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From USS Baikonur

Mit allen Mitteln - Teil 1
Autor: Nika McNamara
Autor: Lemexx Ranoo
Sternzeit: 67.669,6


Mit einem zufriedenen Lächeln legte Katya Rubliowa das Padd, das sie soeben fertig gelesen hatte, in eine Ablage und stoppte die spielende Musik. Ihr Neffe Dimitri hatte ihr einen längeren Brief mit zahlreichen Familienfotos aus dem Urlaub geschickt.

So weit entfernt von der Erde und der Familie, genoss sie jedes Wort um so mehr. Für einen Augenblick hing sie in Gedanken dem gerade Gelesenen noch etwas nach. Dann jedoch stand sie auf und wendete sich dem Fenster ihres Bereitschaftsraumes zu, an dem hunderte von Sternen im Warptransit vorbei glitten. Vermutlich der einzige Anblick der sie ebenso gefangen nehmen konnte, wie die Familienfotos von denen Tanya, ihr Mann und ihr Sohn sie breit anlächelten. Doch mit dem Ausblick auf die vorbei hastenden Sterne, richteten sich ihre Gedanken auf die neue Mission.

Mit der Übertragung des Briefes, war auch ein Datenstrom vom Hauptquartier angekommen, dem sie sich dienstlich zuerst hatte widmen müssen. Die Nachrichten hatten ihr nicht sehr zugesagt, aber sie sah ein, dass die Baikonur für die Mission das geeignetste Schiff war.

Laut Admiral Yangrod hatte es in der Föderationskolonie Malos II in letzter Zeit Schwierigkeiten gegeben. Malos II war eine kleine Kolonie, deren Siedler fast ausschließlich aus Sicherheitskräften der Sternenflotte bestanden, welche in der zur Kolonie gehörigen Strafanstalt arbeiteten. Und genau diese Strafanstalt war dann auch das Problem an der Sache... oder waren es doch eher die Gefangenen?! Wohl eher Letztere, denn von diesen waren acht entkommen und nun auf der Flucht. Sie zurück zu holen, war die Aufgabe der Baikonur.


Eine Stunde später hatte sie die Führungsoffiziere während einer Besprechung über den neuen Auftrag informiert. Abgesehen von Lieutenant Andasa, welchen sie sofort nach Erhalt der Nachricht darüber in Kenntnis gesetzt hatte, damit der Taktikoffizier bis zur Besprechung schon einige weitere Informationen einholen konnte.

Der Bolianer erhob sich nun von seinem Stuhl und wanderte zu dem Wanddisplay hinüber. Es zeigte eine Darstellung des Malesischen Systems. "Wir haben bei dieser Mission entscheidende Vorteile gegenüber den Flüchtigen, aber auch einige Nachteile.", begann er. "Zunächst mal unsere Vorteile: Die Strafkolonie verfügt aus Sicherheitsgründen nur über zwei kleine Transporter. Beide haben versteckte Sender, die ständig den Standort des Transporters ausgeben. Auch der Transporter, mit dem die Gefangenen geflohen sind, hat einen solchen Sender und er funktioniert noch. Das sollte es uns einfach machen, den Transporter ausfindig zu machen. Ein weiterer Punkt für uns, ist die Überlegenheit unseres Schiffes. Die Baikonur ist nicht nur stärker, sondern auch schneller. Aber ich will keinen falschen Hoffnungen nachhängen. Die Gefangenen haben immer noch etwa sechs Stunden Vorsprung. Ich habe bereits errechnet, wie weit sie bei Höchstgeschwindigkeit maximal gekommen sein können." Er projizierte per Knopfdruck eine Route in die Karte. "Sie befinden sich jetzt etwa hier.", deutete er auf eine markierte Stelle von der aus die Route sich verzweigte. "Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie verstecken sich in diesem Asteroidenfeld - was wohl die weniger Erfolg versprechende Möglichkeit wäre, oder sie bleiben auf Kurs. Dann dürften sie in weniger als fünf Stunden das Orion-Delta erreicht haben."

