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From USS Baikonur

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Erleichtert über das Ende des Briefings verließen Captain Rubliowa und Commander McNamara den Besprechungsraum der Raumstation 727. Neben der üblichen Arbeit auf der USS Baikonur und den dort vor sich gehenden Reparaturen standen derzeit jede Menge Vorträge und Besprechungen für die Offiziere des neuen Flottenverbandes an. Heute war es ein Referat über die Situation im nahegelegenen Grenzgebiet zu den Romulanern vom ersten Offizier der Raumbasis T’Kyn gewesen. Beeindruckt hatte Nika jedoch vor allem die Tatsache, dass es die Vulkanierin geschafft hatte das ohnehin schon trockene Thema so staubtrocken wie die Planetenoberfläche von Vulkan zu gestalten. Wenn es auch nicht bei vulkanischen Meditationsübungen half, zum Einschlafen war es allemal gewesen.
Erleichtert über das Ende des Briefings verließen Captain Rubliowa und Commander McNamara den Besprechungsraum der Raumstation 727. Neben der üblichen Arbeit auf der USS Baikonur und den dort vor sich gehenden Reparaturen standen derzeit jede Menge Vorträge und Besprechungen für die Offiziere des neuen Flottenverbandes an. Heute war es ein Referat über die Situation im nahegelegenen Grenzgebiet zu den Romulanern vom ersten Offizier der Raumbasis T’Kyn gewesen. Beeindruckt hatte Nika jedoch vor allem die Tatsache, dass es die Vulkanierin geschafft hatte das ohnehin schon trockene Thema so staubtrocken wie die Planetenoberfläche von Vulkan zu gestalten. Wenn es auch nicht bei vulkanischen Meditationsübungen half, zum Einschlafen war es allemal gewesen.
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Umso mehr genoss sie mit dem Captain für einige Zeit über die Promenade der Station zu schlendern und beim Anblick des bunten Treibens etwas Entspannung und Ablenkung zu finden bevor sie beide wieder zurück an ihre Arbeit auf der Baikonur mussten. Sie gingen gerade an einer Bar vorbei, als der Captain nach einiger Zeit des Schweigens wieder das Wort ergriff:“Da wir gerade etwas von der Bürokratie abgelenkt sind… Da fällt mir ein: Hat sich die organisatorische Sache wegen dem Musikfestival geklärt?“ „Ja. Mister Byrd hat alle Informationen erhalten und kümmert sich jetzt selbst darum.“, antwortete der erste Offizier und dachte, dass das Thema damit abgeschlossen wäre, denn es gab derzeit wichtigere Aufgaben als das Musikfestival. Mit den organisatorischen Dingen für diese Veranstaltung sollte der Barkeeper selber klar kommen und falls nicht hatte sie einen Ensign abgestellt, der helfen konnte wenn es um Schiff internes ging. Aber Captain Rubliowa war offenbar mit dem Thema doch noch nicht fertig:“Man kann es wohl laut sagen, dass er sich darum kümmert. Sehr engagiert sogar.“ „Ist er etwa auch bei ihnen gewesen?“, hakte Nika nun verwundert nach und musste ein Lachen unterdrücken. Ekaterina Rubliowa dagegen verkniff sich das Lachen nicht und erzählte knapp den Vorfall in ihrem Bereitschaftsraum. Nun musste auch Nika kichern:“Bei mir fast das Gleiche. Er wollet mir doch tatsächlich burilanische Hautpflegeprodukte schenken… damit die Flecken besser zur Geltung kommen.“ „Und?“ „Natürlich habe ich abgelehnt.“, war nun die pflichtbewusste Antwort von McNamara. Doch Katya ließ nicht locker:“Und die Jazz Junkies?“ Mit einem verschmitzten Grinsen gab die Halb-Hallauerin zu:“Nun… ich mag die Jazz Junkies…“ „Verstehe.“ „Aber natürlich nur so, dass es nicht auffällt.“
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Umso mehr genoss sie mit dem Captain für einige Zeit über die Promenade der Station zu schlendern und beim Anblick des bunten Treibens etwas Entspannung und Ablenkung zu finden bevor sie beide wieder zurück an ihre Arbeit auf der Baikonur mussten. Sie gingen gerade an einer Bar vorbei, als der Captain nach einiger Zeit des Schweigens wieder das Wort ergriff:“Da wir gerade etwas von der Bürokratie abgelenkt sind… Da fällt mir ein: Hat sich die organisatorische Sache wegen dem Musikfestival geklärt?“ „Ja. Mister Byrd hat alle Informationen erhalten und kümmert sich jetzt selbst darum.“, antwortete der erste Offizier und dachte, dass das Thema damit abgeschlossen wäre, denn es gab derzeit wichtigere Aufgaben als das Musikfestival. Mit den organisatorischen Dingen für diese Veranstaltung sollte der Barkeeper selber klar kommen und falls nicht hatte sie einen Ensign abgestellt, der helfen konnte wenn es um Schiff internes ging. Aber Captain Rubliowa war offenbar mit dem Thema doch noch nicht fertig:“Man kann es wohl laut sagen, dass er sich darum kümmert. Sehr engagiert sogar.“ „Ist er etwa auch bei ihnen gewesen?“, hakte Nika nun verwundert nach und musste ein Lachen unterdrücken. Ekaterina Rubliowa dagegen verkniff sich das Lachen nicht und erzählte knapp den Vorfall in ihrem Bereitschaftsraum. Nun musste auch Nika kichern:“Bei mir fast das Gleiche. Er wollet mir doch tatsächlich burilanische Hautpflegeprodukte schenken… damit die Flecken besser zur Geltung kommen.“ „Und?“ „Natürlich habe ich abgelehnt.“, war nun die pflichtbewusste Antwort von McNamara. Doch Katya ließ nicht locker:“Und die Jazz Junkies?“ Mit einem verschmitzten Grinsen gab die Halb-Haliianerin zu:“Nun… ich mag die Jazz Junkies…“ „Verstehe.“ „Aber natürlich nur so, dass es nicht auffällt.“
Schweigend und in sich hinein grinsend gingen beide weiter. Sie verließen den Promenadenbereich und steuerten durch die Korridore zu ihrer Andockschleuse zu. Nach einiger Zeit meinte Rubliowa:“Ich sollte aber bei Zeiten mit Mister Byrd ein Wörtchen unter Freunden reden. Jemand anderes könnte ein solches Verhalten schnell in den falschen Hals bekommen.“ „Oh ja, man stelle sich nur vor, er geht zu Commander Lesharo.“ „Ja, die Baikonur ist kein abgeschlossener Kosmos mehr für sich. Hier auf der Station gelten andere Regeln. Da kommt so jemand wie Mister Byrd mit seiner naiven Art schnell in Teufelsküche.“
Schweigend und in sich hinein grinsend gingen beide weiter. Sie verließen den Promenadenbereich und steuerten durch die Korridore zu ihrer Andockschleuse zu. Nach einiger Zeit meinte Rubliowa:“Ich sollte aber bei Zeiten mit Mister Byrd ein Wörtchen unter Freunden reden. Jemand anderes könnte ein solches Verhalten schnell in den falschen Hals bekommen.“ „Oh ja, man stelle sich nur vor, er geht zu Commander Lesharo.“ „Ja, die Baikonur ist kein abgeschlossener Kosmos mehr für sich. Hier auf der Station gelten andere Regeln. Da kommt so jemand wie Mister Byrd mit seiner naiven Art schnell in Teufelsküche.“

Current revision as of 08:37, 2 September 2012

Vitamin B
Autor: Jon Byrd
Sternzeit: 70.596,4 - 70.669,2
Datum: 05.08.2393 16:30:00 - 01.09.2393 06:18:00


