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From USS Baikonur

Die Entscheidung
Autor: Lemexx Ranoo
Sternzeit: 67.414,0


Tausende von Funken umzogen die Baikonur auf ihrem Flug durch das Tarnfeld hinuter in die Atmosphäre des Planeten. Es dauerte nun schon viel zu lange und sie hätten die Planetenoberfläche längst sehen müssen, aber durch die dicke blitzende Decke aus Funken und Blitzen war nichts zu erkennen.

"Ops, scannen sie voraus. Erkennen sie auf den Sensoren etwas, das wie eine Planetenoberfläche aussieht?", befahl Captain Katya Rubliowa. Es dauerte einen kleinen Moment und das Schiff wurde immer wieder von Erschütterungen getroffen, so dass Lieutenant Corelli an der Sensorenkontrolle Schwierigkeiten hatte, die Bedienelemente mit den Fingern sauber zu treffen. "Nein Ma'am, die Sensoren zeigen nichts an. Einfach gar nichts, als ob da draußen nichts wäre.", kam endlich die Antwort.

Alle Mitglieder der Führungscrew waren auf der Brücke versammelt und wohnten dieser atemberaubenden Aktion bei. Es war ein wunderschöner Anblick, wie all diese Blitze zu Tausenden auf einmal den ganzen Raum erhellten. Obgleich man auch nicht richtig hinschauen konnte - es war einfach zu hell.

Plötzlich erstarb all dieses Licht und nichts war mehr zu sehen. Auch die Erschütterungen hatten aufgehört und niemand sagte etwas. Kein Laut war zu hören, außer dem leisen Summen des Schiffsantriebes. Nika McNamara, die nun neben der Captain stand, rieb sich kurz die Augen und als ihre Pupillen sich wieder vergrößerten, sah sie doch wieder die Sterne. Aber da war nichts weiter. Kein Planet, keine Atmosphäre - nur dieser kleine undeutliche Stern am Bildschirmrand, der immer weiter ins Bild schwebte. Nika hob die Hand und zeigte auf dieses kleine Licht: "Was ist das dort?"

Im selben Moment piepte die Konsole der Ops wieder auf. Philipp Corelli meldete: "Commander, es ist ein Schiff. Und das ist auch schon alles, was die Sensoren registrieren. Es gibt auch keine gravitiven Verzerrungen mehr und auch keine Phasenabweichungen in den EM-Bändern."

Nika nahm den Arm runter und sah Peterson an: "Wie kommt hier ein Schiff hin? Können sie es scannen?"

"Einen Moment bitte." Seine Hände huschten über die Konsole: "Commander, es ist eins von unseren."

Katya Rubliowas Kopf schnellte herum: "Was? Wie kommt ein Sternenflottenschiff in diese Gegend. Hätten wir das vorher nicht registrieren müssen?"

Jeliah Fox schritt mit der üblichen und durchaus angebrachten Logik ein: "Captain, wenn das Schiff schon längere Zeit hier wäre, hätten die Sensoren es sicherlich auch früher schon angezeigt. Da es aber keinerlei Sternenflottenschiffe in diesem Sektor gibt, läßt diese Entdeckung nur eine Schlußfolgerung zu." Jeliah nickte Corelli zu: "Ensign!" Und dieser führte den Gedanken zu Ende: "Es ist die USS Stardust. Die Sternenflottensignatur, Bauart und Energiemuster stimmen zu 100% mit den Suchkriterien überein. Aber diese Stardust ist in bestem Zustand und völlig unbeschädigt. Die Crew ist vollständig und alle Lebenszeichen regelmäßig."

Ruhe füllte abermals die ganze Brücke. Angesichts dieser Situation wußte nun niemand mehr, was er sagen sollte. Plötzlich war wieder ein Piepen von der Ops zu hören und Corelli blickte mit ziemlich verwundertem Gesicht auf zur Captain: "Captain, wir werden gerufen. Es ist der Captain der Stardust!"

Rubliowa brauchte einen Moment um die Flut an Ereignissen zu verarbeiten. Dann: "Geben sie ihn auf den Schirm, Lieutenant."

Auf dem Hauptschirm der Brücke erschien das Gesicht eines völlig gesunden Captain Ketron. Dieser schien kein bisschen vewirrt zu sein: "Hier ist Captain Ketron vom Föderationsschiff Stardust. Mit wem spreche ich bitte?"

Schon fast routiniert, aber irgendwie doch mehr aus ihrem Instinkt heraus antwortete Katya: "Hier spricht Captain Katya Rubliowa vom Föderationsraumschiff Baikonur!"

