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From USS Baikonur

Ein folgenschwerer Streit
Autor: Ferkon Zatar
Sternzeit:


"Sie werden sich noch wünschen, Sie hätten auf mich gehört!" "Nicht in diesem Leben, Jothren." "Jedenfalls übernehme ich keine Verantwortung dafür." Jothren rümpfte die Nase und stapfte wutschnaubend aus Verwalter Tulaks Büro. Die Leute im Vorzimmer beachteten ihn nicht weiter. Dieser Ton war nichts Ungewöhnliches auf Zaldan, speziell zwischen Verton Tulak und Jothren Zatar. Außerdem kannten alle den Grund dieses "emotionalen Gesprächs": Die zwei großen Föderationsstationen in den benachbarten Sektoren benötigten neue Patroullienschiffe, und Tulak wollte unbedingt den Auftrag nach Zaldan holen; gelänge ihm dies, so wäre es der entscheidende Kick für seine Karriere. Jeder wusste, dass er den zaldanischen Platz im Föderationsrat anstrebte. Zatar dagegen war einfach nur Ingenieur; er hatte schon für die Sternenflotte gearbeitet, sich aber vor einigen Jahren zurück in die Heimatwelt versetzen lassen, weil er mit anderen Kulturen so seine Probleme hatte. Doch in seiner Starfleet-Dienstzeit hatte er viel über Raumschiffbau gelernt, und so übertrug man ihm den Posten des leitenden Konstrukteurs der planetaren Werft. Von Beginn an hatte er sich mit Tulak ständig über alles Mögliche gestritten; den Verwalter interessierten nur schnelle Resultate, während Jothren sich vor allem um die Qualität der Arbeit sorgte.

Diesen typischen Streit zwischen Politiker und Techniker führten die beiden seit nunmehr vier Erdenjahren; genaugenommen war es ein Wunder, dass die Werft in dieser Zeit ständig in Betrieb geblieben war. Und nicht nur das, sie hatte sogar an Bedeutung innerhalb der Föderation gewonnen – was kurioserweise genau diesen beiden Streithähnen zu verdanken war: Es gab im gesamten Alpha-Quadranten vielleicht ein Dutzend Ingenieure, die es an fachlicher Kompetenz mit Zatar aufnehmen konnten, und Tulak verfügte über Verbindungen weit über das zaldanische System hinaus. Irgendwie brauchten die beiden einander, und sie wussten das auch.

Aber dieser letzte Streit sollte weitreichende Konsequenzen für die Zusammenarbeit der beiden haben. Jothren beschloss, dass er in seiner Verfassung nach dieser Auseinandersetzung ebensogut Feierabend machen könnte, und wollte nur kurz noch die Nachrichten lesen, die sich in seinem Display angesammelt hatten: Eine recht unwichtige Anfrage aus der Designabteilung – die hatten sich in letzter Zeit gehäuft, konnten die Mitarbeiter dort inzwischen gar nichts mehr alleine? – , der Zeitplan für die nächste Woche mit Bitte um Bestätigung – wenigstens DAS klappte hier ohne seine Hilfe – und... Jothren stutzte. Das Display zeigte eine Nachricht von einem gewissen Cdr. Malcolm Jinthra aus dem Sternenflottenhauptquartier – eine Bitte um persönliche Rückmeldung.

Sternenflotte? Nach all den Jahren? Das konnte nichts Gutes zu bedeuten haben. Ob einer seiner alten Kameraden gestorben war? Nein, dann erführe er davon nicht auf so hochoffizielle Weise. Aber so wie der Tag bisher verlaufen war, konnte ihn eigentlich nichts mehr schrecken. "Na gut", dachte er sich, "bringen wir es hinter uns." Er stellte eine Verbindung zum Hauptquartier her. Auf dem Display erschien eine junge Bajoranerin in Fähnrichsuniform: "Sternenflottenhauptquartier, Bürotrakt 10. Was kann ich für Sie tun?" Jothren musste kurz schlucken. Trakt 10 hatte er zwar nie betreten, aber er wusste nur zu gut, welche Starfleetabteilung dort beheimatet war. "Äh... – Lt. a.D. Jothren Zatar. Cdr. Jinthra hat mich vor etwa einer halben Stunde kontaktiert und..." "Oh, schon gut. Sie brauchen nichts weiter zu sagen. Einen Moment bitte." "Aber..." Die junge Frau beachtete ihn gar nicht, sondern betätigte nur einen Knopf auf ihrem Display, woraufhin sie gleich wieder verschwand und statt ihr ein Starfleet-Commander mit durchdringen dunklen Augen und einem ernsten Gesicht erschien: "Cdr. Malcolm Jinthra. Lt. Zatar, nehme ich an?" "Lt. a.D., wenn Sie erlauben." "Natürlich, natürlich." Jinthra lächelte. "Sie kommen gleich zum Punkt. Das gefällt mir."

