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From USS Baikonur

Überführt
Autor: Ekaterina Rubliowa
Sternzeit: 67.758,5


Katya warf ihrer Sicherheitschefin einen nachdenklich Blick zu. Hier paßte definitiv einiges nicht zusammen. Und Miss Fox war genau die richtige, um herauszufinden was nicht zusammenpaßte und warum. Die Captain warf der Halbbetazoidin einen Blick zu und meinte: "Ich autorisiere eine vollständige Untersuchung der Vorfälle. "

Jeliah Fox nickte stumm und stand dann aus ihrem Sessel auf. Sie verließ den Bereitschaftsraum des Captains und trat den Rückweg zu ihrem eigenen Quartier an. Es sah so aus, als würde sie heute Abend bei ihrem Besuch im Quartier Hephlytes Gelegenheit zu ersten Untersuchungen bekommen.


Pünktlichst betätigte Jeliah den Türsummer von Mr. Hephlytes Quartier. In ihren Händen hielt sie eine Topfpflanze, Zugeständnis ihrer betazoiden Hälfte an die Höflichkeit.

Erwartungsgemäß öffnete sich die Tür umgehend, im Rahmen stand, diesen fast vollständig ausfüllend der Sicherheitschef der Station. Auf seinem Gesicht klebte ein unpassendes Grinsen, das ein weniger gemäßigtes Wesen als Jeliah wohl als schmierig bezeichnet hätte. Der Mann hätte jedem x-beliebigen schlechten Film entsprungen sein können.

Mit eben jenem unpassenden Grinsen auf dem Gesicht trat er zurück, deutete eine leichte Verbeugung an und machte eine einladende Geste " die scheinbar das gesamte Quartier einschließlich des Schlafzimmers umfassen sollte. "Treten Sie doch näher, Commander Fox."

Commander Fox tat wie ihr geheißen, mit dem üblichen stoischen Ausdruck über ihr Gesicht gehängt. Es war wie stets völlig unmöglich auch nur zu erahnen, was die Frau von der Einladung des Mannes hielt.

Mit der Topfpflanze in der Hand sah sie sich im Quartier um. Es war gemütlich eingerichtet und ließ die ordnende Hand einer Frau deutlich erkennen. Der Tisch war beinahe festlich für zwei gedeckt.

In Jeliahs Hinterkopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Warum war hier nur für zwei gedeckt und nicht für drei?

Sie wandte sich zu Mr. Hephlythe herum und setzte ein unverbindliches Lächeln auf. "Aber wo ist denn die Köchin, Mr. Hephlythe? Ich möchte ihr gerne mein Gastpräsent überreichen."

Jeliah hätte schwören können, daß das Grinsen des Mannes noch einen Hauch unpassender wurde, während er näher trat und die Schale mit der Pflanze aus ihren Händen entgegennahm und dabei wie zufällig ihre Hände berührte. "Sie mußte überraschend weg. Aber keine Sorge, für unser leibliches Wohl ist bestens gesorgt."

Er nahm die Schale in die linke Hand und legte Jeliahs Hand in seine rechte Armbeuge. "Bitte kommen Sie doch, Commander." Er führte sie zum Tisch und zog ihr einen Stuhl heraus, den er unter sie schob, als sie sich setzte. Spätestens an dieser Stelle hätte Jeliah ihm gerne gesagt, wohin er sich seine unpassende Galanterie stecken konnte " wären da nicht die Ermittlungen gewesen, mit denen Rubliowa sie beauftragt hatte. Sie konnte den Mann wohl kaum einem offenen Verhör über die Ereignisse in der Cargo Bay unterziehen. In diesem Falle war es besser, ihn im Rahmen eines Gespräches möglichst unauffällig auszuhorchen. Also setzte sie ein Lächeln auf und sagte: "Danke schön, Mr. Hephlythe. Ich freue mich bereits auf die versprochenen kulinarischen Genüsse."

Bei ihrem letzten Wort rutsche ihm sein Lächeln unmerklich vom Gesicht und machte für einen kurzen Moment einem hochamüsanten dümmlichen Ausdruck Platz. Jeliahs Lächeln verwandelte sich in ein echtes. Es würde leichter werden als erwartet "Arne" auszuhorchen. Und wenn es so weiter ging, dann würde der Abend für sie selber ausgesprochen amüsant werden.


Am nächsten Morgen saß Lt. Commander Zatar über den Daten der letzten Routineprüfung der Sicherheitsprotokolle. Der Zaldaner runzelte die Stirn und fragte sich, was zum Teufel hier nicht übereinstimmte. Er hatte eine kleine Unregelmäßigkeit zum Anlaß genommen, die entsprechenden Protokolle der vergangenen Wochen anzusehen und war dabei auf weitere Unregelmäßigkeiten gestoßen. Und auf immer noch weitere. Er hatte schließlich feststellen müssen, daß ganz offensichtlich jemand an den entsprechenden Routinen herumgebastelt hatte und so Zugriff auf vertrauliche Daten erhalten hatte. Da hatte ein Ensign Parell Zugriff auf wirklich alles an Bord, ohne daß dieser Ensign überhaupt existierte. Er konnte derzeit nicht einmal überblicken auf was der Eindringling sich alles Zugriff verschafft hatte. Aber er wußte, in wessen Kompetenzbereich die Überprüfung der Vorfälle fiel. Also aktivierte er das Interkom im Schreibtisch seines Büros und verlangte: "Zatar an Lt. Cmdr. Fox."