"Wie weit können wir in dieser Zeit aufholen?", wollte Lieutenant Commander Fox wissen. Sie behielt die Karte kritisch im Blick und überlegte noch, welche der genannten Möglichkeiten für sie die bessere und wahrscheinlichere wäre.

"Ich schätze das wird eine Angelegenheit von Minuten werden. Wenn sie wirklich zum Delta fliegen, bleiben uns maximal 30 Minuten um sie zu finden. Danach sind unsere Chancen sie noch zu kriegen gleich Null!", antwortete der Bolianer und verdeutlichte so die Dringlichkeit des Unternehmens.

Katya hatte bereits eine Entscheidung getroffen: "Danke Lieutenant Andasa." Mit diesen Worten bedeutete sie Andasa sich zu setzen und wandte sich dann wieder der versammelten Crew zu: "Für Sie alle: Keiner von uns darf diese Flüchtlinge unterschätzen. Sie sind keinesfalls kleine Ganoven, sondern intelligente Verbrecher, die sich mit vielen Strategien, besonders im Kampf, sowohl im Weltraum als auch Mann gegen Mann, sehr gut auskennen. Ich glaube fest daran, dass sie sich auf dem schnellsten Wege unserem Einfluß entziehen wollen und so also versuchen, ins Orion-Delta zu gelangen. Bevor sie dort eintreffen, werden wir sie abfangen. Also: Commander McNamara, stellen Sie ein vollständig bewaffnetes Außenteam zusammen, das, bestehend aus verschiedenen Trupps, das Schiff entert und die Sträflinge überwältigt. Sie haben noch zwei Stunden Zeit für den Ernstfall zu trainieren. Nehmen Sie wen Sie brauchen, außer Mister Zatar, die Ärztin und Mister Corelli. Sie brauche ich hier auf der Baikonur. Für die restliche Crew gilt Kampfbereitschaft für alle Stationen. Haben sie noch irgendwelche Fragen?"

Vereinzelte Crewmitglieder schüttelten die Köpfe und niemand sagte noch etwas. "OK, dann an die Arbeit! Es bleibt nicht viel Zeit!"


Zwei Minuten später traf sich Nika McNamara mit dem Führungsstab und einigen Sicherheitsoffizieren auf dem Holodeck. Mit Ausnahme der im Meeting besagten Offiziere waren nun alle versammelt und Nika briefte noch einmal das insgesamt 16-köpfige Team. "So, Sie sind jetzt alle mit den Missionsspezifikationen vertraut. Wir werden uns in drei Teams aufteilen und gleichzeitig an verschiedenen Punkten dieses Transporters materialisieren. Team eins wird Lieutenant Commander Fox leiten, Team zwei übernimmt Mr. Andasa und das dritte Team werde ich befehligen. Außerdem wird uns der Counselor begleiten. Er kennt die psychologischen Profile aller acht Häftlinge und wird uns hoffentlich von Nutzen sein. Counselor..."

Lemexx baute sich vor der Gruppe auf und begann seine Ausführungen: "Die acht Flüchtlinge, die wir hier jagen, sind nicht zufällig gemeinsam ausgebrochen. Sie handeln immer im Team. Der Ausbruch war eine organisierte Taktik und langfristig geplant, das wissen wir von den Aufsehern von Malos II. Sie werden auch jetzt weiter im Team handeln. Sie koordinieren ihre Handlungen mittels neuraler Interfaces, die eigentlich bei Haftbeginn deaktiviert wurden. Wir müssen davon ausgehen, dass sie diese wieder aktivieren konnten. Sie stehen also, egal wo sie sind, immer in Verbindung. Jeder unserer Zugriffe muß daher völlig synchron und bei jedem Sträfling zugleich erfolgen. Wir können sie nicht nacheinander angreifen, ohne uns selbst zu verraten. Achten Sie also auf jeden ihrer Schritte und schauen Sie sich in jedem Raum ganz genau um, bevor Sie weiter gehen. Eins noch: Alle acht Straftäter sind wegen mehrfachem gemeinschaftlichem Mord hinter Gitter gewandert und sind absolut skrupellos. Jemanden zu töten ist für sie, wie für uns das tägliche Zähne putzen. Sie würden niemals zögern und das dürfen wir auch nicht!"

