Frau.", führte er aus.

Sie nickte zustimmend. "Das bin ich. Ich bin so vielbeschäftigt, daß ich nur wenig Zeit in meinem Quartier verbringe. Und da ich alleinstehend bin, gibt es niemanden, der mein Quartier während meiner Abwesenheit in Unordnung bringen könnte. Da geht das mit dem Aufräumen immer rasend schnell. Ich bin sowieso nur zum Essen und Schlafen hier.", erläuterte sie ihm den aufgeräumten Zustand ihres Quartiers.

Er nickte verstehend. Das machte Sinn. Er fragte sich allerdings, warum es dann in seinem Quartier immer unordentlich aussah, schließlich verbrachte er den Großteil seiner Zeit im Salyut. Sie grinste: "Es hilft aber auch, eine ordentliche Person zu sein. Ich stelle fast zwanghaft alles nach Gebrauch wieder an seinen Platz.", erklärte sie. Er grinste frech. "Ich hatte schon immer den Eindruck, daß man eine Neurose haben muß, um Sternenflottencaptain zu werden." Wider Erwarten brach sie in schallendes Gelächter aus, statt ihn zu rügen. Er stimmte in das ansteckende Gelächter ein. Es versprach, ein angenehmes Mittagessen zu werden.

Das Salyut war bereits bevölkert von unzähligen Crewmitgliedern, als Counselor Ranoo die Bar betrat. Auf der Bühne waren die Instrumente der Band aufgebaut, doch von den Musikern war noch nichts zu sehen. Langsam schritt Lemexx durch den Raum und suchte nach Miss Fox, um festzustellen, ob sie seiner Anweisung gefolgt war.

Wie er es erwartet hatte, saß sie allein und völlig regungslos an einem Tisch und starrte ins Leere. Er ging auf ihren Tisch zu und begrüßte sie: "Guten Tag Miss Fox." Was sie mit einem knappen "Counselor." quittierte. Er setzte sich ihr gegenüber und meinte grinsend: "Im ersten Moment dachte ich, hier sitzt eine Schaufensterpuppe, damit der Tisch nicht so verlassen aussieht..."

Miss Fox hob mit ausdruckslosen Gesichtszügen ihre rechte Augenbraue und fragte: "Ich nehme an, sie haben versucht einen Witz zu machen?" "Ganz recht!", bestätigte Lemexx und lehnte sich lässig an die Rückenlehne seines Stuhls.

"Ich fürchte das ist ihnen misslungen, Mister Ranoo.", sagte sie mit emotionsloser Stimme und nippte an einem Glas Wasser. Lemexx musste auf diese Antwort laut lachen, was ihm wieder einen typischen Vulkanierblick einbrachte. Auf eine ganz unfreiwillige Weise war Miss Fox auf ihre Art amüsant und das schlimmste daran war, sie ahnte es nicht einmal.

Mit einem Tusch der Drum lag alle Aufmerksamkeit im Salyut auf der Bühne und dem dort vor der Band stehenden Jon Byrd. Dieser sprach zu den Gästen: "LEUTE! LEUTE! Es ist mir eine wahnsinnig abgefahrene Freude euch hier die sensationellen Jazz Junkies zu ihrer großen Premiere vorstellen zu dürfen. Nach Monaten heimlicher Proben in den abgelegensten Orten der Baikonur wie verlassene Jefferiesröhren, den Warpgondeln, dem Arboretum und der Antimateriekammer, haben sie sich endlich getraut, ein öffentliches Konzert zu geben. Und glauben sie mir, wenn die Jungs eins nicht müssen, dann sich verstecken!"

Der Barkeeper hatte bei seiner Ansprache ein paar Lacher im Publikum auf seiner Seite gehabt und fügte dann nach einer kurzen Pause an: "New-Orleans-Jazz vom Feinsten. Jazz-Stücke aus den alten Zeiten des New Orleans, alte und neuere Stücke von Größen wie Louis Armstrong, vielen anderen Jazzgrößen und nicht zuletzt eigene Stücke spielen sie mit einer grandiosen Improvisationsgabe, ohne die Harmonie in der Band zu verlieren. ES LEBEN DIE JAZZ JUNKIES!"

