Hinweise | ANMELDEN

 

M E N U

 

 

::Home::

::News::

::Spielinfo::

::Flottenverband::

::Setting::

::Besatzung::

::Logbuch::

::Lexikon::

::Stilblüten::

::Kontakt::

 

From USS Baikonur

Revision as of 18:37, 28 March 2012 by Jon Byrd (Talk | contribs)

Die drei in der Tankstelle
Autor: Jon Byrd
Sternzeit: 70.570,9


Der Korridor war in ein gespenstisches Halbdunkel getaucht. Denn weniger als die Hälfte der Beleuchtung funktionierte und von den wenigen Lampen die brannten flackerten die meisten hektisch an und aus. Auch sonst machte alles den Eindruck von Verlassenheit und Vernachlässigung. Die Wandpanels des Computersystems blinkten heftig und einiges an Unrat lag verloren auf dem Boden. Sogar das Selbstreinigungsprogramm des Schiffes war eindeutig defekt, dann es lag bereits eine deutlich erkennbare Staubschicht auf dem Boden.

Rhett t wandte sich zunächst in eine Richtung und starrte den langen Gang entlang. Er konnte niemanden erkennen und auch sonst keine Zeichen der Anwesenheit irgendeiner Person feststellen. Als er nach jemanden rufen wollte versagte ihm zuerst die Stimme und nur ein hilfloses Krächzten kam hervor. Erst nach einigem Räuspern gelang ihm endlich sein Vorhaben:“Hallo? Ist da jemand?“ Doch eine Antwort blieb aus. Auch sein zweiter Versuch in die andere Richtung brachte ihm keinen Erfolg.

Nach einigem Zögern und mühevollen inneren Monologen ging er zaghaft los in Richtung Maschinenraum. Langsam und äußerst gespannt wandelte er durch die absurde Szenerie eines vernachlässigten Raumschiffes. All das erinnerte Ihn an Alptraum 83 - oder war es doch Traumnummer 86 gewesen? So genau konnte er die einzelnen Alpträume auch nicht mehr seiner chronologischen Nummerierung zuordnen. Zuweilen verschwommen auch die Erinnerung zweier oder mehrere Träume. Auf jeden Fall erinnerten ihn seine bisherigen Erlebnisse sehr an den Traum, in dem er alleine durch die dunklen Korridore der Katana wandelte und hinter jeder Ecke ein Borg auf ihn lauerte. Unwillkürlich umfasste er noch krampfhafter seinen Phaser und hob ihn leicht an um im Notfall schnell aus der Hüfte schießen zu können. Mit der anderen Hand leuchtete er mit der Taschenlampe hektisch die Umgebung ab, jeden Moment irgendeine unangenehme Überraschung erwartend.

Trotz aller Angst und Anspannung bog er halbwegs unvorsichtig um eine Ecke und erschrak bis ins Mark als er direkt in das Gesicht einer Person starrte. Vom Adrenalin überwältigt taumelte Rhett rückwärts bis er sich an wieder an einer der Wände abstützen konnte um wieder zu Atem zu kommen. Dann meinte er:“Verflucht. Hast du mich erschreckt!“. Als er widererwarten keine Antwort erhielt schaute er vom Boden auf und musterte den ihm unbekannten Crewman zum ersten Mal aufmerksam. Dieser stand wie mitten in der Bewegung eingefroren da, das Gesicht zu einem dämlichen Grinsen verzogen, als ob dieser sich gerade an einen dummen Witz erinnerte.“Hey, Kollege?“, rief ihm Rhett verzweifelt zu als er wieder direkt vor ihn trat und mit der Hand mehrere Male vor dessen Gesicht herum winkte. Doch es kam keine Reaktion von seinem Gegenüber, der Crewman grinste weiter vor sich hin und starrte an Rhett vorbei.