Die nächsten beiden Stunden übte die Crew das gesamte Szenario mehrmals durch und begab sich dann in die Transporterräume. Die Teamleader waren zufrieden mit ihren Teams. Die Zugriffe erfolgten ausnahmslos synchron und der Schrecken, der durch jeden der Flüchtlinge fuhr und auch zu jedem von ihnen weitergeleitet wurde, ließ sie für einen Sekundenbruchteil erstarren. Aber die Teams machten sich nichts vor: Es war nichts weiter als eine Simulation. Wie die Realität aussah, würden sie jedoch noch früh genug zu sehen bekommen.

Mit einem knappen "Weggetreten!" entließ Nika die Teams, damit sie sich vor dem richtigen Einsatz noch ein wenig ausruhen und neue Kraft schöpfen konnten. "Counselor? Mit Ihnen wollte ich noch kurz sprechen.", hielt sie Lemexx als einzigen noch zurück.

"Ja?"

"Wegen dieser Implantate... So was gibt"s noch nicht in Serie... woher haben die also die Dinger?", wollte Nika wissen und schaltete das eingefrorene Szenario des Holodecks aus.

"Das weiß ich auch nicht, aber ich denke nicht, dass es Föderationstechnologie ist. Sie haben ja sicher die Akten der Flüchtlinge auch gesehen?", meinte Lemexx.

"Ja. Es sind Viterianer. Über das Volk wissen wir noch nicht allzu viel. Sie gehören der Föderation noch nicht sehr lange an.", folgte die Commander.

Der Counselor nickte. "Eben. Wer weiß, was für die Standard ist."

"Stimmt.", stimmte Nika ihm zu. Sie gingen langsam den Gang entlang Richtung Turbolift. "Sie sind mit Corellis Profil vertraut?", fragte sie jetzt noch.

Für einen kurzen Moment stutzte Lemexx. "Ja!?", meinte er dann vorsichtig.

"Er hat ebenfalls ein neurales Interface. Und er verfügt über ausgezeichnete Kampfsport-Kenntnisse.", erklärte Nika kurz die Punkte, um die es ihr dabei ging.

"Wenn Sie mich damit fragen wollen, ob ich es für gut halte ihn mitzunehmen, dann muss ich sagen, dass ich es nicht weiß. Ich habe noch nicht viel mit ihm gesprochen. Das Implantat würde uns vermutlich nicht helfen. Ich wage jedenfalls zu bezweifeln, dass es mit denen der Sträflinge kompatibel ist. Außerdem ist es nicht ausgereift und er kann vermutlich auch nicht gut damit umgehen."

Nika nickte langsam. "Ja, wahrscheinlich haben Sie Recht. War auch nur so eine Idee. Aber Captain Rubliowa braucht ihn ohnehin hier."


"Ma"am, das Signal verlangsamt sich. Ich glaube sie halten an.", berichtete Corelli, der dem Sender des Transporters eher gelangweilt gefolgt war.

"Sie können unmöglich schon da sein!?", meinte Rubliowa irritiert.

"Korrekt." Er schickte die Koordinaten zu Ensign Kvam hinüber, damit dieser den Kurs anpassen konnte. "Sie scheinen bei Kihas zu stoppen. Das ist ein Raumschifffriedhof.", erklärte der Lieutenant. Rubliowas Miene verfinsterte sich. Sie ahnte bereits Böses.


"Denkst du, dass wir alle acht gleichzeitig überwältigen können? Ich meine, die Chance ist doch ziemlich gering, oder?"