70.596,4

„Konkurrenz?“, war die irritierte Frage des Barkeepers, als er Captain Rubliowa das übliche Glas Wasser reichte und die Stirn kraus zog als ob man ihn zu einer hochkomplexen Warpfeld-Gleichung befragt hätte. Ekaterina nahm das dargebotene Getränk lächelnd entgegen und erklärte:“Na auf der Station hat es ja auch einige Bars, Restaurants und andere Einrichtungen. Abgesehen davon hat ja jedes Schiff des neuen Verbandes auch seine Offiziersmesse.“

„Ha! Da kann mir doch keiner das Wasser reichen!“, entgegnete Jon entrüstet und mit gespielt aufgeblähter Brust als ginge es darum einen potentiellen Rivalen bei einem Balzritual zu beeindrucken. Katya nippte von ihrem Glas und lachte dann:“Natürlich bist du ein Unikat mit einem ganz eigenen Verständnis davon, wie eine Bar zu leiten ist. Aber du wirst auf jeden Fall nicht mehr der Einzige sein im weiteren Umfeld der Crew.“ „Und wenn schon, Konkurrenz belebt das Geschäft. Denn das bedeutet auch für mich: mehr Gäste die man überzeugen kann!“ „Das natürlich auch!“, grinste der Captain dem Barkeeper zu und ging wieder zurück zum Tisch an dem Lemexx Ranoo saß. Ihr hinter her rufend gab Jon zu bedenken:“Das beste Wasser bekommst du trotzdem immer noch bei mir!“, um dann murmelnd hinzufügen:“Das einzige Getränk das bei mir wirklich nur aus dem Replikator zu bekommen ist…“


70.642,5

„Wir erreichen das Vela-System“, kam es pflichtbewusst von der Navigationsstation. Captain Rubliowa befahl die Standardprozedur in einem solchen Fall:“Auf Impulsgeschwindigkeit reduzieren und in das System einfliegen. Kurs auf Vela IV nehmen.“ Dem folgte die routinierte Geschäftigkeit der Crew die Ihren Befehl aufführte. Auf dem Schirm beobachtete Ekatarina Rubliowa wie sie den letzten Planeten des Systems, ein Gasriese passierten. In einiger Entfernung waren einige der anderen Planeten als schwach leuchtende Punkte zu erkennen und die Vela-Sonne befand sich direkt voraus. Als Kapitän eines Sternenflottenschiffes bekam man solche Anblicke regelmäßig zu Gesicht und dennoch verlor es nie an seiner Faszination fand Katya. Dieses Mal war es sogar etwas ganz besonderes, immerhin sollte dies die neue Heimat der Baikonur sein.

„Wir befinden uns auf dem Anflug zur Raumbasis 727“, verkündete Kvam von der Navigation und riss den Captain so aus ihren Gedankengängen. Die gut zwei Kilometer große Raumstation schwebte majestätisch in einem Orbit über der Tag-Nacht-Gleiche des Planeten. Der große, kugelförmige Komplex sowie diverse Ausbauten und Ableger reflektierten das gleißende Licht der Sonne als sich ihr die Baikonur näherte.

„Wir werden von der Station gerufen“, informierte sie der Offizier an der Kommunikationsstation und Katya befahl:“Auf den Schirm“ Dort erschien Commander Timothy Lesharo mit einem Lächeln auf seinem Gesicht, dessen indianischen Züge unverkennbar waren. Als Captain innerhalb eines neuen Verbandes hatte sie selbstverständlich bereits die Dossiers über ihre neuen Kollegen und Vorgesetzten gelesen und so war ihr auch der Hintergrund von Commander Lesharo bekannt. Dieser begrüßte Sie mit einer eigentümlichen Handgeste:“Captain Rubliowa. Willkommen im Vela-System. Ich freue mich, dass auch sie nun angekommen sind.“ „Danke Commander Lesharo. Bedauerlicherweise wurden wir bei unserer letzten Mission aufgehalten, so dass wir die neuen Befehle verspätet erhalten haben.“ „Dafür habe ich natürlich Verständnis. Sie sind aber immer noch rechtzeitig für die Zeremonie übermorgen. Ein Andockplatz ist für Sie bereits reserviert.“, kommentierte Lesharo und fügte dann noch hinzu:“Kommen sie doch nachher erst einmal auf die OPS für ein Willkommen im kleinen Rahmen.“


Captain Rubliowa und Commander McNamara betraten gemeinsam mit den anderen Offizieren der weiteren Schiffe den großen Konferenzsaal der Raumbasis 727. Dort warteten bereits Commander Timothy Lesharo sowie seine Führungsoffiziere am Rednerpult vor einer mit den Insignien der Sternenflotte und Föderation geschmückten Wand. Auch die einzelnen Wappen der Schiffe des neuen Verbandes waren auf einem kleinen Schild vor der kleinen Rednertribüne aufgeführt.

Nachdem sich alle Anwesenden gesetzt hatten, trat Commander Lesharo hinter das Pult und begrüßte die Anwesenden mit knappen militärischen Ehren und verlas dann von einem PADD die neuen Befehle des Oberkommandos. „Sternenflotten Hauptquartier. Sternzeit 70.648,0. An die kommandierenden Offiziere der USS Anthropholis, USS Andorra, USS Baikonur…“, begann er und zählte die Schiffe der anwesenden Kapitäne auf um schlussendlich zum Punkt zu kommen:“Hiermit werden Sie zu 79. Flottenverband der Sternenflotte zusammengefasst und bei der Raumbasis 727 im Vela-System stationiert. Oberbefehl über den Verband erhält Admiral Donegall. Unmittelbare Verfügung über den 79. Flottenverband bekommt Commander Lesharo, kommandierender Offizier der Raumbasis 727.“

Die Anwesenden standen auf und klatschten Beifall. Dann traten die einzelnen Kapitäne vor und erhielten aus der Hand des Commanders PADDs mit den offiziellen Befehlen und neuen Kommando-Codes. Da das Ganze nach alphabetischer Reihenfolge ablief, hatte Captain Rubliowa ihr PADD schnell abgeholt und beobachtete nun die Reihe von Kapitänen die nacheinander aufgerufen wurden. Ein wenig erinnerte sie diese Zeremonie an eine Messe in einer orthodoxen Kirche, die sie als Kind oft mit ihrer Großmutter besucht hatte. Andererseits war die Zeremonie viel zu spartanisch und knapp gehalten, um mit einem orthodoxen Gottesdienst verglichen zu werden. Aber dennoch ähnelten die einzelnen Führungsoffiziere mit ihren neuen Befehlen wie Gläubige die ihre Hostie erhielten. Ein amüsanter Umstand fand Rubliowa, war die Menschheit inzwischen doch überwiegen, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, doch stark dem Atheismus zugeneigt. Aber Rituale brauchten die Menschen und meisten intelligenten Spezies trotz alldem.

Nachdem der hochoffizielle Teil endlich abgeschlossen war, standen die Anwesenden noch in lockerer Runde bei Sekt und anderen Getränken zusammen und lernten sich kennen. Lesharo ließ es sich offenkundig nicht nehmen, jeden Captain und dessen ersten Offizier persönlich die Hand zu schütteln und zu begrüßen. Dabei machte er einen sehr stolzen und glücklichen Eindruck, was nachzuvollziehen war, schließlich wurde seine Raumbasis mit dem 79. Flottenverband erheblich aufgewertet.