"Captain, ich bin etwas verwundert. Die Bauart ihres Schiffs ist mir bekannt, aber im Zusammenhang mit dem Namen ihres Schiffes... weiß ich gerademal von einem Entwurfplan. Was machen sie hier draußen? Wir hatten hier keine anderen Schiffe erwartet."

In Katya's Augen spiegelte sich immer mehr die Verwunderung über diese Ereignisse wider. Sie verstand gerade gar nichts mehr und dieser Gedanke gefiel einem ranghöchsten Offizier mit jahrzehntelanger Erfahrung nunmal überhaupt gar nicht. "Captain Ketron, verzeihen sie die Frage, aber..." Sie ließ eine kurze Pause und holte leise Luft. "Warum funktioniert ihr Schiff noch?"

Spätestens jetzt sahen sich die beiden Captains genauso verwundert an. Auch Ketron wußte plötzlich keine Antwort mehr. Rubliowa wußte, dass die vergangenen Ereignisse nicht am Bildschirm geklärt werden konnten: "Captain, beamen sie doch zu uns rüber und ich erkläre ihnen alles. Genau genommen sind wir hauptsächlich wegen ihnen hier."

"Gern Captain Rubliowa. Wir kommen in Reichweite und mein Stab und ich beamen zu ihnen rüber. Stardust Ende."

Fassungslose Gesichter voller Verwunderung sahen sich auf der Brücke der Baikonur in die Augen. Niemand wußte mit dieser Situation etwas anzufangen.


Eine Stunde später hatte sich die Führungscrew der Baikonur im Beratungsraum versammelt. Einzig Talrain und Jeliah Fox waren noch nicht anwesend. Talrain war mit dem Zusammentragen von Sensordaten der physikalischen Annormalitäten um diesen mysteriösen Planeten beschäftigt. Rubliowa hatte ihre Ermahnung erneuert, dass die Daten nur von ihr eingesehen werden durften, sie sie aber schnellstmöglichst bräuchte. Fox hatte für die Dauer der Besprechung die Brücke.

Auch Captain Ketron und zwei Offiziere seiner Brückencrew waren anwesend. Katya Rubliowa unterrichtete den anderen Captain eine halbe Stunde lang über die vergangenen Ereignisse und die überraschenden Wendungen ihrer Mission.

Am Ende ihrer Ausführungen ließ Captain Ketron mit einem mißmutigen Gesichtsausdruck den Kopf sinken und atmete langsam aus: "Captain Rubliowa, das alles trifft mich wie ein Schlag." Er beugte sich vor, stützte die Arme verschränkt auf dem Tisch auf und sah Katya direkt in die Augen. "Wir haben nie einen derartigen Notruf gesendet. Und wir waren keineswegs in irgendeiner Gefahr oder haben auch nur die kleinsten Anzeichen für einen solchen getarnten Planeten registriert. Wir sind lediglich hier, um dieses System zu kartographieren." Katya wollte es immernoch nicht begreifen und wahr haben. Sie sah ihrem Gegenüber genauso fest in die Augen: "Captain, dieses System haben sie vor 3 1/2 Jahren schon kartographiert." Schweigen füllte den Raum. Scheinbar konnte niemand diese mysteriösen Fakten auf- oder erklären.

Talrain hatte inzwischen den Raum betreten und die letzten Sätze mit angehört. Nun wandte er sein Wort an die versammelte Mannschaft und brach damit das unbehagliche Schweigen: "Captains, vielleicht helfen Ihnen diese Daten, aufzuklären, was hier passiert ist." Alle sahen Talrain erstaunt an, der Rubliowa das PADD mit den gesammelten Daten übergab, das sie sofort studierte.

Nach einer kurzen gespannten Stille, meinte Katya: "Ich möchte Sie bitten alle, außer Captain Ketron, den Raum zu verlassen, damit wir unter vier Augen sprechen können."

Als sie wenige Minuten später alleine waren und sich die Tür hinter dem Letzten geschlossen hatte, fuhr die Russin fort: "Diese Daten sind recht verwirrend, aber wenn ich alle Puzzleteile zusammensetze, ergeben sie Sinn und geben Auskunft über das, was passiert ist... oder aber auch, was hier nicht passiert ist."

"Was meinen sie mit 'nicht passiert'?" fragte Ketron. Er nahm das PADD von Rubliowa entgegen.