"Was meinst du denn damit?" In den Stimmen der beiden Ensigns Caltain und Hendrix machte sich Angst breit. Die pure Furcht vor etwas, das sie noch niemals erlebt hatten. Natürlich hatten sie die Ausbildung und konnten danach handeln, aber "Eine Übung auf dem Holodeck der Akademie mit 1,0 abzuschließen und acht hochgefährliche Straftäter einzufangen die uns taktisch und kräftemäßig haushoch überlegen sind..." Hendrix unterbrach ihn, als Caltains Stimme immer lauter wurde und mittlerweile das gesamte restliche Team in dem kleinen Transporterraum hören konnte, was er sagte und wie verängstigt er war. Hendrix schaute seinem Freund tief in die Augen: "Reiß dich zusammen. Die haben uns ausgewählt, weil wir nunmal die besten Ensigns der Sicherheit in allen Übungen waren. Also werden wir jetzt verdammt nochmal auch professionell unseren Job machen." Plötzlich nahmen beide Haltung an, als sich Lieutenant Andasa neben ihnen aufbaute: "Gibt es ein Problem, Ensigns?" Gerade als Caltain den Mund aufmachen wollte, gab Hendrix ein plötzliches "Nein, Sir. Wir hatten eben nur eine Unklarheit beseitigt und warten nun auf den Einsatzbefehl, Sir!" von sich.

"Wenn das so ist, handeln sie einfach nur so, wie sie es in den Simulationen gelernt haben. Und vergessen sie nicht: Die Angst ist ihr Verbündeter. Sie macht sie wachsamer als jedes Training. Jedem hier schlottern die Beine, auch mir, wenn auch nicht so offensichtlich. Glauben sie mir!"

"Ja Sir.", erwiderten die beiden Ensigns, als Andasa sich wieder der Wandkonsole zuwandte und die Brücke rief.


Majestätisch schwebte die USS Baikonur zwischen den alten Wracks des Raumfriedhofs Kihas hindurch bis hin zu dem kleinen Transportschiff, das sie nun schon ein paar Stunden verfolgt hatten.

"Lieutenant Corelli, scannen sie den Transporter!" Captain Rubliowa stand direkt hinter dem Lieutenant an der Ops und erwartete seine Analyse. "Wegen dem ganzen Magnasitstaub aus dem Orion-Delta ist es nicht möglich, nach Lebenszeichen zu scannen. Der Energieausstoß des Transporters ist gleich null. Aber er hat noch eine intakte Atmosphäre. Sie haben das Schiff wohl verlassen."

"Überlassen sie die Spekulationen mir, Mister Corelli. Gibt es an Board dieser Transporter Raumanzüge?"

"Nein Ma"am. Die Daten von Malos II zeigen, dass es sich bei diesen Dingern nur um Kurzstreckenschiffe mit einem Zwei-Mann-Transporter und einer Einstiegsluke auf der Oberseite handelt. Es gibt keine anderen Wege von oder an Bord zu kommen. Schon gar nicht Umluftunabhänhig."

"Verstehe. Scannen Sie die Umgebung nach Wracks mit Atmosphärengasen!"

"Ja Ma"am." Wieder dauerte es einen kleinen Moment: "Es gibt zwei Schiffe, auf denen mehrere Decks noch eine vollständige Atmosphäre aufweisen. Wie gesagt: Lebenszeichen kann ich dort aber nicht erkennen."

"Danke Lieutenant, den Rest machen unsere Teams." Katya wandte sich ab und hob den Kopf: "Lieutenant Andasa, haben sie alles verstanden?"

Andasa, der immer noch im Transporterraum bei seinem Team stand, hatte das Gespräch mitgehört und begann innerlich schon mit der Umstrukturierung der Missionsplanung: "Ja Captain. Alles verstanden. Ich werde die Teams neu instruieren. In fünf Minuten sind wir fertig zum Beamen. Jedes Team beamt auf ein Schiff. Die Baikonur muss uns alle koordinieren. Die Trupps werden untereinander keinen Kontakt haben können."