„Captain Rubliowa!“, rief er gerade zu erfreut aus, als er bei den Offizieren der Baikonur angekommen war und schüttelte zuerst dem Captain, dann dem ersten Offizier die Hand. Mit einem Lächeln meinte er:“Ich freue mich auf eine gute zukünftige Zusammenarbeit mit Ihnen im Flottenverband. Ein Schiff der Prometheus Klasse ist eine große Bereicherung für unsere Station und den Verband.“ „Danke Commander, auch wir sind stolz Teil des neuen Flottenverbandes in dieser Raumregion zu sein.“ „Oh, es wird ihnen hier gefallen. Die Raumbasis 727 mag abgelegen sein, aber wir können mit fast allem aufwarten was die Sternenflotte zu bieten hat. Außerdem ist Vela IV ein wirklich bemerkenswerter Planet. Sie sollten einige freie Tage in Vela-City und der Umgebung verbringen. Eine unheimlich schöne Landschaft.“, schwärmte Lesharo den beiden kommandierenden Offiziere der Baikonur vor. Nika entgegnete:“Das werden wir ganz bestimmt Commander. Die Reparaturen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen und da werden wir sicher auch einmal etwas Freizeit für einen Ausflug finden.“ „Hervorragend. Dann sind sie ja auch zum stationsweiten Musikfestival in einer Woche da?“, freute sich Lesharo und Captain Rubliowa fragte nach „Musikfestival?“ „Ja, es ist schon eine kleine Tradition bei uns. Einmal im Jahr veranstalten wir in den Offiziersmessen und den privaten Bars und Restaurants der Station ein Musikfestival mit Bands der Crewmitglieder und von der Kolonie. Aus gegebenem Anlass denke ich daran, es auch auf die Schiffe des 79. Flottenverbandes auszuweiten, soweit sie zu diesem Zeitpunkt noch hier sind. Bei den Meisten dürfte das auch der Fall sein.“ „Nun, ich kenne da jemand auf unserem Schiff, der wird sich diese Gelegenheit sicher nicht nehmen lassen!“, gab Katya mit einem verschmitzten Lächeln zu Nika hinüber ihr Einverständnis und diese nickte als sie Lesharo zu verstehen gab:“Wir werden gerne mit unserem Salyut daran teilnehmen.“ „Ausgezeichnet, setzen sie sich mit meinem ersten Offizier Lieutenant Commander T’Kyn in Verbindung, Sie wird sie über alles 0rganisatorische informieren.“


„Jon?“, kam es vom vorderen Teil der Bar als der Barkeeper im Hinterraum unter klirren und scharren seine Kisten durchstöberte. Sorgfältig hatte er alle Kisten an Getränken sortiert und sich einen Überblick über seinen aktuellen Bestand gemacht. Einige seiner besonderen Schätze hatte er schon für das große Ereignis beiseitegelegt und schmiedete weitere Pläne. Doch ein weiteres „Jon?“, riss ihn aus seinen Gedanken:“Was ist los?“ „Es ist Hauptstoßzeit und du verkriechst dich im Lagerraum?“, hörte er die anklagende Stimme der Kellnerin. Er wandte sich um und sah wie Sylvia mit auf den Hüften ab gestemmten Armen da stand und ihm mit einem verärgerten Blick bedachte. Doch Jon winkte ab:“Kümmer dich mit Tessie um die Gäste. Ich habe zu tun!“ Doch dann erspähte er ein Gesicht durch die Tür und zwängte sich hektisch an der immer noch wütend drein blickenden Kellnerin vorbei durch die Türe zur Theke.

An der Bar stand Krzysztof Komeda mit einem ähnlich genervten Gesichtsausdruck wie die Kellnerin die sich kopfschüttelnd wieder an die Arbeit machte. Der Wissenschaftsoffizier fragte umgehend:“Was gibt es so dringendes Jon, dass du mich in meinen spärlichen Pausen rufst?“ „Krzyszek! Ich brauche dich!“, verkündete Jon als er sich auf einen Barhocker auf seiner Seite der Theke setzte. Komeda blieb ihm gegenüber starr stehen wie ein Vulkanier am Sonntagnachmittag und meinte nur:“Ja, das hab ich schon irgendwie begriffen. Aber wozu?“ „Für das Musikfestival der Raumbasis. In jeder Kneipe auf der Basis und der Schiffe werden live Bands auftreten. Wir brauchen die Jazz Junkies für das Salyut!“, erklärte der Barkeeper hektisch und lies erkennen, dass er an einen Auftritt der Jazzcombo nicht im Geringsten zweifelte.

Doch die Miene von Krzysztof verkündete etwas ganz anderes:“Jon. Das Jazz Junkies Projekt liegt auf Eis! Wir haben seit Monaten nicht mehr gespielt!“ „Ja und? Ihr könnt mich doch nicht im Stich lassen! Es geht um die Ehre des Salyut und damit um das des Schiffes!“, entgegnete Jon und machte dabei theatralische Gesten als ginge es um sein Leben. Aber Lieutenant Komeda ließ sich davon nicht beeindrucken:“Du weißt doch, dass wir uns wegen der musikalischen Stilrichtungen zerstritten haben. Ich wüsste nicht mal was wir spielen sollten. Falls wir uns überhaupt einigen können!“ Als wolle er nicht verstehen antworte Jon nur knapp:“Ihr spielt Jazz!“ „Das ist ein verdammt weiter Begriff. Weißt du überhaupt wieviele Jazzstile es gibt?“ „Ja ja, ich weiß. Die ganzen Jazzstile der Erde über die ganzen Jahrhunderte. Dann die ganzen extraterrestrischen jazzähnlichen Stile und dazu noch die ganzen Mischformen.“, gab Jon hektisch von sich und schloss ab mit einem pathetischen Statement:“Es ist doch egal was ihr genau spielt, Hauptsache ihr macht es mit Leidenschaft. Wenn ihr spielt, kommt es vom Herzen und das merken die Leute. Egal welchem Stil ihr euch gerade verschrieben habt! Ihr seid die Besten!“

Von der Ansprache des Barkeepers offensichtlich etwas geschmeichelt und mit wehmütigen Erinnerungen von nächtelangen Jazzsessions im Salyut weich geworden seufzte Krzysztof:“Okay, ich kann mit Jungs und Mädels mal reden.“ „Klasse Krzyszek. Das wird spitze!“ „Wann ist das Festival überhaupt?“, hakte der Musiker nun interessiert nach und Jon gab etwas verlegen von sich:“Na ja… also in einer Woche.“ „In einer Woche!“, war die entgeisterte Reaktion:“Wir haben seit Monaten nicht mehr zusammen gespielt. Eine Woche ist viel zu wenig um zu Proben!“ „Ach Quatsch. Ihr habt’s doch drauf!“, meinte Jon überzeugt. Zum ersten Mal in diesem Gespräch gab Komeda seine starre Haltung auf und beugte sich über die Theke:“Jon. Wir sind mit den Reparaturen der Baikonur bis zum Anschlag beschäftigt. Selbst mit der Hilfe des Stationspersonals. Unsere Schichten lassen uns kaum Luft!“ „Das lass mal meine Sorge sein.“, grinste Jon:“Ich verschaffe euch die nötige Zeit!“ „Bitte? Bist du verrückt geworden? Wie willst du da was machen können?“, konnte sich der Wissenschaftsoffizier ein Lachen nicht mehr verkneifen. Jon jedoch beugte sich nun seinerseits über die Theke uns sprach leise in einem vertrauensvollen Tonfall als ginge es um ein wirkliches Geheimnis:“Ich habe Beziehungen die ich spielen lassen kann.“ Sein Gesprächspartner schüttelte den Kopf, grinste und schlug mit der Handfläche auf die Holzplatte der Theke und verabschiedete sich dann:“Ich muss los, meine Pause ist gleich vorbei! Ich rede mit meinen Leuten. Aber ich kann dir nichts versprechen.“ „Alles klar. Tschau dann!“, winkte der Barkeeper Krzysztof hinterher und starrte dann einige Sekunden nachdenklich ins Leere. Dann sagte er zu sich selber:“Ich glaube ich sollte mit denen auch mal reden…“, stand von seinem Barhocker auf und verschwand wieder im Lagerraum.