Während des letzten Satzes sprang Jon mit hoch erhobenen Armen von der Bühne. Doch leider landete er so unglücklich auf seinen Beinen, dass er stürzte und über den Boden kugelte. Als er sich an einem Tisch nach oben kämpfte meinte er: "Das war jetzt auch improvisiert..." Er richtete sich wieder auf und meinte dann wieder zum Publikum: "Ladies and Gentlemen, Humanoide und Nicht-Humanoide, liebe Lebewesen auf Silkonbasis, Aliens aus Zellulose und sonstige unbekannten Lebensformen, begrüßen sie mit mir die Jazz Junkies!"

Lemexx konnte sich ein Grinsen über Jon Byrd nicht verkneifen, er war schon ein komischer Kauz. Nach Jons Ansprache begannen die neun Bandmitglieder, darunter ein Bolianer und ein Andorianer, das Lied ‚Yes, I'm in the Barrel' anzustimmen. Bereits nach den ersten Takten bewirkte die fetzige Musik, dass alle Anwesenden nicht mehr ruhig sitzen konnten. Alle wippten mit den Füßen, trommelten im Takt auf die Tischplatten oder wippten mit dem Oberkörper hin und her. Nur Miss Fox saß wie immer regungslos auf ihrem Stuhl und weigerte sich beharrlich, sich von der Musik mittragen zu lassen.

Der Barkeeper hatte ihn und Miss Fox entdeckt und ging auf die beiden zu. Es war Jons erklärtes Ziel geworden, die Halbvulkanierin zu einer emotionalen Regung zu bewegen. Lemexx musste ihm zugestehen, dass er hartnäckig war, wenn auch nicht besonders erfolgreich. Vermutlich hatten ihn Miss Fox' unkontrollierte Gefühlsausbrüche darin noch beharrlicher gemacht.

"Schön sie beide hier anzutreffen!", begrüßte der Barkeeper die beiden überschwänglich. Lemexx grüßte ebenso freundlich zurück, während es Miss Fox bei einem einfachen: "Mister Byrd." bewenden lies. "Na, wie gefällt ihnen die Musik?", fragte Jon und setzte sich zu den beiden an den Tisch. Lemexx nickte dem Barkeeper zu und meinte dann anerkennend: "Gut, sehr schön dass wir jetzt auch eine Band an Bord der Baikonur haben. Hoffentlich macht das Schule!"

Mit einem für sie typischen Blick schaute Miss Fox zu Jon, zog die rechte Augenbraue hoch und meinte dann trocken: "Interessante… Musikrichtung…" Jon stütze sich mit verschränkten Armen auf der Tischplatte ab und beugte sich näher zu Jeliah, setzte ein verschmitztes Grinsen auf und meinte: "Interessant? Jazz ist SUPER! Wussten sie, dass Jazz ursprünglich die Musik des Rotlicht-Viertels von New Orleans war?"

Jeliah Fox zog ihre rechte Augenbraue noch weiter nach oben, entgegnete mit schrägem Kopf und einem fast desinteressierten Gesichtsausdruck: "Faszinierend." Lemexx fiel vor Lachen beinahe vom Stuhl.


Während die Band weiterspielte ging Jon zurück zur Theke, um seinen Job zu erledigen. Die Kellnerinnen nahmen die Bestellungen entgegen und er zauberte hinter der Bar die Drinks. Als er gerade dabei war, einen Bloody Mary zusammen zu mischen, setzte sich Lieutenant Corelli mit traurigem Gesicht auf einen Hocker, verschränkte die Arme und stützte sich lustlos an der Theke ab. Jon sah dem Kerl an, dass was nicht stimmte und er ahnte auch schon was, beziehungsweise wer, daran schuld war.

Nachdem er alles stehen und liegen gelassen hatte, setzte sich Jon Philipp gegenüber und fragte: "Jakobis?" Der Lieutenant nickte und starrte ins Leere. Nach einer Weile meinte er: "Sie hat sich in letzter Zeit nicht gemeldet."

‚Der arme Kerl', dachte Jon. Zwar hatte auch er ein Auge auf Jakobis gehabt, aber hatte inzwischen wieder das Interesse verloren. Umso mehr tat ihm Philipp Leid, vor allem weil er glaubte, die zwei würden zusammenpassen wie die Faust aufs Auge. Er entschloss die zwei miteinander zu verkuppeln.

"Wir werden das schon deichseln", meinte Jon nickend und fügte an: "Ich hab da auch schon eine Idee…"


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