Jetzt wusste Rubliowa wieder, was diese eigentlich noch ziemlich unerfahrene Crew so besonders machte. Sie funktionierte wie eine gut geölte Maschine, auch in den schwierigsten Situationen. "Gut Lieutenant Andasa. Machen sie es so! Ich erwarte ihre Startbereitschaft und die der anderen Teams in fünf Minuten! Brücke Ende."


Lemexx Ranoo, der bei einem der Außenteams vor der Transporterplattform stand und auf den Einsatzbefehl wartete, blickte nachdenklich vor sich. Er wusste, dass die Flüchtlinge bereits einen Vorteil hatten. Sie waren schon länger auf diesem Friedhof als die Baikonur, hatten die Schiffe möglicherweise schon ausgekundschaftet und kannten das Terrain, auf dem sie sich bewegten. Sie mussten damit rechnen, dass die Sternenflotte ein Schiff schickte, das nach ihnen suchte. Also waren sie vermutlich auf eine Konfrontation vorbereitet. Er hasste dieses Gefühl im Nachteil... unterlegen zu sein.

"Na dann mal los!", holte Andasa ihn ins Hier und Jetzt zurück, nachdem er grünes Licht von der Brücke bekommen hatte. Er trat zu seinem Team auf den Podest und nickte dem Transporterchief knapp zu. Wie ein Startsignal umhüllte sie das blaue Flimmern des Transporterstrahls.


Auch die anderen Teams waren zu ihren Zielkoordinaten gebeamt worden. Commander McNamara materialisierte in Mitten eines dunklen Ganges, in dem die dumpfe, flackernde Notbeleuchtung die einzige Lichtquelle war. Für einen Augenblick blieben alle regungslos stehen und lauschten gespannt, ob von irgendwoher ein Geräusch zu hören war. Aber es blieb so ruhig, dass Nika fast das Gefühl hatte, die Stille in den Ohren rauschen zu hören. Sie winkte Kaplan und Myndor, vorzugehen und folgte ihnen mit dem Rest des Teams leise. Das flackernde Licht irritierte sie etwas. Und vor allem fragte sie sich, ob die Flüchtlinge es waren, die die Beleuchtung eingeschaltet hatten oder ob nur jemand vergessen hatte es abzuschalten. Die zweite Version gefiel ihr eindeutig besser.

Vorne lugten Kaplan und Myndor vorsichtig um die Ecken des Ganges. Erleichtert gaben sie das Zeichen dafür, dass die Luft rein war.

*WOMMM* Ein lauter metallischer Knall ließ das gesamte Team zusammenzucken. Im Bruchteil einer Sekunde richteten sich alle Phaser auf eine große dunkle Gestalt am Ende des Ganges, aus dem sie gekommen waren. Nunmehr regungslos stand oder viel mehr lehnte er oder sie am Eingang eines verwaisten Quartiers.

Lemexx war der erste, der erleichtert ausatmete. Er stieß der neben ihm hockenden Nika wenig respektvoll mit dem Ellbogen in die Rippen und hielt ihr einen Tricorder unter die Nase. Auch sie atmete einigermaßen beruhigt auf und gab das Zeichen zur Entwarnung. Auf dem Tricorder-Display war deutlich zu erkennen, dass es ich bei der Gestalt lediglich um eine defekte Tür handelte, die offensichtlich aus der ebenso defekten Halterung gesprungen und zur Seite weggekippt war, etwas weiter dahinter in dem Quartier, stand zudem das, was von einer größeren Zimmerpflanze übrig geblieben sein musste.

"Weiter.", flüsterte sie. Innerlich verfluchte sie die Situation und die Tatsache, dass sie die Taschenlampen im Augenblick nicht benutzen konnten, um damit nicht versehentlich auf sich aufmerksam zu machen. Ebenso wie sie diese Tür verdammte, diesen Lärm gemacht zu haben. Wenn die Flüchtlinge an Bord dieses Schiffes waren, mussten sie es einfach gehört haben.