Ein kleiner Ferengi-Verkäufer tauchte zwischen den Regalen auf und stellte sich hinter die Ladentheke als Jon das Geschäft betrat. Der Laden auf der Raumbasis handelte offensichtlich mit allem was irgendwie verkäuflich war. Von Lebensmitteln über Spielzeug bis zu technischen Geräten war so ziemlich alles in dem Ferengiladen aufgereiht. Hier würde er sicher das Meiste bekommen was er benötigte.

„Was kann ich für sie tun?“, fragte der Ferengi mit der heuchlerischen Zuvorkommenheit wie sie für seine Rasse üblich war. Der Barkeeper ging auf den Verkaufstisch zu und stellte eine große Tasche darauf und erklärte:“ Ich brauche ein paar Sachen und möchte sie gegen meine Waren tauschen.“ „Wir machen keine Tauschgeschäfte. Wir akzeptieren nur die üblichen interstellaren Zahlungsmittel. Bevorzug bares in Form von goldgepresstem Latinum. Keine Schecks!“, war die nun auf einmal unfreundliche und rüde Antwort des Verkäufers. Jon Byrds hilflose Antwort fiel mit der entsprechenden Enttäuschung aus:“Auf der Erde wurde ein solches Wirtschaftssystem schon lange abgeschafft. Ich habe kein Geld.“ „Das ist sehr bedauerlich und das sollten sie dringend ändern!“ „Wer? Ich oder die Menschheit?“ „Zunächst sie, denn sonst kommen wir nicht ins Geschäft!“, gab der Ferengi wieder mit zuckersüßem Tonfall von sich und Jon war sich nicht sicher, ob die nun wieder aufgetragene Freundlichkeit des Verkäufers die normale Heuchelei war, oder ob es sich um eine Form des Sarkasmus handelte.

Doch noch gab Jon nicht auf und versuchte es erneut:“Hören sie, ich bin Jon Byrd von der Baikonur und ich brauche dringend…“ „Mister Bird?“, unterbrach ihn der Verkäufer mit aufblitzendem Gesichtsausdruck und sprach dann mit offenbar echter Freundlichkeit weiter:“Das ist natürlich etwas anderes! Kommen sie, es ist schon alles für sie vorbereitet.“ Der kleine Mann ging auf eine Türe zu und winkte Byrd zu sich. Jon zuckte mit den Schultern, schnappte sich seine Tasche und folgte dem Ferengi in den Hinterraum. Wenn sein Name schon einmal Türen öffnete, dann wollte er die Gelegenheit keines Falls ausschlagen.


Überglücklich über seine neuen Errungenschaften ging Jon wieder durch die Korridore der Baikonur, die prallgefüllte Tasche fest unter dem Unterarm eingeklemmt. Den ganzen Weg konnte er das glückliche und schelmische Grinsen nicht ablegen. Er hatte nicht nur all das bekommen was er haben wollte, sondern auch noch darüber hinaus einiges mehr. Dass er einen Ferengi über dessen überdimensionierten Ohren geschlagen hatte, das würde ihm auf der Baikonur keiner glauben. Dennoch freute er sich jetzt schon auf die malerisch ausgeschmückte Geschichte die er den Leuten erzählen konnte ohne dabei noch übertreiben zu müssen. Doch nun musste er erst einmal die Sachen in seinem Quartier verstauen und alles für seinen Plan vorbereiten. Bei dieser Operation musste man mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Außerdem stand für heute zuerst ein anderes, noch wichtigeres Gespräch auf der To-Do-Liste.


Die Tabellen vor ihren Augen fingen an zu verschwimmen und die Zahlen und Buchstaben tanzten in einem wilden Reigen auf der Bildschirmoberfläche. Rubliowa legte die Reparaturlisten zu den anderen PADDS und rieb sich die Augen. Es war spät geworden, doch Momentan häufte sich die Arbeit, dazu noch die ganzen Dossiers die sie zu lesen hatte um sich auf ihre neue Aufgabe im 79. Flottenverband im Vela-System vorzubereiten. Langsam bezweifelte sie in absehbarer Zeit einen Ausflug auf Vela IV unternehmen zu können.

Müde lehnte sich Katya auf ihrer Couch im Bereitschaftsraum zurück und streckte ihre Arme. Dabei entfuhr ihr ein Gähnen und spielte mit dem Gedanken es für heute gut sein zu lassen. Ein Piepsen des InterComs unterbrach ihre Überlegungen:“Captain! Barkeeper Byrd steht im Turbolift und bittet darum sie zu sprechen!“, dann folgte eine kurze, verlegene Pause bevor der Offizier unsicher nachfragte:“Soll ich ihn rein lassen?“ „Mister Byrd?“, war Captain Rubliowa verwundert, die sich nicht vorstellen konnte, was der Barmann von ihr hier wollte. Andererseits bot es einen – wenn auch nicht unbedingt guten – Vorwand die Reparaturlisten erst einmal bei Seite zu lassen. Also sagte sie:“Gut. Er soll rein kommen.“

Als sich die Türe zischend öffnete, richtete sich Katya wieder in eine aufrechte Sitzhaltung auf. Selbst wenn der Barkeeper ein Zivilist war und nicht dem Sternenflottenprotokoll unterlag, so hatte sie als Captain ein gewisses Bild zu waren. Der Kneipenwirt indes begrüßte sie überschwänglich und Rubliowa wünschte sich, dass er damit gewartet hätte, bis die Türen hinter ihm wieder geschlossen gewesen wären. Jon ging mit einer kleinen Tasche unter dem Arm auf die Couchreihe zu und setzte sich ohne groß zu Fragen zu Rubliowa an den kleinen Tisch. Aufgeregt und eindeutig nicht sicher wie er sie hier im offiziellen Bereitschaftsraum ansprechen sollte, begann er:“Captain… Katya…Rubliowa… wir müssen etwas wichtiges Besprechen!“ „Also Jon. Bereiche wie die Brücke sind für Zivilisten eigentlich Tabu…“, ging Katya zunächst nicht auf seine Aussage ein und grinste:“Aber dieses eine Mal will ich nicht so sein. Aber zukünftig müssen auch deine dringenden Angelegenheiten warten bis ich ins Salyut kommen kann.“ „Aber das ist es doch gerade! Es ist nicht meine eigene Sache. Es geht um die Ehre des Schiffes!“, plusterte Jon sich auf in der Hoffnung da durch wichtig zu wirken und erklärte:“Es geht um das Musikfestival nächste Woche. Wir brauchen für das Salyut die Jazz Junkies. Aber die Jungs und Mädels sind alle so beschäftigt wegen der Reparaturen. Gib denen doch etwas frei, damit sie mehr üben können. Sonst können sie nicht spielen!“

Katya lachte nun, als sie endlich verstand, woher der Wind wehte. Sie schüttelte den Kopf und gab zu Jons Enttäuschung eine negative Antwort:“Lieber Jon. Die Dienstpläne sind Aufgabe des ersten Offiziers und der jeweiligen Abteilungsleiter. Da kann ich mich wirklich nicht einmischen um ein paar Leuten einen Vorteil zu verschaffen. Wie sähe das denn aus?“ „Aber du bist doch der Captain von dem ganzen Verein!“ „Genau, und dieser hat Vorbild zu sein und darf sich nicht ohne einen vernünftigen Grund in die Kompetenzen seiner Offiziere einmischen.“, versuchte Captain Rubliowa das ganze Dilemma dem Barkeeper Verständlich zu machen. Doch dieser wollte das Argument nicht gelten lassen:“Es geht doch um die Ehre des Schiffes, also eine Angelegenheit des Captain. Wir brauchen die Jazz Junkies unbedingt!“ „Hör mal Jon, natürlich fände ich es schade, wenn die Jazz Junkies nicht auftreten können. Aber es gibt doch noch andere Bands auf der Baikonur.“, wollte sie ihrem Freund eine goldene Brücke bauen:“Was ist zum Beispiel mit den Crazy Bloodhounds?“ „Ich liebe ihren Blues-Rock. Geiler Groove!“, antwortete Jon, schränkte dann jedoch ein:“Aber sind wir mal ehrlich. Der Sound ist einen Tick zu depri. Bei diesem Festival muss es fetzen!“