Diese holte kurz Luft und begann: "Als wir in diesem System eintrafen, scannten wir nach gravitativen Störungen, um einen Planeten zu finden, der scheinbar unter einem permanenten Tarnschirm versteckt war. Dieser Tarnschirm verhinderte auch das Scannen der Oberfläche dieses Planeten. Dann wurden wir erst von einem völlig neuen Energiestrahl getroffen, der das ganze Schiff lahm legte und uns scheinbar völlig überlegen war und kurz darauf wurden wir dann von Schiffen unbekannter Bauart angegriffen, die uns nicht den geringsten Schaden zufügen konnten - oder wollten. Wir hatten Gäste, die uns die Zustände auf dem Planeten in immer wieder neuen Konstellationen schilderten und dann in sekundenschnelle alterten. Jetzt sind diese Botschafter vom Konzil der vereinigten Elemente verschwunden. Sie lösten sich auf, als wir die Stardust im All schwebend vorfanden. Nachdem wir nun die Umgebung nochmal gescannt haben, stellten wir neben dem Fehlen der gravitativen Störungen noch etwas anderes fest. Es gibt noch eine viel gravierende Störung als nur die Gravitation, an die wir bisher nur einfach nicht gedacht hatten. Ich meine die Zeit. Der Planet war zwar getarnt, aber nicht durch Lichtspiegelungen oder Energieschilde, sondern, wenn ich diesen Werten", sie deutete auf das PADD. "vertrauen darf, durch Zeitverschiebungen. Alles was hier passierte, passierte immer in ganz anderen Zeitperioden. Der neuerliche Energiestrahl, der die Baikonur traf, als wir in den Orbit des Planeten eintraten, kam ganz sicher aus einer uns weit entfernten Zukunft. Nur um diesen Angriff zu beenden, blieb den Angreifern keine Zeit mehr, denn die Zeit verschob sich wieder. Und schon waren wir wieder in der Vergangenheit, aus der uns diese Schiffe angriffen."

Captain Ketron lenkte ein: "Aber Sie sagten doch, die Botschafter alterten erst, als Sie in die Atmosphäre des Planeten eindringen wollten. Wieso sind sie nicht gleich gealtert?"

"Captain, ich bin kein Temporal-Analytiker, aber ich denke, dass wir selbst für den Tod der Botschafter die Schuld tragen. Sie erinnern sich doch an die Omega-Direktive. - Als die Stardust vor 3 1/2 Jahren in die Atmosphäre des Planeten eintrat, bewirkte der Durchflug durch das zeitliche Tarnfeld eine Instabilität der Omega-Moleküle. Deswegen begann die Zeit zu rotieren und alle paar Minuten änderte sich die Zeitlinie auf der Oberfläche. Aber nicht für uns - so lange wir weit genug vom Orbit entfernt waren. Abgesehen von dem was sozusagen von dem Planeten ausging - Schiffe, der hochenergetische Strahl..." Katya schwieg für einen Moment und meinte schließlich: "Wir hätten die Stardust niemals finden können. Zuerst hätten wir die richtige Zeitlinie finden müssen. Faktisch sind wir dann aber als zweites Schiff in die Atmosphäre eingedrungen und haben die Omega-Moleküle ein zweites Mal beeinträchtigt. Die Folge muss der totale Zusammenbruch der Zeitlinie innerhalb des Feldes gewesen sein. Die Omega-Moleküle zerstörten den Planeten und dessen Zeitlinie. Alles was überig blieb, waren die beiden Instabilitäten, die all das verursacht haben: Die Stardust und die Baikonur. Captain, wir haben dafür gesorgt, dass die Zeitlinie dieses Planeten ausgelöscht wurde. Diese ganze Sache hier ist niemals passiert. Warum Sie und Ihre Besatzung nun nichts mehr darüber wissen und jetzt auch hier sind und nicht in Ihrer Ausgangs-Zeit, kann ich nicht sagen. Wie gesagt, ich bin kein Wissenschaftler der Zeit. Aber Fakt ist, die Omega-Direktive wurde erfüllt und der Planet hat niemals existiert. Diese ganze Zivilisation hat nie existiert."

Minutenlange Stille folgte. Es war schwer zu begreifen, was geschehen war. Im folgenden verabschiedete sich Captain Ketron und ging zurück auf sein Schiff und alle Beteiligten fingen an, Berichte zu schreiben.


Es war nachts oder zumindest sollte es so sein, als Katya Rubliowa das Salyut betrat. Sie ging hinüber zum Tresen. Niemand schien noch dort zu sein, außer dem Barkeeper. Jon Byrd begrüßte sie freundlich aber durchaus ernst: "Captain, sie hier? Womit habe ich diese Ehre verdient. Kann ich ihnen helfen?"

