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From USS Baikonur

Versöhnung
Autor: Jon Byrd
Sternzeit: 70.558,2


Auf der Brücke der Baikonur musste Commander Nika McNamara ihre gesamte Beherrschung aufbringen um ihre Anspannung vor der Crew zu verbergen. Es kostete sie unglaublich viel Mühe wenigstens nicht mit den Fingern auf die Armlehne des Kommandostuhls zu trommeln oder sich an der selbigen mit einem krampfhaften Griff festzuhalten. Ihre Sternenflottenausbildung und die jahrelange Erfahrung zeigten diesbezüglich auch den zu erwartenden Erfolg. Dennoch war es alles andere als einfach zumindest nach außen hin Ruhe zu bewahren wenn einem die sprichwörtliche Apokalypse im Nacken saß.

Nun kommandierte Nika die Baikonur zurück zum Heimatplaneten der Iconianer zum von dort die restliche Crew zu befreien. Dies war entgegen der Vereinbarung mit den offiziellen Vertretern von Iconia Minor, denn schließlich hatten diese – zwar aus Verzweiflung aber auch gegen Vertrauen - den Sternenflottenoffizieren die notwendigen Modifikationen verraten um die Tarnsysteme zu durchdringen. Ob dies aber ausreichte um die zurückgelassenen Besatzungsmitglieder aus dem Gefangenenomplex zu beamen war noch ungewiss.

Zur ohnehin kritischen Situation kam erschwerend hinzu, dass der XO über die Vorgänge in der Anlage auf dem sechsten Planeten im Ungewissen war. Dass ein Captain eine Außenmission anführte – und das noch mit einem nicht unwesentlichen Teil der restlichen Führungscrew – widersprach den Sternenflottenvorschriften ebenso wie jeder Vernunft. Verzweifelte Situationen erforderten manchmal verzweifelte Maßnahmen, das wusste Nika aus ihrer Erfahrung als Kommandooffizier nur zu gut. Aber Captain Rubliowas Entscheidung ging ihrer Meinung nach aber eindeutig zu weit.

„Status?“, forderte der XO knapp und bündig, denn sie erwartete von der Crew, dass bei der gegenwärtigen Lage jeder instinktiv wusste was gemeint war. Entsprechend kam von dem zuständigen Offizier Ramirez die Meldung: „Wir sind jetzt in Transporterreichweite und beginnen mit dem Transfer der Crew. Unter Einsatz sämtlicher Transporter benötigen wir jedoch mindestens 10 Minuten.“ Lautlos fluchte Nika daraufhin in sich hinein, denn sollte Rubliowas gewaltfreie Intervention fehlschlagen hatten sie nicht die geringste Chance. Die Zeit würde einfach nicht reichen um alle an Bord zu beamen und das System zu verlassen.

„Zustand der Anlage auf dem sechsten Planeten?“, verlangte Nika nun zu wissen und prompt erhielt sie einen Bericht: „Die Energiespitzen der Anlage nehmen ab. Offenbar wurde der Vorgang abgebrochen.“ Erleichterung machte sich auf der Brücke breit und der XO versuchte ein weiteres Mal die eigene Gefühlsregung nicht anmerken zu lassen. Um die Aufmerksamkeit der Crew weiterhin zu fokussieren, fragte sie nach weiteren Details: „Können mittels der zurückgelassenen Sonde im Orbit erkennen was in der Anlage vor sich geht?“ „Die Sensoren haben eben Waffenfeuer registriert“, antwortete Ramirez zu ihrer Besorgnis: „Es wurde zumindest ein Schuss abgegeben.“


Kurz zuvor in der Steueranlag:

Noch immer standen sich Lando mit seinen beiden Getreuen und die ungewohnte Koalition aus Sternenflottenoffizieren und Iconianern gegenüber, in der Mitte die Wissenschaftler die an einer zentralen Konsole die Vorbereitungen zum Abschalten der Systeme trafen. Die Drohkulisse die Lando aufgebaut hatte war durch das Zögern seiner beiden Schergen zusammengebrochen. Die beiden Waffen ließen nun auch die beiden Geiseln – den Premierminister sowie den Minister für Verteidigung – ungehindert zum zentralen Bedienpult treten. Fassungslos musste der Anführer der Pro-Iconia-Partei dabei zu sehen wie die beiden Politiker ohne zu zögern ihre Hände auf die dafür vorgesehenen Scanner legten und anschließend ihren Autorisationscode aussprachen. Die komplette Anlage wurde herunter gefahren, der Prozess der Phasenverschiebung wurde nicht eingeleitet.