Wieder lachte Katya kopfschüttelnd und meinte:“Was ist mit den ganzen anderen Bands?“ „Bei jeder anderen Gelegenheit, kein Problem. Aber für diese Sache brauch ich die Besten der Besten und das sind einfach mal die Jazz Junkies!“

„Tut mir leid Jon. Aber ich glaube ich kann dir wirklich nicht helfen. Ich bitte dich das zu akzeptieren!“, wollte Ekaterina Rubliowa so bestimmt und gleichzeitig so höflich wie möglich klarstellen. Aber Jon schien immer noch nicht aufgeben zu wollen. Er kramte in seiner Tasche und zog eine glasklare Flasche hervor. Wie er sie auf den Tisch stellte, verkündete er:“Terillianisches Bergkristallwasser. Das weichste Wasser des Beta-Quadranten.“ „Jon! Willst du mich etwa bestechen?“, entfuhr es Katya fassungslos, nicht wissend wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Nun war es an Jon einen völlig verständnislosen Gesichtsausdruck zu Tage zu tragen:“Bestechung? Nein nein nein! Es ist doch nur ein Geschenk unter Freunden die sich gegenseitig einen Gefallen tun.“

Nun beruhigte sich Katya wieder. Es war wohl doch auf die Ahnungslosigkeit und Naivität des Barmanns zurückzuführen, dass er diese etwas dumme Geste vornahm. Darum schob sie die Flasche über den Tisch in Richtung Jon und erklärte sachte:“Also lieber Jon. Wenn ich das hier annehmen und dir diesen Gefallen erweisen würde, dann sähe das von außen wie Bestechung aus.“ „Wegen einer Flasche mit Wasser? Nicht mal mit Alkohol?“ „Der Wert spielt dabei keine große Rolle. Entscheidend ist, dass du mich um etwas bezüglich des Schiffes bittest und mir dafür etwas anbietest.“, führte sie aus und meinte dann:“Kompromiss Vorschlag: Pack die Flasche wieder ein und schenke sie mir zu einer anderen Gelegenheit.“ „Und die Jazz Junkies?“ Wieder lächelte Katya:“Ich kann mal mit meinem ersten Offizier zu dieser Angelegenheit reden. Mehr aber auch nicht.“ „Cool. Darum ging‘s mir doch!“ „Schön. Nachdem das geklärt ist… geh besser, bevor die Leute noch anfangen zu reden.“


Eine Fehlermeldung tauchte auf dem Bildschirm auf und Ensign Akin musste sich bemühen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Schon den ganzen Tag saß er nun an der Konsole und versuchte die Sensorphalanx für die Langstreckensensoren neu zu kalibrieren. Doch es wollte ihm nicht gelingen. Ständig tauchte eine neue, andere Fehlermeldung auf, egal welche Konfiguration er auch versuchte. Obwohl die internen Diagnoseprogramme aufzeigten, dass alle Einzelsysteme, Module, Gelpacks und andere technischen Elemente einwandfrei funktionierten wollten die jeweiligen Komponenten nicht mit einander harmonieren.

Nach einer weiteren Fehlermeldung schlug der Andorianer wütend mit der Faust auf die Konsole und schaute sich dann umgehend hektisch um, ob jemand seine Entgleisung bemerkt hatte. Doch in der abgeschiedenen Nische des Maschinenraums war kein anderes Crewmitglied anwesend und so war sein Wutausbruch seinen Kollegen entgangen. Erleichtert, denn er hatte erst kürzlich eine Verwarnung für seine Unbeherrschtheit bekommen, wandte er sich wieder seiner Computerkonsole zu um zum X-ten Mal die Kalibrierung vorzunehmen. Allerdings befürchtete er, dass er heute doch noch in die Jefferiesröhren kriechen musste, um das Problem zu finden.

Er hatte sich gerade wieder in seine Arbeit vertieft, als er ein Klopfen auf seiner Schulter spürte. Hektisch drehte er sich wieder um und heischte ohne darauf zu achten wer hinter ihm stand:“Ich sitze noch dran! Etwas Geduld!“ „Hey! Keine Panik Mann!“, rief Jon Byrd erschrocken und ging ein paar Schritte zurück. Lieutenant Akin traute zunächst seinen Augen und Fühlern nicht, als er den Barkeeper erkannte:“Jon? Was machst du hier? Wie bist überhaupt hier reingekommen? Der Zutritt hier ist beschränkt.“ „Ach es gibt da so eine praktische Jefferiesröhre vom Salyut in den Maschinenraum…“, erklärte Jon nun wieder mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht und kam dann zur Sache in dem er dem Drummer der Jazz Junkies eine hölzerne Schachtel reichte:“Ich hab dir was mit gebracht.“

Akin nahm das Geschenk wortlos aber mit fragendem Gesichtsausdruck entgegen. Er öffnete es und auf dunkelblauem Samt gebetet lag darin ein reich verziertes Messer. Der Techniker konnte es kaum fassen und mit einem glücklichen Strahlen im Gesicht rief er aus:“Ein thorilianisches Zeremoniemesser aus der vierten K’teng Dynastie?“ „Fünfte Dynastie.“, korrigierte Jon und meinte:“Du hast mal gesagt, dass dir sowas für deine Sammlung noch fehlt.“ „Ja… aber… wieso jetzt und aus welchem Anlass?“, war sich Akin der Geste immer noch nicht klar:“Ich habe nicht Geburtstag, falls du irgendwie auf diese irdische Tradition hinaus willst.“

„Sehe es einfach als Geschenk unter Freunden an.“, gab Jon zu verstehen und setzte sich dann auf einen Stuhl Akin gegenüber:“Apropos Freunde… da fällt mir was ein.“ „Was denn?“ „Deine Freunde von den Jazz Junkies. Die brauchen dich am Schlagzeug ganz dringend.“


Erleichtert über das Ende des Briefings verließen Captain Rubliowa und Commander McNamara den Besprechungsraum der Raumstation 727. Neben der üblichen Arbeit auf der USS Baikonur und den dort vor sich gehenden Reparaturen standen derzeit jede Menge Vorträge und Besprechungen für die Offiziere des neuen Flottenverbandes an. Heute war es ein Referat über die Situation im nahegelegenen Grenzgebiet zu den Romulanern vom ersten Offizier der Raumbasis T’Kyn gewesen. Beeindruckt hatte Nika jedoch vor allem die Tatsache, dass es die Vulkanierin geschafft hatte das ohnehin schon trockene Thema so staubtrocken wie die Planetenoberfläche von Vulkan zu gestalten. Wenn es auch nicht bei vulkanischen Meditationsübungen half, zum Einschlafen war es allemal gewesen.