Das Team Jeliah Fox" tappte allerdings zur gleichen Zeit noch mehr im Dunklen. Da dies jedoch abzusehen gewesen war, war dem Team Ensign Vega zugeteilt worden, der in dieser Situation mit seiner Sehweise einen großen Vorteil für das Team bedeutete. Die Halbvulkanierin warf einen misstrauischen Blick auf ihren Tricorder, dessen Helligkeit sie so weit wie möglich gedrosselt hatte. Außer dem Team wurden ihr in der näheren Umgebung keine Lebenszeichen angezeigt, aber dennoch war sie sich sicher, Stimmen zu hören. "Stop.", gab sie ihren Leuten leise aber bestimmt, zu verstehen. "Hört jemand etwas?"

Vega stellte fest, dass Jeliahs Ohren bei dem was sie sagte, fast noch etwas spitzer wurden. Gespannt lauschte sie in die Dunkelheit. Da war eine Stimme!

"Ja, ich glaube ich höre etwas.", meldete sich plötzlich ziemlich verwundert Lieutenant Sadot, der die Geräusche zunächst für eine Einbildung gehalten hatte.

"Wieviele?", hakte Jeliah nach.

"Nur einer.", meinte Sadot zögerlich. "Ja. Nur einer." Er war sich sicher, dass er nur diese eine Stimme hörte, wenn er auch nicht verstand was die Stimme sagte.


Andasas Team hatte derweil die Sicherung des Transporters übernommen. Hier hatten die Tricorder sogar weitere Lebensformen angezeigt. Noch dazu auf der Brücke, wohin ihr Weg sie ohnehin zuerst geführt hätte. Doch noch ehe sie die Kommandozentrale des kleinen Transporters erreicht hatten, war ihnen die Lebensform entgegen gekommen.

Quiekend war eine Ratte an ihnen vorbei gewuselt und panisch zwischen zwei Panelen der Wandverkleidung verschwunden, als die sieben Personen, die sie kurz anstarrten, sich erleichtert rührten. In Gedanken haderte der Bolianer über die Ausrichtung der Tricorder und nahm sich vor, dem Chefingenieur eine penible Vorgabe für die neue Justierung der Geräte zu machen.

Caltain blieb weiter angespannt. Ratten jagen, war ihm zwar lieber, als hinter einigen Mördern auf der Lauer zu liegen. Aber das hier würde sicher nicht so ereignislos bleiben.

Die Brücke und auch der erste Passagierraum dahinter waren jedenfalls menschenleer.

Andasa huschte zu dem Zwei-Mann-Transporter in der Ecke hinüber, um die Zielkoordinaten zu überprüfen.


Das sechs-köpfige Team hatte sich in Zweier-Trupps um die Tür zu dem Raum, aus dem die unbekannte Stimme immer noch stetig weiter erklang, verteilt, um auf Jeliahs Befehl hin das Quartier zu stürmen. Niemand konnte so wirklich verstehen, was die Stimme sagte und gerade das machte sie alle nur noch nervöser. Die Tricorder hatten keinerlei Lebenszeichen registrieren können, was auf eine Falle oder einen Defekt schließen ließ.

In Situationen wie diesen reagierte jede Seele anders. Jedes Crewmitglied fühlte kurzzeitig etwas anderes und konnte Erinnerungen vor seinem geistigen Auge sehen, die es normalerweise nie wieder gesehen hätte.

Dann kam der Befehl: "Los!" Augenblicklich gingen sechs Handscheinwerfer an und vier Crewmitglieder stürmten in den Raum und leuchteten jede Ecke aus. Überall dort, wo der Lichtkegel eines Scheinwerfers hinfiel, richtete gleichzeitig auch ein Sicherheitsoffizier seinen Phaser hin. Doch trotz der hektischen und schnellen Bewegungen hörte man außer dem Aneinanderreiben des Stoffs von Sternenflottenuniformen keinen Laut. Das Team handelte professionell bis: "Gesichert! Keine Ziele!" rief einer der Ensigns aus dem Raum.