Der bewegungslosen Ohnmacht von Jul Lando folgte dessen wütende Raserei: „IHR VERFLUCHTEN VERRÄTER! ALLESAMT!“. Noch während er dies schrie entriss er einem seiner abgefallenen Getreuen die Waffe und zielte in hektischer Abfolge jeweils auf die Anwesenden während er langsam rückwärtsging. Dabei brüllte er weiter: „SETZT DAS SYSTEM SOFORT WIEDER IN GANG ODER ICH WERDE EUCH ALLE TÖTEN!“

„Mister Lando…“, versuchte Captain Rubliowa beruhigend und deeskalierend zu beginnen, wurde jedoch von Tomasz Arminus von Corr unterbrochen, der vor sie trat und sprach: „Jul Lando. Es ist vorbei! Uns alle zu töten wird an dieser Tatsache nichts ändern. Legen sie die Waffe beiseite.“

Doch der Abgeordnete war für logische Argumente längst nicht mehr zugänglich, obwohl er seine aussichtslose Lage trotz aller Raserei erkannte. Er stand nun allein und ohne Anhänger auf verlorenem Posten. Mit panisch verzerrtem Gesicht und schwer atmend starrte er die Anwesenden an, fuchtelte weiterhin wild mit der Waffe herum bis er auf einmal, ganz unvermutet still wurde. Seine Atmung wurde langsamer und seine Gesichtszüge entspannten sich. Zunächst senkte er seine Waffe und mit unerwarteten Beherrschung sagte er: „Ich will nicht in einem Iconia Minor leben in dem Fremde unsere Kultur zerstören!“ Dann hob er wieder seine Waffe an, hielt sie sich unter das Kinn und drückte ab.


„Die große Kammer hat ihre sofortige Freilassung beschlossen. Sie haben freies Geleit das System zu verlassen.“, erklärte Susanna Arminus von Corr fast feierlich und gleichzeitig erleichtert als sie Captain Rubliowa auf der Brücke der Baikonur gegenüber stand. Diese nickte dankbar und meinte, in einem fast ebenso offiziellen Tonfall: „Danke. Ich hoffe dass die Vorkommnisse der letzten Stunden trotz all ihrer Tragik zu einer friedlichen Vereinbarung zwischen unseren Völkern führen werden.“

„Der Premierminister und die großen Kammer bitten sie ihrer Regierung unsere Verhandlungsbereitschaft auszurichten.“, entgegnete Susanna und Katya äußerte daraufhin: „Ich bin überzeugt, die Föderation wird den Wunsch ihres Volkes respektieren und eine Regelung finden die Ihrem System die Abgeschiedenheit garantiert die es wünscht.“ Nun lächelte die Nachfahrin eines Menschen und meinte, deutlich als inoffizielle und freundschaftliche Anmerkung erkennbar: „Ich glaube nicht, dass unser Volk sich weiterhin völlig abschotten wird. Der Kontakt mit der Besatzung der Cork hat bereits eine Wandlung bewirkt. Außerdem gibt es tausende von Iconianern die einen Menschen als Vorfahren haben und mehr über Ihre Herkunft erfahren möchten.“

„Wenn der Kontakt erwünscht ist, werden wir sie nicht abweisen!“, entgegnete Rubliowa ebenfalls mit einem Lächeln und ebenso freundschaftlich. Dann zog Susanna ein dickes Papierbündel zusammen mit dem Buch aus ihrer Tasche das bereits ihr Vater Tobias gezeigt hatte. Sie reichte alles dem Captain und mit einer Träne in den Augen begann sie: „Bitte nehmen sie das als Geschenk an. Es sind die Aufzeichnungen meiner Großmutter und beschreibt die Geschehnisse auf der Cork und den Aufenthalt der Besatzung auf Iconia Minor. Sie hat bis zu ihrem Tod alles notiert. Außerdem habe ich hier Briefe einiger Überlebender der Cork an ihre Angehörigen. Viele hofften wohl, dass eines Tages wenigstens diese den Planeten verlassen können.“