Umso mehr genoss sie mit dem Captain für einige Zeit über die Promenade der Station zu schlendern und beim Anblick des bunten Treibens etwas Entspannung und Ablenkung zu finden bevor sie beide wieder zurück an ihre Arbeit auf der Baikonur mussten. Sie gingen gerade an einer Bar vorbei, als der Captain nach einiger Zeit des Schweigens wieder das Wort ergriff:“Da wir gerade etwas von der Bürokratie abgelenkt sind… Da fällt mir ein: Hat sich die organisatorische Sache wegen dem Musikfestival geklärt?“ „Ja. Mister Byrd hat alle Informationen erhalten und kümmert sich jetzt selbst darum.“, antwortete der erste Offizier und dachte, dass das Thema damit abgeschlossen wäre, denn es gab derzeit wichtigere Aufgaben als das Musikfestival. Mit den organisatorischen Dingen für diese Veranstaltung sollte der Barkeeper selber klar kommen und falls nicht hatte sie einen Ensign abgestellt, der helfen konnte wenn es um Schiff internes ging. Aber Captain Rubliowa war offenbar mit dem Thema doch noch nicht fertig:“Man kann es wohl laut sagen, dass er sich darum kümmert. Sehr engagiert sogar.“ „Ist er etwa auch bei ihnen gewesen?“, hakte Nika nun verwundert nach und musste ein Lachen unterdrücken. Ekaterina Rubliowa dagegen verkniff sich das Lachen nicht und erzählte knapp den Vorfall in ihrem Bereitschaftsraum. Nun musste auch Nika kichern:“Bei mir fast das Gleiche. Er wollet mir doch tatsächlich burilanische Hautpflegeprodukte schenken… damit die Flecken besser zur Geltung kommen.“ „Und?“ „Natürlich habe ich abgelehnt.“, war nun die pflichtbewusste Antwort von McNamara. Doch Katya ließ nicht locker:“Und die Jazz Junkies?“ Mit einem verschmitzten Grinsen gab die Halb-Haliianerin zu:“Nun… ich mag die Jazz Junkies…“ „Verstehe.“ „Aber natürlich nur so, dass es nicht auffällt.“

Schweigend und in sich hinein grinsend gingen beide weiter. Sie verließen den Promenadenbereich und steuerten durch die Korridore zu ihrer Andockschleuse zu. Nach einiger Zeit meinte Rubliowa:“Ich sollte aber bei Zeiten mit Mister Byrd ein Wörtchen unter Freunden reden. Jemand anderes könnte ein solches Verhalten schnell in den falschen Hals bekommen.“ „Oh ja, man stelle sich nur vor, er geht zu Commander Lesharo.“ „Ja, die Baikonur ist kein abgeschlossener Kosmos mehr für sich. Hier auf der Station gelten andere Regeln. Da kommt so jemand wie Mister Byrd mit seiner naiven Art schnell in Teufelsküche.“


Die Schleuse öffnete sich mit einem lauten Zischen und er trat als erster einer Reihe von Passagieren durch die Öffnung. Möglichst unauffällig versuchte er den Schleusenbereich zu verlassen und ignorierte deshalb die Begrüßung eines Stationsoffiziers der Spalier für die Reisenden gestanden war. Blickkontakt vermeidend ging er zielstrebig aber dennoch möglichst gelassen durch die Korridore bis er die zivilen Einrichtungen der Station erreicht hatte. Immer noch sein Ziel fest im Auge mischte er sich hier unter die zahlreichen Passanten und versuchte den Eindruck eines üblichen Neuankömmlings zu geben, der über das Promenadendeck schlenderte.

Wie beiläufig betrat er das Geschäft und schaute sich um, als suche er nichts Bestimmtes unter dem Gerümpel in den Regalen. Doch die Aufmerksamkeit der beiden Verkäufer hatte er wie zu erwarten damit geweckt. Wie es für diese schmierigen Ferngas üblich war, begrüßten sie ihren neuen Kunden mit ihrer vorgespielten Freundlichkeit. Dennoch ging er nicht darauf ein und nachdem er sich vergewissert hatte, das keine weiteren Kunden anwesend waren, trat er direkt zur Verkaufstheke und sagte nur einen Satz:“Ich bin Mister Bird.“ „Bird? Aber sie waren doch schon hier?“, viel einer der beiden aus seiner heuchlerischen Rolle und der andere reagierte hektisch:“Wie Bird? Ein anderer Bird? Der falsche Bird. Der richtige Bird?“ „Was soll das? Wo ist Quenk und warum benehmt ihr euch so unprofessionell?“, heischte er die beiden nun wütend an, seine eigene Rolle verlassend. Der etwas größere Ferengi stammelte:“Quenk musste… dringend weg. Er hat uns… instruiert.“ Dann wandte er sich an seinen kleineren Kollegen und schlug ihm mit ausgeholter Hand über den Kopf, dann schrie er:“Du Idiot. Sag bloß du hast es einem Falschen gegeben?“ „Bird… Byrd…Burd… Diese Menschlein sehen doch alle gleich aus!“, wimmerte der Geschlagene und krümmte sich vor Schmerzen. Wieder schlug der Größere auf den Kleineren ein:“Hast du etwa das Codewort vergessen? Du hast nicht vorher geprüft ob das Konto freigegeben wurde? Du inkompetente Schlammschnecke! Quenk wird uns alle töten!“

Wütend packte er den größeren Verkäufer am Kragen, riss ihn zur Theke und zog ihn über den Ladentisch direkt an sein Gesicht:“Ich werde euch noch eher töten, wenn ihr nicht sofort sagt wo meine Ware ist!“ „Ich… ich weiß es nicht…!“, jammerte der erbärmliche Ferengi angesichts der Drohungen. Mit Wucht schlug er den Kopf des Verkäufers auf die Tischplatte und schrie:“Falsche Antwort!“ „Der andere Bird… Byrd… sagte etwas von Baikonur!“, schritt der zweite Ferengi panisch ein, befürchtete er doch eine ähnliche Behandlung wie diejenige, die sein Kollege gerade erfuhr. Plötzlich ließ er den Verkäufer los, der mit einem lauten Knall wieder auf der Platte des Ladentisches knallte. Nun packte er mit der linken Hand den Kleineren der beiden und hielt im Drohend die rechte Faust unter dessen große Nase:“Baikonur? Willst du mir etwa sagen, dass meine Ware auf einem Sternenflottenschiff ist?“ „Ja… aber keine Sorge. Es war kein Offizier. Er sagte etwas von… Barkeeper. Zivilist. Ein totaler Trottel!“, versuchte sich der Verkäufer zu retten, in der Hoffnung, durch diese Information einen Vorteil zu gewinnen. Er ließ den kleinen Kerl wieder los und gab ihm einen Stoß auf die Brust, so dass dieser rückwärts taumelte und in ein Durcheinander von Kisten und Regalen fiel. Wütend kommentierte er:“Ein totaler Trottel? Du musst es ja wissen!“ Sich wieder dem anderen Verkäufer zuwendend, den er jetzt an seinem linken Ohr packte und kräftig zu griff sagte er in ruhigem, aber drohenden Tonfall:“Ich will meine Ware!“ „Wir… wir kümmern uns darum, Mister Bird. Versprochen!“ „Vielleicht sollte ich mich besser selber darum kümmern, wenn ich euch erbärmliche Schwachköpfe so ansehe!“, begann er seine Meinung zu ändern:“Quenk bekommt kein Geld und er wird sich dann um euch kümmern…“ „Nein, bloß nicht! Wir können helfen. Wir kennen die Kommando-Codes der Sternenflotte hier… wir können nützlich sein!“, flehte der der Kleinere, der immer noch unnatürlich verrenkt zwischen den Kisten und Regalen hing. Er dachte kurz nach und meinte dann:“Das bezweifle ich zwar. Aber Quenk war immer ein zuverlässiger Partner. Der alten Zeiten willen. Was er mit euch anstellt ist dann seine Sache. Aber ich warne euch, wenn ihr es wieder verbockt, dann bin ich es den ihr zu fürchten habt!“


Zuerst war für den Bruchteil einer Sekunde ein leises aber stetig ansteigendes Pfeifen zuhören als ob sich ein Tinnitus in der Jefferiesröhre manifestierte. Darauf folgte eine funkensprühende Entladung. Die enge Röhre wurde für wenige Augenblicke in blitzartiges Lichtgewitter getaucht bevor gräulich-blauer Rauch die Umgebung wieder verdunkelte.