Bereits nach wenig später als fünf Minuten stand Jeliah Fox in der Tür zum Büro des Chefingenieurs der Baikonur. Auf sein Winken hin trat sie ein und hörte, wie die Tür sich hinter ihr schloß, was ihr in Anbetracht der Natur des anstehenden Gespräches auch recht war. Sie beugte sich über das Padd auf Zatars Schreibtisch, auf das der Zaldaner stumm gedeutet hatte.

Schon nach wenigen Augenblicken mußte sie Zatars Analyse des vorliegenden Datenmaterials bestätigen. Es war mehr als offensichtlich, daß verdeckte Zugriffe auf vertrauliche Dateien stattgefunden hatten. Selbst das persönliche Logbuch des Captains war eingesehen worden.

Der Eindringling im System war aber offensichtlich sehr geschickt vorgegangen. Hätte der letzte Zugriff, bei dem die Sensordaten gelöscht worden waren nicht stattgefunden, was Zatar zu einer Suche veranlaßt hatte, wären die anderen Eingriffe wohl unentdeckt geblieben. Dazu war der Eindringling zu sorgfältig und vorsichtig vorgegangen.

Jeliah war fast sicher, hiermit einen Beleg für die Unschuld Mr. Andasas in Händen zu halten. Wieso hätte dieser es nötig gehabt, in das System einzudringen, wenn er doch sowieso die erforderlichen Sicherheitsfreigaben besaß?

Sie spielte mit sich selber Advocatus Diaboli. Was, wenn es nur ein Täuschungsmanöver von Andasa war, um den Verdacht von sich abzulenken? Aber warum dann riskieren, daß nicht nur der schlampige Einbruch ins System auffliegt, sondern alle anderen auch? Dann hätte ihm bewußt sein müssen, daß dann auch alle anderen auffliegen. Das machte doch alles keinen Sinn.

Jeliah blätterte die Aufzeichnungen Zatars weiter durch. Weiter und weiter reichten sie zurück. Sie warf Zatar einen Blick zu. "Seit wann liegen diese Unregelmäßigkeiten vor?", wollte sie von ihm wissen. Ferkon kratzte sich am Kopf. "Fast schon seit dem Jungfernflug.", gab er an.

Jeliah führte ihr Zwiegespräch mit sich selber weiter. Das bedeutete doch, daß die Baikonur wahrscheinlich schon so in Dienst gegangen war. Augenblicklich sprang ein Name Jeliah förmlich an. Die beiden waren befreundet. Ob sie gemeinsam etwas ausgeheckt hatten? Und selbst wenn nicht, dann würde das eine Frage beantworten, die sie seit Wochen nicht losgelassen hatte: Wie hatte Ensign Smock Zugang zu den Daten auf DS10 erhalten? Die Antwort war ganz einfach. Der Mann war ein begnadeter Hacker.


Der Frauenzirkus der Baikonur saß wieder einmal um den Besprechungstisch in Rubliowas Bereitschaftsraum. Gerade hatte Jeliah von der Nutzlosigkeit ihres Abendessens mit Mr. Hephlyte erzählt. Die Verwertbarkeit der dort gewonnenen Informationen war gleich Null gewesen. Alles was sie jetzt definitiv wußte, war, daß der Mann offensichtlich versucht hatte, mit ihr intim zu werden. Sie hatte ihn abblitzen lassen, aber das hatte sie ihrem Bericht nicht beigefügt. Sie hatte lediglich von dem Umstand berichtet, daß sie keine Hinweise erhalten hatte, die zur Lösung der Falles dienlich gewesen wären.

Jeliah hatte auch von ihren Feststellungen bezüglich der möglichen Aktivitäten von Ensign Smock berichtet. Die Captain war "not amused" gewesen und hatte Nikas Auffassung geteilt, daß es erforderlich war, die Vorfälle aufzuklären, vor allem, da möglicherweise ein Zusammenhang mit der Ermordung der Diplomaten auf der Station bestand.

Lieutenant Commander Fox warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster. "Mir ist leider nach wie vor das Motiv für die Ermordung der Diplomaten unbekannt. Es ist logisch anzunehmen, daß das Attentat mit dem bevorstehenden Auftrag zusammenhängt."

Sie brauchte nicht weiterreden, um die anderen beiden wissen zu lassen, was ihre Ermittlungen behinderte. Wie sollte sie eine fundierte Untersuchung durchführen, wenn sie so im Dunkeln tappte. Der Auftrag der Ermordeten war offensichtlich hochbrisant und ausgesprochen wichtig gewesen, wenn Rubliowa sie bisher nicht hatte informieren können. Sie besaß immerhin die Sicherheitsfreigabe der Stufe 5.

Die Halbvulkanierin beobachtete, daß auch Nika ein unbehagliches Gesicht machte. Offenbar war auch die erste Offizierin nicht informiert, worum es sich beim Auftrag der Diplomaten gehandelt hatte. Und Rubliowas Gesichtsausdruck verriet wie meist wenig über das, was sie dachte.