Jothren starrte verwirrt auf den Schirm. Hatte dieser Mann gerade wirklich das gesagt, was er verstanden hatte? Jinthra blickte leicht amüsiert zurück und fuhr fort: "Und offenbar aufmerksam. Sehr gut." Jinthra gab jemandem ein Zeichen, den Jothren nicht sehen konnte. Aber Jothren nahm gerade sowieso kaum etwas wahr, zumindest erschien es ihm so. "Weshalb haben Sie..." In diesem Moment trat ein zweiter Offizier hinter Jinthra. Auch wenn Jothrens aktiver Dienst schon einige Zeit zurücklag, so erkannte er doch sofort Pete Fletcher, den derzeit aufstrebendsten Captain der Sternenflotte. Hatte sein verwunderter Gesichtsausdruck vorhin schon amüsant auf Jinthra gewirkt, so musste Jothren nun ein schier unbeschreiblich komisches Bild abgeben. Er stockte mitten im Satz und starrte einfach nur mit offenem Mund auf das Display. Fletcher ergriff als erster sehr trocken das Wort: "Darf ich aus Ihrer Reaktion schließen, dass Sie mich erkannt haben?" Der Zaldaner schüttelte sich kurz und heftig, wonach er sich wieder im Griff hatte und erwidern konnte: "Sie dürfen, Captain Fletcher."

Plötzlich fühlte Jothren etwas, das er lange Zeit vermisst hatte: diese Kombination aus Nervenkitzel und Neugier, die man eigentlich nur im interstellaren Dienst empfand. Was wollten der am heißesten gehandelte Anwärter auf das Kommando des Sternenflottenflaggschiffs und ein Offizier vom Geheimdienst (denn das war die Abteilung in Trakt 10) von einem Ingenieur, der den aktiven Dienst bereits vor Jahren quittiert hatte? Also wiederholte er die Frage, bei der ihn Fletchers Auftauchen so spontan unterbrochen hatte: "Weshalb haben Sie mich kontaktiert?" Jinthra beugte sich vor: "Sie sind einer der besten Ingenieure, die jemals in der Sternenflotte gedient haben." Jothren antwortete recht knapp: "Danke, aber das war mir schon bekannt. Und um mir das nach Jahren zu sagen, hinterlassen Sie in meinem Büro eine Nachricht?"

"Natürlich nicht. Wir suchen noch jemanden für... – einen speziellen Einsatz." "Ich habe den Dienst bereits vor Jahren quittiert. Es gibt viele andere versierte Techniker, die immer noch in der Sternenflotte Dienst tun. Weshalb also ich?" Jinthra lächelte seltsam: "Nun, zum Beispiel weil diese Ingenieure mit ihren derzeitigen Posten wesentlich zufriedener sein dürften als Sie."

Jothren hob die linke Augenbraue: "Wie meinen Sie das? Ich bin leitender Chefingenieur der zaldanischen Werft. Eine höhere Ehre kann einem zaldanischen Techniker kaum zuteil werden."

"Genau davon spreche ich. Sie haben alles erreicht, und das mit noch lange nicht 40 Erdenjahren. Zudem ist Ihr Vorgesetzter ein sturer Politiker. Lieutenant, Sie waren bei der Sternenflotte. Ihr psychologisches Profil zeigt ganz klar, dass Sie ständig nach Herausforderungen suchen. Die Berichte Ihrer bisherigen Vorgesetzten decken sich damit."

"Wissen Sie, ich habe noch nie viel von Psychologen gehalten. Und Zaldaner werden von Angehörigen anderer Rassen häufig genug falsch eingeschätzt."

Jetzt mischte sich Fletcher in das Gespräch ein: "Kommen Sie, Lieutenant. Ich habe vorhin etwas in Ihren Augen blitzen sehen. Sie sind nicht der Typ, der es dauerhaft auf einer sicheren Stelle mit wenig Abwechslung und einem fachunkundigen Chef aushalten kann. Sie sind in dieser Hinsicht geradezu der Prototyp eines Sternenflottenoffiziers."