Luanne hatte sich bereits beim Pfeifen rechtzeitige abgewandt und ihr Gesicht verdeckt noch bevor sich die Energiespitze in der Versorgungsleitung hatte entladen können. Der Geruch des beißenden Qualms erinnerte sie an missglückte Chemieversuche auf der Schule. Abgestützt auf dem rechten Arm lag sie auf dem Gitter und wedelte mit der freien Hand den Rauch beiseite, was nur dazu führte, dass sich dieser noch schneller und gleichmäßiger in dem engen Reparaturschacht verteilte. Den Schaden an der Versorgungsleitung und den Verteilerrelais betrachtend murmelte sie einige Flüche und begann dann von Neuem mit der Reparatur.

An diesem Abschnitt arbeitete sie bereits den ganzen Tag und so langsam verfluchte sie Jefferiesröhre B31 Abschnitt 1Y. Kaum zu glauben was ein paar Tage Verwahrlosung durch eine Zeitverschiebung an einem Sternenflottenschiff alles in Mitleidenschaft ziehen konnte. Dabei waren es nicht einmal die großen Schäden die die meisten Arbeit machten sondern die vielen kleine Defekte und Unstimmigkeiten die es zu beseitigen galt damit alle Schiffsysteme einwandfrei mit einander funktionierten.

Die Lebenserhaltungssysteme in der Jefferiesröhre begannen mit der Absaugung der durch Rauch verunreinigten Luft und Luanne konnte wieder freier atmen während sie sich wieder immer mehr in ihre Arbeit vertiefte. Als sie so an den Relais und Leitungen Messungen und Korrekturen vornahm vergas sie mit der Zeit wieder die beengte Röhre um sich herum sowie das leere grummeln in ihrem Magen. Sie war weit über ihre übliche Essenszeit hinaus mit Abschnitt 1Y beschäftigt und hatte keine Zeit für eine kleine Pause gefunden.

Trotz des Lochs im Magens war sie wieder ganz auf ihre Arbeit konzentriert, als sie eine Hand an ihrem linken Fußknöchel spürte. Panik ergriff sie ob der unerwarteten Berührung. Erschrocken fuhr sie hoch, lies einen bellenden Schrei los und schlug sich mit dem Kopf an die Decke des Schachtes. Für einen kurzen Moment wurde ihr schummrig vor Augen und sie sank wieder auf den kalten Gitterrost. Als sie so dalag hörte sie eine vertraute Stimme ängstlich rufen:“Luanne? Luanne? Alles in Ordnung? Hast du dir etwas getan? Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken!“

„Jon?“, fragte sie, als sie langsam wieder zur Besinnung kam und als sie endlich wieder ganz da war fuhr sie den Barkeeper wütend an:“Spinnst du? Mich so zu erschrecken? Wie kommst du überhaupt hier her?“ „Nochmals, `tschuldigung. Wollte ich nicht.“, gab Jon kleinlaut von sich und erklärte dann:“Wie ich hier herkomme? Na ja. Jefferiesröhre B21 bis zum Verteilerschacht Y13, dann links ab durch Röhre B29… den Rest hab ich vergessen. Irgendwie hab ich dich dann gefunden.“ „Okay… ich habe falsch gefragt.“, seufzte die Technikerin:“Was zum Teufel machst du hier?“ „Ich wollte mit dir reden, Luanne…“, begann Jon sein Vorhaben, wurde jedoch von der Keyboarderin der Jazz Junkies unterbrochen:“Oh nein Jon! Ich hab dir doch gesagt: wir waren beide betrunken und es ist nie passiert!“ „Nein nein, darum geht es nicht!“, winkte Jon hektisch ab und bereute es umgehend, dieses spezielle Thema jetzt doch so einfach vom Tisch gewischt zu haben. Trotz dem kleinen Wehmuts konzentrierte er sich wieder auf seine Mission:“Es geht um die Jazz Junkies.“ „Achso. Krzyszek hat mir schon davon erzählt…“ „Ja genau. Und weißt du… auch wenn er sich immer so als Bandleader aufgespielt hat, war mir doch schon immer klar: Du bist das eigentliche Mastermind der Combo. Du bist immer der Kit gewesen, der die Gruppe zusammenhielt.“, führte Jon schon fast salbungsvoll aus um sein Anliegen zu verdeutlichen:“Du musst dafür sorgen, dass sich die Jungs wieder zusammenraufen. Ohne dich haut es nicht hin.“ „Okay. Danke für die Blumen. Aber dafür bist du durch das halbe Schiff gekrochen? Nur um mir das zusagen?“ „Na ja das…“, entgegnete Jon und zog eine kleine Plastikbox heraus die er öffnete:“…und um dir das hier zugeben.“ „Mirlianisches Schokoladensoufflee?“, rief Luanne freudestrahlend aus beim Anblick des zuckersüßen Desserts. Lächelnd überreichte es Jon ihr und als sie es entgegennahm verkündete er stolz:“Nicht repliziert. Alle Zutaten echt!“ „Wie bist du denn daran gekommen?“ „Ich habe da so meine Beziehungen.“, deutete er geheimnisvoll an und blieb über seinen Einkauf bei dem verrückten Ferengi im Unklaren.

Die Technikerin erinnerte sich wieder an ihren grummelnden Magen und freute sich über die Köstlichkeit die sie nun als Pausenbrot bekommen hatte. Mit einem Augenzwinkern versprach sie Jon:“Alles klar Ich bin korrupt! Dafür setzte ich mich wirklich ein, dass die Jazz Junkies beim Festival spielen!“ „Sehr schön! Jetzt genieß dein Dessert. Ich irre jetzt weiter durch die Röhren. Habe noch zu tun.“ „Wenn du den Knotenpunkt dahinten runter gehst kommst du gleich rechts raus auf den Korridor B.“ „Oh, cool! Chiao dann.“, gab Jon von sich und kroch davon. Als er gerade die Leiter hinunter kletterte, hörte er Luannes Ausruf:“Oh mein Gott, Jon. Du hast sogar an die Tava-Früchte gedacht! Dafür gibt’s beim Konzert eine extra Zugabe!“ „Danke Luanne, du bist die Beste!“, entgegnete Jon so laut, dass es Echos im Jefferiesröhrensystem warf und fügte leiser hinzu:“Und du hast den hübschesten Po in der ganzen Sternenflotte.“ „Das hab ich gehört Jon!“ Schweigen. Dann nach einer kurzen Stille:“Danke für das Kompliment.“


Der Raum war gefüllt mit Gästen und eine Band spielte irgendeine merkwürdige Jazzmusik. Das Musikfestival bot ihm den perfekten Anlass auf die Baikonur zu gehen, denn die Offiziersmesse des Schiffes war nicht nur mit Crewmitgliedern gefüllt sondern mit Sternenflottenoffizieren der Station und anderer Schiffe. Auch zahlreiche Zivilisten von der Station und sogar von der Kolonie tummelten sich hier. Im Gegensatz zu sonst hatte auch fremde Zutritt zum Schiff. Ideal um in der Masse unterzutauchen und seinen Plan weiter zu verfolgen.

Etwas abseits vom Hauptgeschehen saß er alleine an einem Tisch und tat so, als ob er seinen Trink genoss. Irgendein schreckliches Cocktailgemisch, das ihm die Kellnerin empfohlen hatte. Um den Eindruck eines aufgeschlossenen Gastes aufrecht zu erhalten war er auf den Vorschlag eingegangen und bereute es nun. Was immer dieses jämmerliche Abziehbild eines Barkeepers ihm da zusammen gemixt hatte, es war das schrecklichste Gesöff das im je untergekommen war. Wenn das ein echter Barkeeper sein sollte, dann war der Oberkommandierende der Sternenflotte der Weihnachtsmann vom Nordpol.

Dennoch bewunderte er diesen Byrd. Es musste sich um einen ganz gerissenen Typen handeln. Vielleicht mochten die anderen auf diesem Schiff auf dessen Fassade eines naiven Barkeeper hereinfallen, aber er war sich sicher: dieser Jon Byrd hatte es faustdick hinter den Ohren. Für wen er auch immer arbeitete, er hatte ihn kaltblütig und dreist abgezockt. Das konnte nur die Arbeit eines Profis sein.