Die Captain stand auf und trat zum breiten Panoramafenster hinüber. Den Rücken zu ihren beiden wichtigsten Offizieren gewandt, blickte sie aus dem Fenster, mucksmäuschenstill. Auf den Raum senkte sich eine Stille, die jedoch von den drei anwesenden Frauen nicht als unangenehm empfunden wurde.

Nach einigen Sekunden durchbrach Katyas Stimme die Stille. "Ich will sehen, was ich für Sie tun kann, Commander Fox. Sie können beide wegtreten." Sie hörte, wie die beiden anderen aufstanden und den Raum verließen. Das zweifache Zischen der Tür in ihrem Rücken verriet ihr, daß sie alleine war. Trotzdem blieb sie unverändert, wie fast erstarrt stehen, gefangen in ihren Gedanken.

Sie betrachtete ihr schwaches Spiegelbild in der Scheibe vor ihr. "Sie hat schon ganz recht. Wie soll sie eine vernünftige Untersuchung durchführen, wenn sie keinen Ansatzpunkt für Spekulationen über das Motiv für die Morde hat?"

Die Frau in der Scheibe antwortete ihr nicht. Das war auch gar nicht erforderlich, denn ihre Entscheidung war bereits getroffen gewesen, als sie Nika und Jeliah gebeten hatte, den Raum zu verlassen.

Die kleine Frau mit den großen, braunen Augen drehte ihrem Spiegelbild den Rücken zu und trat hinüber zu ihrem Schreibtisch. Während sie sich in den Sessel sinken ließ, aktivierte sie bereits ihr Interkom. "Lieutenant Corelli, bitte einen sicheren Kanal zu Admiral Shniklukreis.", ordnete sie an. Sie würde Jeliah die Informationen, die diese benötigte, besorgen.


Nika ging mit einem verwunderten Gesichtsausdruck in Richtung ihres Quartiers. Was sie da vor ein paar Minuten im Büro des Captains gehört hatte, schien ihr unglaublich. Verhandlungen mit dem Dominion, die eventuelle Aufnahme der vielen Spezies, die darin vereinigt waren, erschien ihr zu phantastisch, um wahr zu sein. Sie hatte nicht mal im Traum an eine solche Möglichkeit gedacht. Zu klar waren auch ihr die Geschehnisse des Dominion-Krieges noch im Gedächtnis. Und daß schon nach so wenigen Jahren eine Aussöhnung zwischen den Kriegsparteien möglich sein sollte, das hielt sie für bedenklich.

Auch Jeliah mußte entsprechend verwundert von den Neuigkeiten gewesen sein, die Rubliowa ihnen beiden eröffnet hatte. Denn die Halbbetazoide war selbst für ihre Verhältnisse still gewesen auf dem gemeinsamen Weg zum Turbolift und auf der kurzen, gemeinsamen Fahrt, ehe Jeliah auf Deck 3 ausgestiegen war. Nika vermutete, daß sie ebenso perplex war wie sie selber.

Als ehemalige Sicherheitschefin war sie sich völlig dessen bewußt, was für eine Fülle an möglichen Motiven sich damit eröffnet hatte. Sie beneidete Jeliah nicht um die Aufgabe, die sie zu lösen hatte. Niemand konnte umhin, sich auf Grund der Bedeutung der Ermittlungen ein wenig überfordert zu fühlen " nicht einmal Jeliah.

Die Halbhaliianerin fragte sich, wie Katya es geschafft hatte, die Genehmigung zu erhalten, sie beide einzuweihen. Sie war mal wieder erstaunt über die Fähigkeiten ihrer Vorgesetzten. Es hieß wohl nicht umsonst, daß stille Wasser tief gründen würden. Rubliowa war zumeist ein sehr zurückhaltender Mensch, auch wenn sich seit dem Ringkampf der beiden Frauen eine Freundschaft abzuzeichnen begann. Trotzdem war es ihr schleierhaft, wie die andere Frau das erreicht hatte, was sie erreicht hatte.

Nika bog um eine weitere Ecke und ging mit langsamer werdenden Schritten auf ihr Quartier zu. Als die Türen sich für sie öffneten, trat sie hinein und ließ einen einsamen Flur hinter sich zurück.


Auch ohne die Augen geöffnet zu haben, wußte Jeliah, daß die Kerze vor ihr auf dem Tisch nicht flackerte. Ihr Geist war völlig entspannt. Nichts störte ihre Konzentration. In ihrem Quartier war es völlig still. Die Meditationskerzen vor ihr verursachten keinerlei Geräusch, selbst das ständige Brummen des Warpkerns der Baikonur war derzeit, wo das Schiff an der Station angedockt war, so gut wie verstummt. Das Piepsen des Interkoms drang in ihre Gedanken. Jeliah öffnete die Augen, erhob sich aus dem Schneidersitz und trat vor das Interkom. Sie straffte sich und aktivierte die Verbindung. Auf dem Bildschirm erschien eine Rubliowa mit zerzaustem Haar und einem grünen Morgenmantel um den Leib. Die Captain hatte offensichtlich schon geschlafen. "Captain?" fragte die Halbbetazoidin.