Augenblicklich gingen die Lichter wieder aus und Jeliah betrat den Raum.


Auf der Brücke beendete Rubliowa gerade ein Berichtsgespräch mit Commander McNamara, als Jeliah Fox sich meldete: "Team 2 an Einsatzleitung!"

"Hier Einsatzleitung. Sprechen sie Teamleader!"

Jeliah begann ihren Bericht: "Erstes Deck gesichert. Keine Ziele. Wir haben hier nur einen alten Notruf gefunden, dessen Stimme durchs Schiff hallte. Wir gehen weiter vor..."

"Verstanden. Sie kennen den Plan."

Kurz darauf meldete sich auch Andasa: "Team 3 an Einsatzleitung!"

"Einsatzleitung hier, sprechen sie Teamleader!"

"Wir sind hier fertig. Wir konnten aber nichts finden. Der Transporterpuffer ist leer und alle Koordinaten gelöscht. Wir..." Rauschen drang durch den Lautsprecher auf die Brücke. Katya zuckte innerlich zusammen und hielt den Atem an. Die Stimme war weg. Andasa war weg. Nichts mehr... außer dem statischen Rauschen einer abgebrochenen Verbindung. Katya dachte kurz das Pfeifen eines Phaserstrahls zwischen all den verzerrten Rauschwellen wahrzunehmen, zwang sich aber, diesen Gedanken ganz schnell wieder zu verdrängen. Sie hätte Andasa sofort gerufen, aber die Direktiven für solche Situationen sahen unmißverständlich vor, dass nur das Außenteam die Einsatzleitung rufen durfte - niemals umgekehrt, um das Außenteam nicht zu verraten.

Plötzlich war das Rauschen weg und die Stimme eines spürbar aufgeregten Andasa erklang: "Einsatzleitung. Wir haben einen Verletzten. Beamen sie ihn sofort zurück. Ensign Caltains Signal erfassen und sofort beamen!!!"

In Katya's Kopf spielten sich plötzlich die grausamsten Visionen ab. Doch dann siegte die Professionalität: "Brücke an Transporterraum 1, Ensign Caltain erfassen und direkt in die Krankenstation beamen! Rubliowa an Transporterraum 2 und 3: Erfassen sie nacheinander alle drei Außenteams und beamen sie sie zurück zur Baikonur! Aber schnell." Ihre restlichen Gedanken führte Katya gar nicht erst laut aus: Wenn die auf dem Transporter in eine Falle geraten sind, dann sind die anderen Teams auch in Gefahr.

Was dann kam, wollte Katya in diesem Moment nun wirklich nicht hören: "Transporterraum 2 an Brücke!"

"Captain Rubliowa hier, sprechen sie!"

"Capatin, ich kann das Team von Commander McNamara nicht mehr orten. Vor einer Minute hatte ich sie noch erfaßt und jetzt lesen die Sensoren nicht einmal mehr, dass sie noch dort sind."

"Captain...", meldete sich Lieutenant Corelli plötzlich von seiner Station: "Um das Wrack, auf dem sich Commander McNamara und ihr Team befinden, bildet sich soeben eine konzentrierte Wolke aus Magnasitstaub. Wir können unmöglich hindurch beamen oder scannen. Deswegen kann der Transporter sie nicht erfassen."

Im selben Moment betrat Lieutenant Andasa die Brücke, um Bericht zu erstatten: "Captain", platzte er herein, "ich weiß gar nicht, was passiert ist. Es ging alles so schnell, er stand hinter uns... Was genau passierte weiß ich also nicht. Und dann war Caltain auch schon verletzt."

Katya drehte sich um und Anadasa erkannte an ihrer Miene, das etwas nicht stimmte: "Captain? Was ist los? Haben sie die anderen Teams auch raus geholt? Ich hab Commander McNamaras Team gar nicht gesehen."