Auf seinem weiteren Weg war Crewman Rhett Shert weiteren menschlichen Salzsäulen begegnet. Manche waren apathisch und starr wie Kaufhauspuppen da gestanden, andere wie festgefroren in ihrer Bewegung mit einem verzerrten Blick ins Nichts und manche hatten wie schlafend auf dem Boden gelegen. Alle hatten aber gemeinsam, dass nicht ansprechbar waren und selbst mit rohrer Gewalt zu keiner Äußerung zu bewegen gewesen waren.

Auf seinem Weg zum Maschinenraum hatte Rhett nun einen weiten Umweg einschlagen müssen. Die Turbolifte auf seinem Deck waren allesamt defekt und alle Jeffereiesröhren die er versucht hatte waren bisher alle aus verschiedenen Gründen unpassierbar gewesen. Entweder hatte mal ein pennender Crewman den Weg versperrt, irgendein Schott hatte sich nicht öffnen lassen oder ein Leck in einer Leitung hatte den Weg unpassierbar gemacht . Nun hoffte Rhett über eine der Wartungsluken im Salyut erneut in das Jefferiesröhrensystem einsteigen zu können, denn von dort führte eine Verbindung fast direkt bis zum Maschinenraum.

Die großen Schiebetüren standen sperrangelweit offen und so wagte er einen ersten Blick in die Schiffsbar. Auch hier offenbarte sich ihm ein ähnliches Bild wie auf den Korridoren. Überall standen, saßen und lagen Crewmitglieder wie apathische Zombies herum, starrten auf ihre Drinks, an die Wand oder an einen anderen, weit entfernten Punkt. Zielstrebig ging er auf die Mitte des Raumes zu, dort wo sich unter einer Verdeckplatte die Luke befand. Es dauerte etwas, bis er das Verschlusssystem mit dem Sicherungsmechanismus geöffnet hatte. Gerade wollte er sich durch die Öffnung zwängen, als er plötzlich das klirren von zerbrechendem Glas vernahm.

Ruckartig drehte er sich wieder um und suchte angespannt den Raum nach der Geräuschquelle ab. Dann sah er wie sich hinter der Theke etwas bewegte. Es war der Barkeeper Jon Byrd der bis dahin mit verschränkten Armen und den Kopf auf der Theke geschlafen hatte. Er wachte auf und starrte durch kleine Augenschlitze Rhett an. Schlaftrunken murmelte er:“Oh, doch noch einer wach?“

Erleichtert und glücklich einen – halbwegs – ansprechbaren Menschen getroffen zu haben ging Rhett auf die Theke zu, hielt aber kurz vor der Bar inne als er die mächtige Bierfahne des Barmannes roch. Entsetzt fragte der Ensign:“Jon, bist du etwa betrunken?“„Nein! Ich bin immer so. Als Kind bin ich in einen Topf mit Zauberbier gefallen!“, gab dieser mit einem verschmitzten Lächeln von sich. Der besorgte Ensign überging den unpassenden Scherz und fragte:“Was zum Teufel ist hier los und warum hast du eine Bierfahne wie ein Bierbrauer am Freitagabend?“„Ich habe keinen Plan was hier los ist. Nach und nach sind alle weggetreten. Die sind alle wie auf Droge! Von der Bücke kamen auch keine vernünftige Anweisungen.“, erklärte Byrd und mit einem leichten Vorwurf in der Stimme:“Mir sagt ja keiner was wenn’s mal brenzlig wird! Als dann alle eingepennt waren wurde mir langweilig und deshalb hab ich angefangen das Bier alleine zu trinken!“ Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden ob der so katastrophalen Lage. Rhet kam kurz die abwegige Idee, es läge vielleicht am Alkohol dass Jon Byrd noch bei Bewusstsein war. Er verwarf den Gedanken schnell wieder, denn es war absurd und würde auch seinen Wachzustand kaum erklären. Jon betrachtete derweil den schrägt vor ihm sitzenden Lieutenant T’pyn. Der Vulkanier starrte unentwegt in sein Glas Wasser als ob er darin etwas erkennen konnte. Lakonisch kommentierte Jon“Ich wusste ja schon immer, das T’pyn ein steifer Kerl ist, aber jetzt hat er wirklich einen Stock im…“„JON!“, unterbrach Rhett den Barmann mit lauter Stimme, fast wütend darüber, dass dieser den Ernst der Lage zu ignorieren schien.