Rubliowa schob eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und setzte eine entschuldigende Miene auf. "Es tut mir leid, daß ich Sie um diese Uhrzeit noch belästigen muß, Commander Fox. Ich habe gerade Nachricht von Commander Antar erhalten. Gerade wurde Mr. Hephlyte aufgefunden. Er ist tot. Bitte treffen Sie mich und Doktor Bata in 15 Minuten im Büro von Commander Antar."

Rubliowas Gesicht verschwand vom Bildschirm und machte dem Sternenflottenlogo Platz. Ohne die geringste Regung im Gesicht ging Jeliah zurück zu dem Platz, an dem sie gerade noch meditiert hatte. Sie löschte die Kerzen, vertauschte die Freizeitkleidung wieder gegen die goldene Uniform und verließ ihr Quartier.


Als Katya das Büro Commander Antars betrat stand Jeliah bereits seitlich neben dem Sofa. Die Captain ließ sich in eben jenes Sofa sinken. Sie lehnte dankend ab, als der Commander auch ihr etwas zu trinken anbot und wartete dann stumm, bis Doktor Smits und Doktor Bata gemeinsam eintraten. Der Commander machte eine einladende Handbewegung und alle Anwesenden ließen sich auf den diversen Möbeln der Sitzgruppe nieder.

Unaufgefordert begann Dr. Smits mit seinem Bericht. "Die ersten Untersuchungen haben ergeben, daß Mr. Hephlyte eines gewaltsamen Todes starb. Als Todeszeit gehen wir derzeitig von 22.30 am Abend des letzten Dienstags aus."

Der Kopf aller Anwesenden, bis auf den von Dr. Bata, ruckte zu Smits herum. Die Stimme der rothaarigen Baikonur-Ärztin durchbrach schließlich die Stille, die sich auf die Gruppe gelegt hatte. "Das ist richtig.", führte die Bajoranerin aus. "Das war zwei Tage, bevor wir hier eintrafen."


Zwei Stunden später saß Jeliah nachdenklich im Schneidersitz vor ihren Meditationskerzen. Sie hatte sie nicht wieder entzündet, sie war zu beschäftigt mit diesem Fall, der sich als so schwierig herausgestellt hatte. Und jedesmal, wenn sie sich umdrehte, wurde er nur noch komplizierter.

Die Obduktion von Dr. Smits und Dr. Bata hatte die ersten Ergebnisse bestätigt. Arne Hephlyte war bereits vor beinahe einer Woche eines gewaltsamen Todes gestorben. Was bedeutete, daß sie unmöglich mit ihm gegessen haben konnte. Und was bedeutete, daß er auch die Attentäter nicht erschossen hatte. Am Wahrscheinlichsten erschien es ihr derzeit, daß es jemanden gegeben hatte, der hinter den Kulissen die Strippen gezogen hatte. Und diese Person hatte sich als Mr. Hephlyte ausgegeben, wahrscheinlich auch mit einer Art von Holomaske versehen. Oder vielleicht handelte es sich auch um eine operative Veränderung. Aber das würde nicht erklären, warum die Suche nach dem zweiten Mr. Hephlyte in den vergangenen zwei Stunden bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen war. Die Station war klein und schnell durchsucht gewesen. Aber von dem Mann fehlte jede Spur. Also doch wahrscheinlich eine Holomaske, die es dem mysteriösen Mann erlaubte, so spurlos zu verschwinden. Das bedeutete, daß er quasi hinter jedem Gesicht stecken konnte. Und wie sollte sie den Mann so finden?

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß sie heute Abend wahrscheinlich sowieso nichts mehr erreichen würde. Also verließ sie den Wohnbereich ihres Quartiers und löschte das Licht hinter sich. Sie würde dem Schlafbedürfnis ihres Körpers einfach nachgeben.


Am nächsten Morgen konnte Jeliah sich nicht mehr einen Reim auf die ganze Geschichte machen als am Abend zuvor. Sie beschloß daher, das Problem von einer anderen Seite anzugehen. Durch Commander Zatar hatte sich eine Spur aufgetan, die sie bisher noch nicht hatte untersuchen können " die diversen unauthorisierten Zugriffe auf das Computersystem der Baikonur. Sie hatte schnell den Übeltäter gefunden. Das Problem war jedoch, daß ein Ensign Parell auf der Baikonur nicht existierte. Soweit die Sicherheitschefin das bisher beurteilen konnte, gab es im gesamten Sektor niemanden dieses Namens. Für sie stand fest, daß der Name die Aktivitäten einer anderen Person verschleiern sollte. Aber welcher?

Jeliah hatte zwar das definitive Gefühl, daß es sich um Ensign Smock handelte, aber ein Gefühl war nunmal kein Beweis und für sie nichtmal Grund genug, den Ensign beschatten zu lassen. Sie war sicher, daß er es bemerken würde und damit wären ihre Möglichkeiten ihn zu überführen gleich Null. Sie mußte auch hier von einer anderen Seite an das Problem herangehen, einen weniger direkten Weg wählen. Sie würde mit dem Einbrecher auf selbem Niveau spielen.