"Also gut, nehmen wir an... – nehmen wir nur mal an", er betonte jede einzelne Silbe überdeutlich, "ich sei hier ein wenig... – unausgelastet. Wie sähe denn Ihre Alternative aus?"


"Jetzt machen Sie schon, Jothren!" "Ich mach, so schnell ich kann! Und je mehr Sie mich hetzen, desto länger werde ich brauchen... – Sir! Ich schlage vor, Sie kümmern sich lieber um dieses Grinsegesicht, das sich auf jenem Schiff befindet, welches soeben unsere Schilde entladen, unsere Waffen unbrauchbar gemacht und beinahe unseren Warpantrieb zerstört hat." Fletcher sah Zatar mit großen Augen an. Auch wenn Jinthra ihn vor zwei Jahren für den Richtigen gehalten hatte, war ER bis heute nicht davon überzeugt. Doch in dieser Situation gab es keine Alternative zu dem Zaldaner: "Geben Sie mir wenigstens eine grobe Prognose, bevor ich mit ihm rede."

"Eine grobe Prognose?" Jothren grummelte etwas Unverständliches und giftete dann zurück: "Halten Sie ihn zwei Minuten hin, dann können wir ihm eine respektbringende Ladung vor den Bug jagen – oder uns selbst in die Luft." Er sah zur Waffenkontrolle hinüber: "Kelos, Sie kriegen nur einen Schuss von mir. Wenn der nicht exakt sitzt,..." "... werden wir uns in Stovo’Kor wiedersehen, Kameraden." Wäre die Situation nicht so dermaßen ernst gewesen, hätten die anderen wahrscheinlich in diesem Moment laut gelacht. Es mutete schon seltsam an, dass ein Romulaner vom klingonischen Himmel sprach – auch wenn sie alle wussten, dass sein Äußeres wie ihr eigenes nur eine Maskerade war.

"Also gut, zwei Minuten. Ihre Zeit läuft!" Jothren knurrte und machte sich wieder an die Arbeit, während Fletcher alias Tulok mit dem Ferengi sprach. Den eigentlichen Einsatz auf Velion IV hatten die vier praktisch reibungslos hinter sich gebracht, aber dieser Zwischenfall hatte nicht im Programm gestanden. Aus dem Nichts waren die Ferengi aufgetaucht und hatten das kleine Schiff mit einer Art Partikelstrahl beschossen. Wo auch immer sie diese Waffe erworben hatten, den Verkäufer hatten sie sicher in ihrem üblichen Stil übers Ohr gehauen. Wahrscheinlich hatten sie nur nach einem kleinen Testziel gesucht und waren dabei zufällig auf die Pollux gestoßen.

Eines musste man Fletcher lassen, reden konnte er. Einen Ferengi einfach um den Finger zu wickeln, gelang sonst nur Frauen, wenn sie die empfindlichen Stellen ihrer Ohren kannten. Doch Jothren hatte inzwischen Captain Petes Gesten, seine Mimik und seine Körpersprache zu deuten gelernt – und er hatte ihn noch nie unter so großer Spannung stehen sehen. Kein Wunder; auf ihrem kleinen Scout-Schiff gab es ungefähr noch drei funktionstüchtige Einheiten: die Lebenserhaltung (auf absolutem Minimum), die Kurzstreckenkommunikation – und den Phaseninduktor in Jothrens Hand, mit dem er verzweifelt versuchte, mal wieder ein Wunder zusammenzubringen. Methran VII, die Hubbard-Station, Solaya III, alles Orte, an denen er dem Team schon aus brenzligen Situationen herausgeholfen hatte; aber dieser Ferengi überbot wirklich alles bisher Dagewesene. So nah dran waren sie noch nie gewesen, seit Zatar Jinthras Vorschlag akzeptiert hatte, mit ein paar anderen Verrückten eine Kolonie nahe des Thallonianischen Imperiums zu gründen, die als Tarnung für streng geheime Operationen dienen sollte. Und dabei glaubte seine Frau Ulira, SIE als Exobiologin sei speziell angefordert worden, wonach er seine Stellung bei der planetaren Werft aufgegeben hatte, um gemeinsam mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn Ferkon Neuland betreten zu können.