Katya wußte gar nicht, wo sie anfangen sollte. Es gingen ihr jetzt so viele Gedanken durch den Kopf, aber sie brachte nur den einen Satz raus: "Wir haben die Sträflinge gefunden!"

"Captain?" Andasa verstand nur langsam. Vielleicht wollte er sich aber nur nicht eingestehen, dass er nur zu gut wußte, was diese Miene bedeutete.


Rubliowa betrat die Krankenstation und ging hinüber zu Doktor Bata, die gerade an einem Krankenbett stand und das Bein von Ensign Caltain versorgte. Es sah ziemlich schlimm aus. Die eigentliche Ruhe und die relativ dunkel erscheinende Krankenstation gaben der gesamten Situation eine noch viel grausamere Erscheinung.

Der Ensign schlief und als Bata sich umdrehte und den Captain bemerkte, ging sie einen Schritt auf Rubliowa zu: "Captain, der Ensign schläft jetzt. Ich konnte das Bein zwar versorgen, aber selbst der Hautregenerator wird noch Wochen brauchen, um die verbrannte Haut wieder herzustellen. Das ganze Bein ist bis zur Lederhaut verbrannt. Die obersten beiden Hautschichten sind vollständig aufgelöst. Er wird überleben und vollständig genesen, aber es wird dauern." Katya konnte ihre Blicke gar nicht von dem verbrannten Bein abwenden.

Was von der Haut noch übrig war, sah aus, wie verbrannte Kohle mit vielen weißen Stellen dazwischen, an denen die Haut auseinanderriß, wegen der fehlenden Stärke und Feuchtigkeit. Die übrig gebliebene Haut sah aus, wie Pergament-Papier. Dünn und unbeständig. An einigen Stellen konnte man bereits das Fleisch darunter sehen. Und es roch schrecklich. Die ganze Krankenstation war erfüllt vom Geruch verbrannten Fleisches. Es war diese Art Geruch, den man Wochen später noch in der Nase hatte, wenn man gerade erst aufgewacht war.

Katya starrte weiter darauf und sprach nebenbei mit der Ärztin. "Doktor, können sie ihn wecken? Ich muß einfach wissen, wer oder was ihn angegriffen hat. Wir haben den Kontakt zu Commander McNamara, dem Counselor und ihrem Team verloren. Ich muß herausfinden, was hier vor sich geht!"

Bata Karel atmete tief ein und stieß die Luft mit einem Seufzer wieder aus: "Captain, ich bedaure, aber dieser Ensign wird ihnen nicht helfen können!"

"Wieso nicht? Können sie ihn nicht wecken? Wegen den Schmerzen?"

"Wecken könnte ich ihn, aber seine Antwort würde sie nicht weiterbringen!"

"Was meinen sie damit?"

"Die Verbrennungen an Caltains Bein stammen nicht von der Energiewaffe eines unbekannten Angreifers. Genau genommen, kennen wir diese Waffensignatur sogar ziemlich genau." Katya gefiel das immer weniger: "Was wollen sie denn damit sagen?"

"Diese Verbrennungen stammen von einem Phaser, einem Sternenflottenphaser. Eingestellt auf 80% und aus nächster Nähe abgefeuert. Es tut mir leid Captain, aber Ensign Caltain hat sich selbst ins Bein geschossen."

Katya war sprachlos. Nein - erschüttert traf es besser. Ein Sicherheitsoffizier schießt sich selbst ins Bein. Sie wollte nicht über ihn urteilen, aber sie hatte wegen diesem Vorfall nicht nur die anderen Teams zurückgeholt, sondern auch die Mission gefährdet und fast die Kontrolle verloren. Und nun befanden sich sechs Offiziere wahrscheinlich in Lebensgefahr. Und das verdankte sie ihm? Oder vielleicht viel eher sich selbst?

"Doktor, ich danke ihnen. Behalten sie den Grund seiner Verletzung für sich. Für die Crew hatte der Phaser eine Fehlfunktion. Vielen Dank." Bata nickte und Rubliowa verließ die Krankenstation.


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