Jebediah fragte sich, was an Bord vorging. Wie immer hielt man es nicht für erforderlich, den kleinen Ensign in das, was sich abspielte, einzuweihen. Seit den Morden auf der Station waren inzwischen fast drei Tage vergangen und noch immer lag sein Baby hier festgemacht. Zatar hielt das gesamte Technikteam mit irgendwelchem unwichtigen Kram auf Trab.

Er hatte versucht, etwas aus dem Chefingenieur herauszukitzeln über das was vorging, aber der wußte entweder nichts oder war von Rubliowa zum Schweigen verdonnert worden. Aber daß irgendetwas vorging, das war so rot wie Blutwein, denn die drei Frauen steckten ständig in des Captains Bereitschaftsraum die Köpfe zusammen.

Der Viertelklingone verließ den Maschinenraum und begab sich in sein Quartier. Es wäre doch gelacht, wenn er nicht herausbekäme, was hier vorging.

Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, ging er hinüber zu seiner Gagh-Zucht und angelte einen schönen, fetten Wurm heraus. Genüßlich schob er ihn sich in den Mund, während er hinüber zu einer Konsole ging und das Interface zum Computer aufrief.

"Computer, zeige die Akte über die derzeitige Untersuchung von Commander Fox an.", verlangte er.

Wie nicht anders zu erwarten, informierte der Computer ihn, daß er zur Ansicht der Akte die Sicherheitsfreigabe der Stufe Fünf brauche. Jebediah grinste. Das war für ihn doch kein Problem.

"Authorisation Parell 3248", sagte er. Wunschgemäß erschien die Akte auf seinem Bildschirm. Bevor er jedoch auch nur das erste Wort hatte lesen können, nahm er ein vertrautes blaues Schimmern um sich herum wahr. "Scheiße!", entfuhr es ihm noch, als er bemerkte, daß er aufgeflogen war. Dann verschwamm seine Sicht, um kurz darauf den Blick auf die Wände einer mit einem aktivierten Sicherheitskraftfeld versehenen Zelle freizugeben. Der grimmige Blick des stämmigen Sicherheitsoffziers und das Aktivieren des Kommunikators des Mannes bestätigten seine Vermutung. "O"Mally an Fox. Wir haben ihn.", sagte der Mann. Aus seinem Kommunikator erklang die unverwechselbare Stimme von Lieutenant Commander Fox. "Ich komme sofort." hörte Jebediah, dann wurde das Gerät wieder deaktiviert.


Zwei Stunden später lief Jebediah in seiner Zelle wie ein gefangenes Tier hin und her. Vier Schritte bis zur linken Wand, eine Drehung, vier Schritte bis zur rechten Wand, eine erneute Drehung. Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er diese sehr kleine Runde schon gedreht hatte. Dieses Hin und Her machte nicht viel Sinn, aber die ständige Bewegung half ihm seine Gedanken zu ordnen.

In seinen Gedanken konnte er McNamaras Stimme immer noch hören. "Und Mr. Andasa?", hatte sie gefragt. Er hatte sie nur verständnislos angesehen. Was sollte mit dem Bolianer sein? "Wie hat er mit der ganzen Sache zu tun?", forderte Fox, deren Stimme er in der vergangenen Stunde beinahe begonnen hatte zu hassen. Nichts was er sagte, schien in ihren Augen glaubhaft zu sein. Auch McNamara hatte ihn angesehen, als habe sie einen Irren vor sich, als er behauptet hatte, daß er Ensign Parell auf Cryse Planitia erfunden hatte, um jederzeit Zugriff auf alles zu haben. Die beiden schienen ihm nicht zu glauben, daß er damals kein weiteres Motiv dafür gehabt hatte, denn die Tatsache, daß er es hatte tun können.

"Was soll Mr. Andasa womit zu tun haben?", wollte er wissen. Wie nicht anders zu erwarten, gaben die beiden Frauen ihm keine Auskunft, sondern bombardierten ihn stattdessen mit neuen Fragen. Wann er zuletzt unerlaubt auf das System zugegriffen habe, ob er jemals Sensordaten verändert oder gelöscht habe, ob er einer weiteren Person Zugriff auf "Ensign Parell" gestattet habe. Er hatte sich des Eindrucks nicht erwehren können, daß er wieder mal unverhofft bis zum Hals in einer Sache steckte, mit der er nichts zu tun hatte.

Dann waren die beiden dazu übergegangen, ihn über seine Freundschaft zu Andasa auszuquetschen. Was sie auf dem Holodeck gemeinsam tun würden, ob sie auch außerhalb des Holodecks Zeit miteinander verbrachten und ob sie schon vor der Zeit auf der Baikonur miteinander bekannt gewesen waren.

Er hatte den beiden Frauen im Gegenzug auch Fragen gestellt, aber keinerlei Antwort erhalten. Nachdem die beiden ihn über eine Stunde gegrillt hatten, hatte Fox wortlos einem ihrer Sicherheitsfuzzies gewunken und ihn wieder in diese Zelle verfrachten lassen. Seither wanderte er hier von einem Ende der Zelle ans andere, in dem Verlangen herauszufinden, was zum Fegh"lar man hier versuchte ihm anzuhängen. Irgendwie fühlte er sich seltsam an den Vorfall auf einer anderen Station vor einigen Wochen erinnert.