Die beiden Ferengitrottel von Quenk hatten sich doch noch als nützlich in den letzten Tagen erwiesen. Mit ihrer Hilfe hatte er die Wege dieses Jon Byrd auf seinem Schiff nachvollziehen können und dabei ein eindeutiges Muster erkannt. Er traf sich ständig mit irgendwelchen Leuten an geheimen und versteckten Orten im Bauch der Baikonur. Dieser Mann musste etwas im Schilde führen und das mit seiner Ware.

Wieder nahm er einen Schluck von seinem Getränk und lies sich sein Widerwillen dabei nicht anmerken. Vorerst musste er das Spiel mitspielen das ihm dieser raffinierte Gauner hinter der Theke aufzwängte. Noch blieb ihm nur abzuwarten bevor er endlich zu schlagen konnte.


Jon Byrd war voll in seinem Element als er hinter der Theke stand, neue Gäste begrüßte und mit ihnen ein Schwäzchen hielt während er ihre Getränke einschenkte, Cocktails zusammen mischte und mit Bierkrügen und Bierflaschen hantierte. In dem kreativen Chaos hinter seiner Theke schwamm er wie ein Fisch im Wasser und fühlte sich Pudel wohl.

Die Jazz Junkies spielten und sorgten für die perfekte Atmosphäre im Salyut. Jons Mission war geglückt, die Jazz Junkies hatte sich zum Reunionkonzert für das Musikfestival eingefunden. Der Streit um die musikalische Ausrichtung der Combo hatten die Bandmitglieder wohl mit einem Kompromiss beigelegt: sie spielten über den Abend einfach querbeet aus ihren bisherigen Stilphasen. Das Publikum war begeistert und Jon war es deshalb auch. Er hatte nie daran gezweifelt.

„Guten Abend Mister Byrd. Ich habe schon viel von ihnen gehört!“, schallte eine Laute stimme gegen die Musik und das Stimmengewirr an. Jon sah von seiner Arbeit auf und erkannte sofort den Commander der Station, denn natürlich hatte er sich längst über seine potentiellen Gäste unter den Führungsoffizieren informiert. Glücklich mit so hohem Besuch geehrt zu werden reichte der Barkeeper dem Offizier die Hand:“Hi. Freue mich dass sie hier sind. Coole Sache!“ „Danke. Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Es gefällt mir hier, sehr rustikal. So etwas haben wir nicht auf der Station.“, meinte der indianisch stämmige Offizier als er es sich auf einem Barhocker bequem machte:“Die Band gefällt mir auch. Sehr eigenwillig. Aber wirklich virtuos und professionell.“ „Ja, es sind schon unsere besten!“, bestätigte der Barkeeper und dann lauschten sie beide für einen Moment nur der Musik bevor Timothy wieder erzählte:“Mein Chief hat schon von ihrer Whiskey-Sammlung geschwärmt. Er sagt, keiner auf der Station könne da mit halten. Und er muss es wissen, schließlich ist er Schotte.“ „Nicht nur meine Whiskey-Sammlung ist berühmt, Commander. Auch meine Wodka-Sammlung ist berüchtigt!“, grinste Jon und zog eine Flasche hervor. Der Timothy bekam ganz große Augen und rief erfreut aus:“Zubrowka! Büffelgras Wodka. Den gibt es nur noch in limitierter Menge. Und das hier draußen am Rand des Beta-Quadranten. Wo haben sie den denn her?“ „Ich habe meine Quellen.“, schwieg sich Jon wieder aus und schenkte dem Commander ein Glas ein. Es versprach ein wirklich klasse Abend zu werden.


70.669,2

Immer noch die Musik in den Ohren und im Sinn trottete Jon durch den Korridor nachhause. Leise summte er falsch eine Melodie der Jazz Junkies vor sich hin und freute sich über den gelungenen Abend. Nicht nur das alles nach Plan verlaufen war, es hatte an die besten Zeiten der früheren Jazzsessions im Salyut angeschlossen in denen sie die ganze Nacht durch gefeiert hatten. Reunion. Revival. Musikfestival. So eine klasse Party hatten sie schon lange nicht mehr auf der Baikonur gehabt.

Es hatte schon etwas sehr erhebendes am frühen Morgen Bordzeit mit einem anständigen Alkoholpegel zurück zu seinen Quartier zu gehen während im die ersten Crewmitglieder auf dem Weg zur Frühschicht begegneten. Das erinnerte Ihn, trotz seines benebelten Verstandes, an alte Tage in seinen Kneipen auf der Erde. Dass sich das auf der Baikonur endlich wiederholte gab ihm das Gefühl von Beständigkeit in einem unsicheren Universum. Es gab Dinge, die änderten sich nicht und das war gut so.

Endlich an seinem Quartier angekommen betätigte er mit einem Daumendruck das Tastenfeld, woraufhin sich die beiden Türhälften öffneten. Kichernd ging er in sein Zimmern, belustigt über den Gedanken, dass er sich hier nicht mehr im betrunken Zustand mit Schlüsselkarten herum ärgern musste. Als sich die Tür hinter ihm wieder schloss verstummte sein Kichern jedoch, er stand im Dunkeln:“Hey Computer. Licht!“ Doch keine Reaktion. Es blieb so dunkel wie im hintersten Eck eines Schwarzen Loches. Weiter torkelte er in sein Zimmer hinein und als er den Stoff an seinen Knien spürte und stolperte erinnerte er sich worauf er hätte Acht geben sollen. In einem hohen Bogen fiel er im Dunkeln über seine Hängematte und landete hart auf einigem Gerümpel am Boden. Da liegend versuchte er es noch einmal:“Computer. Licht! Licht verdammt nochmal!“

„Wo ist es?“, kam urplötzlich eine Stimme aus einer ihm gegenüberliegenden Ecke. Vor Schreck raffte sich Jon wieder auf, verfing sich jedoch in seiner eigenen Hängematte. Wie er so in der Dunkelheit in dem Stoff seiner Zimmereinrichtung hing war er völlig verdutzt:“Computer? Bist du das?“

„Ich bin nicht der Computer. Ich bin derjenige, den du bestohlen hast. Also wo ist es?“, raunte die Stimme bedrohlich aus dem schwarzen Nichts der Ecke. In dem Versuch sich zu befreien fiel Jon wieder rückwärts auf den Boden, kam jedoch tatsächlich frei und kroch dahin, wo er die Tür vermutete:“Gestohlen? Was den? Von wem den? So ein Quatsch!“ „Du hast vor einer Woche bei Quenks Laden eingekauft. Da hast du dir meine Ware abgegriffen, du Gauner. Wo ist sie?“ „Was für eine verdammte Ware?“, schrie Jon nun in die Schwärze des Raumes und glaubte in einem üblen Alptraum gefangen zu sein. Die Stimme schien näher zu kommen:“Tu nicht so als ob du von nichts wüstest!“ „Ich habe keine Ahnung Mann!“ „Die Statuette!“, brüllte es nun wütend aus der Dunkelheit und Jon erinnerte sich tatsächlich:“Ach dieses grässliche Ding das mir der Ferengi aufgequatscht hat?“ „Hässliches Ding… als ob du nicht wüsstest was es ist…“, raunte die Stimme ruhiger aber nicht weniger bedrohlich:“Wo ist es?“ „In der obersten Schublade in der Kommode. Das grässliche Zeug kann man ja nicht verschenken.“ „Verlogener Bastard!“, hörte Jon bevor er etwas an seinem Halsspürte und er dann das Bewusstsein verlor. Wie er noch schnell feststellte: Dunkel war es davor ja bereits gewesen.


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