Gerührt von dieser Geste und mit Respekt nahm Katya Rubliowa das Geschenk entgegen: „Ich nehme diese Zeichen ihrer Freundschaft dankbar entgegen und werde den Nachkommen diese Dokumente zugänglich machen.“ „Ich wünsche ihnen und ihrer Crew eine gute Reise, Captain. Auf Wiedersehen.“, sagte die Abgeordnete abschließend und fügte dann nach einer kurzen Pause lächelnd hinzu: „Das mit dem Wiedersehen meine ich ernst.“ Nachdem auch Katya ihre Abschiedsworte ausgesprochen hatte drehte sich Susanna Arminus von Corr um und nach einem Schritt war sie augenblicklich von der Brücke verschwunden.

Captain Rubliowa bedachte das Buch und die Briefe in ihren Händen für einen kurzen Moment mit Wehmut. Dann gab sie Befehl Kurs aus dem System zu nehmen und übergab die Brücke ihrem ersten Offizier um sich in ihren Bereitschaftsraum zurückzuziehen. Dort legte sie das Geschenk behutsam auf ihren Schreibtisch ab und setzte sich hinter den selbigen. Mit einem kurzen Befehl aktivierte sie ihr Computerterminal und vervollständigte ein weiteres Mal die Schiffschronik: „Computer Logbuch der USS Baikonur. Sternzeit 70.557,8. Captain Rubliowa. Wir haben Kurs aus dem Pankit-System genommen und verlassen wieder die Iconianer. Diese sind zu Verhandlungen mit der Föderation bereit. Noch aber ist nicht abzusehen ob sie eine Isolation oder eine Öffnung ihres Planeten anstreben werden. Das iconianische Volk ist in diesem Punkt offenbar tiefgespalten. Eine friedliche Koexistenz in der einen oder anderen Form halte ich jedoch für möglich. Alles Weitere liegt jedoch in den Händen der Unterhändler der Föderation und der Iconianer.“

Für einen Moment brach Katya ab und bedachte den nächsten Abschnitt ihres Eintrages um dann fortzufahren: „Ich habe beschlossen den Nachkommen der Gefallenen und Vermissten der Corkbesatzung einen Brief über den Verbleib ihrer Vorfahren zu verfassen. In Anbetracht der der Tragweite des Cork-Vorfalls und unserer Verwicklung darin fühle ich mich dazu verpflichtet. Außerdem habe ich für heute eine Trauerfeier zum Gedenken an die Besatzung der USS Cork angeordnet.“


Selten war das Salyut in eine solch feierliche und offizielle Atmosphäre gehüllt wie zu dieser Gedenkstunde. Vor dem großen Panoramafenster war ein Rednerpult aufgebaut, flankiert von zwei Flaggen mit den Insignien der Föderation und der Sternenflotte. Davor befand sich die geborgene Plakette der USS Cork samt einer eigens angefertigten Tafel mit den Namen der Schiffsbesatzung. Auf den aufgereihten Stühlen saßen Offiziere und Besatzungsmitglieder der Baikonur um der Feier beizuwohnen die auch in andere Teile des Schiffes übertragen wurde. Durch die großen Fenster war in einiger Entfernung das Wrack der Cork zu erkennen.