Schließlich blieb er stehen. Es hatte keinen Sinn sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Er würde doch nicht rauskriegen, was vorging. Er konnte nur spekulieren, daß sie ihn wegen der Morde auf der Station im Visier hatten, wahrscheinlich gemeinsam mit Mr. Andasa. Wieso sie zu solchen seltsamen Schlußfolgerungen kamen, das war ihm schleierhaft. Er hatte das Offensichtliche gestanden und rechnete mit einer Bestrafung. Er war sicher, daß er für dieses Kinkerlitzchen eine erhalten würde. Disziplin wurde in der Sternenflotte von jeher groß geschrieben. Er war gespannt, was ihm bevorstand.


Am nächsten Morgen betätigte Jeliah um Punkt 09.00 Uhr den Türsummer von Mr. Hephlytes Quartier. Sie hatte den Rest des vergangenen Tages damit verbracht mit so ziemlich jedem zu sprechen, mit dem Mr. Hephlyte bekannt gewesen war. Sie hatte seine Freunde und Kollegen befragt und auch sein Vorgesetzter hatte ein Gespräch mit ihr geführt. Aber das hatte sie alles nicht weitergebracht. Einzig seine Frau verblieb noch als Gesprächspartner. Sie hoffte, daß die Person, die am vertrautesten mit Hephlyte gewesen war, zumindest ein wenig Licht in das Dunkel um dessen Verschwinden bringen konnte.

Die Tür öffnete sich und gab den Blick in das Quartier der Hephlytes frei. Etwa in der Mitte zwischen Tür und Tisch stand eine Frau in dunkler Kleidung. Ihr langes, blondes Haar wirkte unordentlich, das gleiche galt für ihre Kleidung. Es sah aus, als habe sie in ihrer Kleidung geschlafen, falls sie überhaupt geschlafen hatte. Ihre Augen waren tränenverquollen und Jeliah war sicher, daß das Gesicht der Frau ebensowenig Wasser gesehen hatte wie das Haar einen Kamm oder eine Bürste. Alles in Allem gab sie das perfekte Bild einer trauernden Witwe ab.

Die Halbvulkanierin trat hinüber zur Sitzgruppe und ließ sich gleizeitig mit Mrs. Hephlyte in einen der Sessel sinken, genau der Frau gegenüber. Mit unbewegtem Gesicht musterte sie ihr Gegenüber.

"Mein Beileid, für ihren Verlust.", begann sie das Gespräch.

Die Unterlippe der anderen Frau begann leicht zu zittern und mit der rechten Hand begann sie, das Sofakissen neben sich zu kneten. Sie schloß für einen kurzen Moment die Augen, dann sah sie Jeliah wieder an. "Danke, Commander.", antwortete sie und strich sich geistesabwesend eine Strähne aus ihrem Gesicht.

Jeliah betrachtete das nervliche Wrack, das ihr gegenüber saß. Sie erwartete nicht, von der Frau wertvolle Informationen zu erhalten. Aber sie mußte ihre Fragen dennoch stellen. Es galt, mehrere Morde aufzuklären. Bisher konnte sie mit Sicherheit sagen, daß bereits neun Personen eines gewaltsamen Todes gestorben waren. Sie hatte vor, den oder die Mörder zu fassen, bevor es womöglich noch weitere Opfer gab.

So behutsam, wie es ihr nur möglich war, begann sie ihre Fragen zu stellen. Ob Mr. Hephlyte vielleicht in letzer Zeit anders gewesen sei als sonst. Ob er vielleicht einmal längere Zeit von der Station weggewesen sei. Ob es in den vergangenen Wochen ihr unbekannte Besucher gegeben habe. Ob sie selber vielleicht längere Zeit von der Station weggewesen sei. Oder ob ihr sonst irgendetwas aufgefallen sei.

Die Antworten der Frau fielen wie erwartet aus. Sie hatte nichts Ungewöhnliches bemerkt, alles war wie immer gewesen. Entweder hatte es nichts zu bemerken gegeben, weil es sich tatsächlich um den Mann dieser Frau gehandelt hatte, oder seine Täuschung war so perfekt gewesen, daß nichtmal seine Frau etwas hatte bemerken können.

Bereits eine Viertelstunde später mußte Jeliah sich eingestehen, daß ihr Besuch hier vom kriminalistischen Standpunkt her vergeudete Zeit gewesen war. Sie hatte hier nichts Neues erfahren und rechnete auch mit nichts Neuem mehr.

Also stand die Halbvulkanierin auf und reichte Mrs. Hephlyte die Hand. "Es tut mir leid, Sie in ihrem Kummer gestört zu haben.", führte sie, ihrer betazoiden Hälfte folgend aus. Die andere Frau nickte und sagte: "Es tut mir leid, daß ich nicht von größerer Hilfe war. Ich hoffe, daß trotz der unglücklichen Vorfälle hier, es zu einem glücklichen Ende für die Verhandlungen mit dem Dominion kommt."