Ja, Neuland hatten sie wahrlich betreten. Doch jetzt lag Jothren zwischen den Leitungen eines nahezu völlig vernichteten Scout-Schiffs und versuchte irgendwie, wenigstens kurzzeitig die Phaser zu reaktivieren, ohne dabei dem seiner Meinung nach sowieso viel zu veralteten Warpkern den Rest zu geben. Warum nur hatte er sich auf diesen verrückten Umzug eingelassen? Die ewigen Streitereien mit seinem Chef auf Zaldan hatten zwar häufig sein Nervenkostüm angegriffen, aber inzwischen vermisste er sie schon beinahe.

Auch Fletcher tat sein Bestes, um dem Ferengi glaubhaft zu erklären, dass jeder Versuch, das Schiff zu entern oder in Schlepp zu nehmen, selbiges und damit den möglicherweise zu erzielenden Profit in große Gefahr brächte. Daimon Gar schien unschlüssig, ob er einem Romulaner, die ja bekannt für ihre Überredungskünste waren, in diesem Fall vielleicht doch Glauben schenken sollte. Das Schiff, das sie attackiert hatten, war auf jeden Fall schon alt und nicht besonders gut ausgerüstet. Andererseits waren die Romulaner in diesem Sektor noch nie aufgefallen. Was hatten die also hier verloren? Und überhaupt entsprach ihr Schiff auch nicht dem, was er sonst von ihnen kannte; es sah eher wie ein aus Bauteilen verschiedener Kulturen zusammengezimmerter Schrotthaufen aus. So etwas würde man beim Maquis vermuten, aber mit romulanischer Besatzung?

Während Gar noch überlegte, überraschte ihn der plötzliche Phaserbeschuss durch dieses doch an sich wehrlos daliegende Schiff. Es überraschte ihn und die anderen Ferengi so, dass sie das andere, fast baugleiche Schiff erst gar nicht bemerkten, das plötzlich einfach hinter ihrem erschien. Erst als die Treffer an ihrem Heck das Ferengischiff ordentlich durchschüttelten, warf der Ferengi im Hintergrund des Bilds wieder einen Blick auf seine Anzeigen: "Daimon, da ist noch eins von diesen Dingern." "Partikelkanone aktivieren." "Geht nicht. Das erste Schiff hat sie mit seinem Phaser lahmgelegt." "Verdammt!" Die nächste Torpedosalve des zweiten Schiffs reichte Gar. Er beendete die Verbindung zur Pollux, und fast im gleichen Moment ging das Ferengischiff auf Warp.

Während die Besatzung der Pollux noch gar nicht vollständig begriffen hatte, was eigentlich passiert war, erschien auf dem Display ein freundlich dreinblickender blondgelockter Humanoide: "Entschuldigen Sie, dass wir uns einmischen, Captain Pete. Aber es sah so aus, als könnten Sie ein wenig Hilfe gebrauchen." "McAllister. Was machen SIE denn hier? Sie sollten doch noch damit beschäftigt sein, die Castor vom letzten Einsatz wieder aufzumöbeln." "Ach, wissen Sie, die Schäden waren gar nicht so schlimm. Und außerdem hatten wir in dem Sohn Ihres Bordingenieurs eine große Hilfe."

"Ferkon?" Jothren sprang nach vorn. "Er weiß doch nichts?" "Nein, keine Sorge." Terry McAllister wirkte leicht amüsiert. "Aber er hat Ihnen in den vergangenen Monaten anscheinend häufig über die Schulter geschaut und einige Ideen eingebracht, die wir zwar in der knappen Zeit nicht realisieren konnten, aber vielleicht für die Zukunft berücksichtigen sollten." "Ideen?" Fletcher drehte sich um: "Später, Jothren, später. Sehen Sie erst einmal zu, dass wir die Pollux zurück nach Tellaris bringen. Und... Durik?"

Der vulkanische Arzt, der sich bisher recht ruhig im Hintergrund gehalten hatte, blickte auf: "Captain Pete?"

"Wir sollten vielleicht vor unserer Rückkehr einige Korrekturen an unserem Äußeren vornehmen. Ein Romulaner, der den heutigen Tag als gut zum Sterben bezeichnet, wirkt doch auf Dauer irritierend." "Wie Sie meinen."


©2011 USS Baikonur This page was last modified on 22 August 2011, at 08:49.