Captain Rubliowa trat hinter das Rednerpult und eröffnete die Zeremonie: „Wir haben uns heute hier versammelt um die Besatzung der USS Cork zu ehren. Getreu dem Motto, dort hinzugehen wo noch kein Mensch zuvor gewesen ist um neue Welten und Zivilisationen zu erforschen haben die Crew ein unbekanntes Phänomen untersucht. Diese Treue zum Auftrag der Sternenflotte führte letztlich zur Zerstörung des Schiffes und zum Tot zahlreicher Besatzungsmitglieder. Auch die Überlebenden haben ein großes Opfer gebracht um den Frieden zu wahren, denn sie konnten nie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Dies verpflichtet uns die Gefallen und Vermissten der USS Cork zu ehren und uns ihrer zu erinnern. Wir wollen ihnen in einer Schweigeminute Respekt zollen.“ Dann brach der Captain ab und die Anwesenden erhoben sich von ihren Stühlen. Als die Minute des stillen Gedenkens vorüber war öffnete Rubliowa einen Com-Kanal zur Brücke: „Captain Rubliowa an die Brücke. Einen Photonentorpedo auf das Wrack der USS Cork ausrichten.“ Nachdem von der Brücke die Bestätigung des Befehls gekommen war verkündete der Captain: „Wir wollen die sterblichen Überreste der Besatzung endgültig den Weiten des Alls übergeben. Brücke: Feuer.“ Kurz darauf war durch die Fenster hinter ihr zu sehen wie ein gelblich glühender Photonentorpedo auf die Cork zu raste. Nach wenigen Sekunden traf das Geschoss sein Ziel und das Wrack pulverisierte in einer glühenden Explosion. Damit war der offizielle Teil der Zeremonie beendet und Ekatarina Rubliowa schloss ab: „Wir wollen noch einige Zeit beisammen bleiben und mit unserer Gemeinschaft auch die Nachfahren der Corkbesatzung auf Iconia Minor anzuerkennen, die einen friedlichen Abschluss zwischen Iconianer und Föderation ermöglichten.“

Die Anwesenden verteilten sich nun im Raum um in den vom Barkeeper Jon Byrd bereitgestellten Getränken in lockeren Gesprächsrunden zu verweilen. Katya indes verlies ihren exponierten Platz hinter dem Pult und ging auf die Theke zu, hinter der Jon emsig dabei war seine Aufgabe als Barkeeper zu erfüllen. Sie setzte sich auf einen der Stühle an der Bar und ohne eine Bestellung aufgeben zu müssen erhielt sie von dem Barmann ihr übliches Glas Wasser. Einige Zeit schaute sie ihm zu wie er mit seiner üblichen Routine und erkennbaren Freude seiner Tätigkeit nachkam. In einer ruhigen Minute setzte sich dieser ihr mit einem vollen Bierglas und einer Whiskey-Flasche gegenüber. Mit dem Kopf nickte Katya in Richtung der Flasche aus der er sich gerade etwas in ein Kristallglas füllte. Lächelnd fragte sie: „Was hast du denn da wieder für ein Teufelszeug aufgetrieben?“ „Jameson Whiskey aus Middelton, ganz aus der Nähe der irischen Stadt Cork“, war die Antwort des Barkeepers in der auch eine gute Portion Freude und Stolz mit schwang: „Wie könnte man der Besatzung eines Schiffes die den Namen Cork trägt denn mehr die Ehre erweisen als mit einem guten Glas Jameson und einem Pint Beamish Irish Stout aus eben dieser Stadt?“ Katya konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und schüttelte den Kopf über die ganz besondere Art Byrds seinen Teil zur Schiffsgemeinschaft beizutragen. Offensichtlich hatte er aus dem Anlass der Gedenkfeier einige ganz besondere Schätze aus seinem Vorrat ausgegraben.

Jon prostete ihr mit dem Whiskey-Glas zu, was sie mit ihrem Glas Wasser erwiderte. „Auf die Besatzung der Cork.“, erhob seine Stimme zu einem Toast: „Mag man sich ihrer immer erinnern. Auf Iconia Minor und in der Föderation.“ Er nippte vom Whiskey, schlürfte genüsslich schmatzend das hochprozentige Getränk über die Zunge und machte einen rundum zufriedenen Gesichtsausdruck. Nach einem Schluck von seinem Bier wirkte er noch fröhlicher und merkte dann an: „In Cork hab ich mal einige Zeit gelebt. Zufälle gibt’s…“ „Lassen mich raten.“, begann Katya verschmitzt lächelnd: „Dort warst du auch Barkeeper?“ „Bingo!“


©2011 USS Baikonur This page was last modified on 5 February 2012, at 18:34.