Die Frau ging in Richtung Tür vor, Jeliah folgte ihr auf den Fersen. Als Mariah die Tür beinahe erreicht hatte, streckte Jeliah den Arm nach ihr aus. Wie zum Trost legte sie ihre Hand auf die Schulter der Frau, nahe der Stelle, wo der Hals und die Schulter ineinander übergingen. Augenblicklich sank die Frau lautlos vor Jeliah auf den Boden.

Diese aktivierte ihren Kommunikator und verlangte: "Fox an Baikonur, einen sofortigen Transport in den Zellentrakt, zwei Personen. Ich habe unseren Attentäter gefunden." Augenblicklich wurden die beiden Frauen vom Transporterstrahl erfaßt und verschwanden aus dem Quartier der Hephlytes.


Während Mrs. Hephlyte ohne ihre Holomaske noch in einer Zelle schlummerte, saß Jeliah Fox ihrer Vorgesetzten gegenüber an deren Schreibtisch. "Er hat sich selber verraten.", erklärte Jeliah. Nachdem man "Mrs. Hephlyte" die Holomaske weggenommen hatte, hatte sie sich als männlicher Mensch entpuppt. Er war etwa 40 Jahre alt, hatte schütter werdendes, pechschwarzes Haar und eine ebenso nichtssagende Figur wie sein Gesicht nichtssagend war.

Katya sah ihre Sicherheitschefin fragend an. Diese verstand die stumme Frage und führte weiter aus: "ER hat sich auf die Verhandlungen mit dem Dominion bezogen, von denen Mrs. Hephlyte als Zivilistin nichts wissen konnte. Auch ihr Mann wußte nichts von diesen Verhandlungen. Das ließ nur den Schluß zu, daß er der Attentäter war."

Katya nickte zustimmend. Das war eine logische Schlußfolgerung, an der es nichts auszusetzen gab. "Und Mr. Smock und Mr. Andasa?", fragte sie die ihr gegenübersitzende Frau.

Jeliahs Miene verzog sich nicht. "Das wird ein Verhör des Attentäters eventuell erweisen.", mutmaßte sie. Katya konnte auch dem nichts entgegensetzen oder hinzufügen. Also nickte sie Jeliah zu und entließ sie mit den Worten: "Bitte führen Sie das Verhör unverzüglich durch. Ich will endlich Gewißheit in dieser leidigen Angelegenheit haben. Wegtreten."


Die Tür hatte sich kaum hinter Jeliah geschlossen, als der professionelle Ausdruck von Katyas Gesicht rutschte. Mit schmerzlichem Blick betrachtete sie das Photo auf ihrem Schreibtisch. Mit einem brunnentiefen Seufzer stand die dunkelhaarige Russin auf und trat hinüber zum Fenster, wo sie einmal mehr nachdenklich nach draußen blickte. Ihre Hand legte sie auf das kühle Glas, wie um zu fühlen, daß sie wirklich wach war und nicht in einem bösen Traum gefangen war. Nachdenklich musterte sie die Frau in der Scheibe. Sie schnitt sich selber eine Grimasse und trat zurück zu ihrem Schreibtisch. Es würde nicht lange dauern, bis Lieutenant Commander Fox wieder hier wäre. Und dann mußte sie gewappnet sein für den durchdringenden Blick der Frau, der alles zu erfassen schien, was man zu verbergen suchte.


Jeliah saß bereits in ihrem Stuhl, als der Attentäter hereingeführt wurde. Einer ihrer vertrauenswürdigsten Offiziere drückte den Mann in einen Stuhl, Jeliah genau gegenüber. Die Halbvulkanierin musterte ihr Gegenüber einen Moment, dann machte sie ihrem Offizier ein Zeichen, sie beide allein zu lassen.

"Sie sollten ein vollständiges Geständnis ablegen. Leugnen bringt Ihnen jetzt nichts mehr.", bemerkte sie. Seine Reaktion bestand in lautem Gelächter. "Sie haben mich noch lange nicht.", erklärte er für ihre Begriffe völlig unlogisch.

Sie entgegnete stoisch. "Aber ich habe sie. Sie haben bis vor einer Minute in meiner sichersten Zelle gesessen. Und jetzt sitzen Sie mir hier gegenüber, ohne eine ihrer vielen Masken zu tragen."

Auf sein Gesicht schlich sich ein selbstsicheres Lächeln, was ihn um einiges attraktiver erscheinen ließ, als sie ihn aus der Zelle in Erinnerung hatte. Sie erwiderte das Lächeln nicht, sondern meinte trocken: "Und dort werden Sie gleich wieder hin zurückwandern, wenn ich hier mit Ihnen fertig bin."

Er ließ sich nicht beirren und beließ das Lächeln auf dem Gesicht. Sie hatte jedoch nicht vor, sich von ihm beirren zu lassen und begann, ihm fahrplanmäßig ihre Fragen zu stellen. Wie sein Name lautete. Er blieb die Antwort schuldig. Ob er gestehe, die Diplomaten und die Agenten ermordet zu haben. Seine Antwort bestand in einem Nicken. Ob er gestehe Mr. Hephlyte getötet zu haben. Wieder antwortete ein Nicken. Ob er gestehe, die Sensordaten mittels eines Einbruchs ins Computersystem der Baikonur gelöscht zu haben. Ein drittes Nicken. Auf die Frage, wo sich die echte Mrs. Hephlyte befinde, blieb er die Antwort schuldig.