Katya war es eigentlich nicht erlaubt, mit dem Barkeeper des Schiffs über flotteninterne Angelegenheiten zu plaudern, aber es war niemand weiter auf dem Schiff, mit dem sie sonst hätte reden können. "Mister Byrd, ich möchte sie etwas fragen: "

Jon wurde hellhörig: "Natürlich, worum geht es?"

"Haben sie schon einmal eine Entscheidung treffen müssen, obwohl sie die Folgen dieser Handlung überhaupt nicht einschätzen konnten?"

Jon dachte ernsthaft kurz nach, mußte dann aber erwidern: "Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mal einen Drink gemixt, ohne zu wissen, was drin war und Jeliah Fox hat sich darufhin köstlich amüsiert. Das war eine Folge, die ich nicht vorhersehen konnte, aber wenn sie eine folgenschwere Entscheidung meinen, dann muß ich verneinen. Aber wieso fragen sie?"

"Ich habe heute eine Entscheidung getroffen, die half, ein Schiff der Flotte zu retten, aber ungleich mehr Schaden für das ganze Universum anrichtete. Ist es nicht das, was man einen Pyrrhussieg nennt? Maximale Verluste, aber ein Sieg? Heiligt der Zweck denn wirklich so leicht die Mittel? Ich habe gehandelt, ohne die Konsequenzen abzusehen und jetzt ist diese Entscheidung nicht mehr rückgängig zu machen."

Byrd ließ diese Informationen erst einmal kurz sacken und fing dann leise an zu reden: "Wissen sie Captain, wenn sie die Konsequenzen ihrer Entscheidung hätten absehen können, dann hätten sie ganz sicher anders entschieden. Sie konnten nicht wissen, was sie erwartet. Und wenn ich mich recht erinnere, dann ist das doch das Image des Raumfahrers. Mutig in die Gebiete vorzustoßen, wo nie jemand zuvor gewesen ist. Das auf diesem Weg niemals alles glatt gehen kann, das wissen wir alle. Sie werden sich jetzt sicher eine ganze Zeit lang Vorwürfe machen, aber das vergeht wieder. Machen sie sich bewußt, dass das hier ihr Leben ist und sie nicht umsonst auf der Brücke eines Schiffes das Kommando führen. Sie wurden ausgewählt weil sie diese Entscheidung treffen konnten. Und eine Entscheidung überhaupt treffen zu können, ist das wohl Schwerste in diesem Geschäft. Sie werden noch oft in solche Situationen kommen und werden immer wieder Entscheidungen treffen, aufgrund von Fakten die sie nicht kennen. Das ist es, was sie definiert, was einen Captain definiert. Lernen sie aus dieser Erfahrung."

Er nahm ein Glas unter der Theke hervor und stellte zwei Flaschen rechts und links daneben. Dann füllte er das Glas halb voll mit der einen und dann ganz voll mit der anderen Flüssigkeit: "Sehen sie, niemand kann vorhersehen, wie dieses Getränk jetzt schmecken wird, trotzdem werde ich aus der Erfahrung, die sie gleich machen, lernen. Das Schicksaal bestimmt doch eigentlich ganz allein, ob der Drink schmeckt oder nicht. Wir sind nur die Instrumente des Schicksals. Probieren sie!"

Katya nahm das Glas und trank einen Schluck. Plötzlich kniff sie die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Jon Byrd begriff sofort: "Sehen sie, die Erfahrung, die ich aus diesem Erlebnis ziehe, sagt mir, beim nächsten mal einfach zwei andere Flaschen auszuprobieren. Es wird ein anderer Drink werden, aber ich stehe vor der selben Entscheidung! Denken sie daran, die Entscheidung ist manchmal nur der Auslöser einer Reihe vorherbestimmter Ereignisse. Der Tag an dem sie zögern, sich zu entscheiden, wird ihre wirkliche Niederlage sein. Glauben sie mir!"

Katya und Jon saßen noch eine Weile im Salyut und redeten über vergangene Ereignisse. Es war das erste Mal, dass sich Katya in einer Atmosphäre wohl fühlte, in der sie sich früher niemals niedergelassen hätte. Es spendete zwar nicht genug Trost, um über die vergangenen Ereignisse hinwegsehen zu können, aber es war ein Lichtblitz in der Dunkelheit der Trostlosigkeit. Es gab jemanden auf Rubliowas Schiff, der ihr zu helfen vermochte, ohne überhaupt zu wissen, worum es ging. Und das stimmte sie schon wieder etwas mutiger...


©2011 USS Baikonur This page was last modified on 24 August 2011, at 14:57.