„Hast du denn nicht versucht etwas dagegen zu unternehmen als die Leute alle ihr Bewusstsein verloren?“, fragte Rhett dann anklagend. Doch Jon reagierte fast verärgert als er antwortete:“Ich bin Barkeeper, kein Doktor, Rhett!“„Stimmt auch wieder.“, resignierte Ensign Shert und dann kam ihm ein Gedanke:“Vielleicht sollte ich zuerst zur Krankenstation. Ob da einer was weiß?“„Keine Chance, die pennen auch alle.“, war die lakonische Antwort des Kneipenwirts, doch dann viel Rhett etwas ein was ihm schon längst hätte kommen sollen. Schnell rief er in den Raum:“Computer. Starte das Medizinisch-Holographische Notfallporgramm.“

Augenblicklich begann sich vor Ihnen ein holographisches Bild einer Person aufzubauen. Aber die Holoemitter waren offenbar ebenfalls etwas in Mitleidenschaft gezogen worden und so flackerte das Holobild zunächst einige Sekunden bevor es sich stabilisiert hatte und das MHN Modell 2 mit seinen Standardtext die Behandlung einführte:“Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls!“ Ehe einer der beiden jedoch das Problem näher definieren konnte, beantwortete das MHN seine Frage selbst als es Jon erblickte:“Aha, ich sehe schon. Alkoholvergiftung. Vermutlich sogar chronischer und krankhafter Konsum.“„Will der mich beleidigen?“, fragte Jon verärgert und Rhett begann hektisch abzuwimmeln:“Nein, Nein! Das ist es nicht!“„Aber bitte! Ich brauche doch keinen Tricorder um zu erkennen dass dieser Mann weit über 0,5 Promille hat! Sein aufgedunsenes Gesicht und weitere Indizien deuten auf regelmäßigen Alkoholkonsum!“

„Doc!“, unterbrach Rhett Shert das MHN nun aufgeregt und deutete mit den Händen auf die Leute im Umfeld der Bar:“Ist ihnen nicht aufgefallen dass wir zwei hier die einzig ansprechbaren Personen sind während alle in eine Art Koma liegen?“ Nun seinerseits mit einem verdutzten Gesichtsausdruck schaute sich der Holo-Doc im Raum um und musterte jeden Anwesenden einzeln und aufmerksam. Dann nickte er und meinte:“Tatsächlich. Sehr erstaunlich. Haben diese Leute von dem gleichen Getränk genossen wie Mister Byrd?“ Etwas beruhigt registrierte Rhett dabei, dass zumindest die grundlegenden Schiffssysteme alle noch funktionsfähig waren, wenn das MHN immer noch zeitgleich auf die Datenbank mit den Krankenakten zugreifen konnte.

Noch ehe der Ensign etwas sagen konnte beugte sich Jon über die Theke zu Rhett und flüsterte:“Der hat doch nicht mehr alle Sicherungen im Schaltschrank!“„Ich versichere Ihnen, ich habe…“, das MHN-Modell 2 hatte offensichtlich eine gute Portion Ironie und Sarkasmus in den Subroutinen mitbekommen:“…nicht nur alle Sicherungen im Schaltschrank, ich bin darüber hinaus voll funktionstüchtig und einsatzbereit. Was man von Ihnen nicht gerade behaupten kann!“