Jeliah stellte ihm stoisch ihre weiteren Fragen. Ob er mit Mr. Smock zusammengearbeitet habe. Zum ersten Mal schüttelte der Mann seinen Kopf. Ob er die anderen Attentäter ermordet habe. Diesmal antwortete er mit einem Nicken. Auf die Frage, wer seine Auftraggeber seien, und warum er die Diplomaten getötet habe blieb er ebenfalls eine Antwort schuldig.

Schließlich mußte sie einsehen, daß sie jetzt nicht mehr aus dem Mann herausholen würde. Aber genügend Zeit in einer Zelle würde ihn schon dazu bewegen, über seine Hintermänner auszupacken. Jeliah stand auf, packte ihn am Arm und zog ihn hoch. Sie führte ihn zur Tür und öffnete sie. "Bringen Sie ihn zurück in seine Zelle.", wies sie ihren Mitarbeiter an, dann folgte sie den beiden Richtung Zellenblock, als sie entsetzt sehen mußte, wie der Mann dematerialisierte. Sie stürzte auf ihn zu und versuchte, sich mit ihm zusammen fortbeamen zu lassen, nur um festzustellen, daß sie zu spät gekommen war. Der Attentäter war weg.


Jeliah hatte Rubliowa und McNamara nur die Aussagen des Mannes vorzuweisen gehabt. Ob sie den Tatsachen entsprachen oder nicht, hatte sie nicht sagen können. Er hatte Andasa und Smock entlastet und die beiden Frauen waren übereingekommen, daß man zumindest diesem Teil seiner Aussage folgen mußte, da es keinerlei Beweise für das Gegenteil gegeben hatte. Katya hatte sich noch mit Admiral Shniklukreis wegen eines angemessenen Strafmaßes für Jebediah Smock beraten wollen, denn trotz allem blieben die unerlaubten Zugriffe auf klassifizierte Dateien, die er zugegeben hatte. Zumindest das konnte man ihm anrechnen. Er besaß das notwendige Rückgrat, sich nicht zu verstecken. Da es hier nichts weiter zu tun gab, hatte Rubliowa Kurs auf die Grenze zum klingonischen Reich setzen lassen, um dort eine Routinepatrouille durchzuführen.


Es war spät am nächsten Abend. Andasa saß in der Stille und Dunkelheit seines Quartiers und genoß die Ruhe, die hier herrschte. Als eine Stimme hinter ihm erklang, wußte er genau, wer gekommen war. Nur diese Leute tauchten unangemeldet und unbemerkt hier auf. Er fragte sich, wie oft in den vergangenen Wochen er schon von ihnen überrascht worden war.

Er wandte sich nicht zu der Stimme um. Er wußte auch so, daß er einen Mann um die vierzig sehen würde mit nichtssagendem Gesicht und nichtssagender Figur.

"Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Mr. Andasa. Sie waren wie stets schier unbezahlbar. Wir werden wieder auf sie zurückkommen, falls es wieder erforderlich wird."

Dann fühlte Andasa, daß er wieder alleine war.


Kerzengerade aufgerichtet betrat Jebediah zwei Tage später die Zelle, die er erst kurz zuvor wieder verlassen hatte dürfen, nachdem sich rausgestellt hatte, daß er mit den Morden auf der Station nichts zu tun gehabt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, sie so schnell wieder von innen zu sehen.

Innerlich grollte er noch immer auf Captain Rubliowa, die mit steinerner Miene neben Jeliah Fox stand, als diese das Kraftfeld aktivierte. Ihm war, als werde eine Zellentür vor ihm zugeschlagen. Trotzig focht er einen stummen Kampf mit seiner Captain aus, nicht bereit, ihr den Triumph zu lassen, daß er zu Boden blickte. Sie würde ihn nicht nachgeben sehen.

Aber auch sie schien noch nicht bereit zu sein nachzugeben. In eben diesem Moment haßte er die Frau. Er hatte damit gerechnet, daß sie ihn degradierte, oder etwas ähnlich sternenflottenhaftes. Stattdessen hatte sie ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Sie hatte ihm seine Bewegungsfreiheit genommen. Die nächsten 30 Tage würde er in dieser entsetzlichen engen Zelle verbringen müssen.

Er legte ein breites, provozierendes Grinsen aufs Gesicht, das ihr die Zornesröte ins Gesicht trieb und ließ sich auf die Bank hinter ihm sinken. Lässig legte er die Arme übereinander. Offensichtlich war sie doch nicht so frei von Gefühlen, wie sie stets vorgab zu sein. Aber das hatte er ja schon bei jener denkwürdigen Gelegenheit gesehen, als er ihr das Vanilleeis an den Kopf geworfen hatte. Sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter. Befriedigt sah er, wie sie nachgab, sich auf dem Absatz herumdrehte und gefolgt von Lieutenant Commander Fox den Bereich vor den Arrestzellen verließ. Er war alleine.


©2011 USS Baikonur This page was last modified on 24 August 2011, at 15:00.