„Könnt ihr beide bitte damit aufhören!“, rief Shert genervt um endlich wieder auf das Wesentliche zu kommen:“Doc! Was ist hier los? Warum liegen alle andere im Koma und wir zwei sind wach?“ Der Doktor neigte leicht den Kopf, vermutlich eine unnötige Programmierung vom Erschaffer des MHN umso für interagierende Dritte anzudeuten, dass sich das Modell mit den Schiffssystemen verband. Nach nur wenigen Sekunden kam die Antwort:“Der letzte Eintrag im Logbuch der Krankenstation ist neun Stunden alt. Dort wird eine Art bioelektrisches Feld ausgehend von einer temporalen Anomalität für diese Vorfälle verantwortlich gemacht. Aber es konnten offensichtlich keine rechtzeitigen Gegenmaßnahmen mehr gefasst werden.“„Aber warum sind Jon und ich nicht davon betroffen?“„Um das eindeutig zu klären ist eine eingehende Untersuchung auf der Krankenstation notwendig.“, erklärte der Holo-Doc:“ Aber ich habe aufgrund ihrer Krankenakten gewissen Vermutungen. Sie Mister Shert könnten aufgrund des Vorfalls mit dem Energieparasiten quasi immun geworden sein. Bei Mister Byrd habe ich keine Indizien, vermute jedoch eine genetische Mutation.“

„Wir haben keine Zeit für medizinische Untersuchungen. Das Schiff ist steuerlos und völlig verwahrlost. Wir müssen etwas unternehmen!“, mahnte Rhett Shert an und wollte vom Doc wissen:“Wie ist der Zustand des Schiffes?“„Ich bin ein Medizinisch-Holographisches-Notfallprogramm, kein Technisch-Holographischer-Notfallmechaniker!“, war die empörte Antwort des Hologramms der weiter erklärte:“Meine Subroutinen lassen keinen Zugriff auf andere Schiffssysteme zu die nicht zum medizinischen Bereich gehören.“„Verflucht!“, entglitt es Rhett in einem Moment der Unbeherrschtheit und er schlug so heftig auf die Theke, dass die darauf stehenden Gläser klirrten und Jon sich besorgt umsah. Als sich der Ensign wieder gefasst hatte, begann er einen Plan zu entwickeln:“Gut. Dann werde ich meinen Weg zum Maschinenraum fortsetzen und die Schiffssysteme checken. Dort kann ich ihrem Programm vielleicht auch neue Subroutinen für Technik und Kommando hinzufügen. Wir drei versuchen dann dass Nötigste zu reparieren und danach können wir sie umgehend auf die Brücke transferieren um das Schiff aus diesem bioelektrischem Feld heraus steuern.“„Ich bin dabei!“, schwor Mister Byrd fast feierlich, doch der Holo-Doc widersprach empört:“Ich verbiete mir jegliche Herumpfuscherei in meiner Software!“ Doch Rhett ließ keinen weiteren Einwand zu als er energisch entgegnete:“Doc! Wir haben keine Wahl! Von uns hängt das Überleben der Crew ab!“„Aber ich kann doch kein Schiff steuern, das haben meine Programmierer nicht vorgesehen!“, kam dennoch ein leiser Protest vom Hologramm. Rhett versuchte es noch einmal:“Soll etwa Mister Byrd in seinem Zustand das Schiff fliegen?“ Der Doc schaute gerade zu bestürzt auf den angetrunkenen Barkeeper der gerade im Begriff war einen weiteren Schluck aus seiner Bierflasche zu nehmen. Mit einem ungeahnten Tatendrang in der Stimme antwortete das MHN:“Um Himmelswillen, Nein!“„Dann los, von uns hängt alles ab!“, drängte Rhett zur Luke die in die Jefferiesröhre führte, gefolgt von Jon der sich noch umständlich eine Flasche Bier in die Hosentasche stopfte. Das MHN blieb zurück, da ein einfacher Befehl sein Erscheinen im Maschinenraum bewirkte. Es schaute zu wie sich die beiden verbliebenen, wachen Menschen nacheinander durch die Öffnung zwängten und kommentierte ungehört:“Wenn von denen die Baikonur abhängt, dann gute Nacht…“.


©2011 USS Baikonur